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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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eine vorbereitete Erklärung verschickt haben«, wandte Mondrian ein.
    »Ohne dass sie schon wussten, was vor Ort wirklich passiert war? Welche Auswirkungen die Aktion hatte? Ob es Festnahmen gab? Ich finde das Ganze schon merkwürdig.« Daffner spuckte seinen Kaugummi in eine Ecke des bunkerartigen Raums.
    Mondrian atmete tief durch. »Was könnte das bedeuten?«, fragte er. »Dass jemand im Ministerium direkt die Hände im Spiel hat? Konnten eure Spezialisten denn klären, wie die Mail zu Bussung gelangt ist?«
    »Keine Chance. An seinen PC sind wir bisher nicht rangekommen.« Daffner kratzte sich am Kopf. »Aber du könntest mal versuchen, ihn aus der Reserve zu locken.«
    »Das hatte ich gerade vor. Mal sehen, wie er reagiert.«
    Vorsichtig öffnete Mondrian die Tür, um sich zu vergewissern, dass niemand mehr draußen stand. Dann verließ er den Raum und ging zurück zum Foyer.
    Offenbar war gerade eine Pause bei den Vorträgen; vor dem Saal umlagerten die Gäste, Gläser mit Erfrischungsgetränken in den Händen, zahlreiche Industriestände. Manche Firmen präsentierten Softwaretools für die kriminalistische Arbeit, andere priesen die neuesten digitalen Fingerabdruckscanner an. Auch elektrische Schockwaffen wurden gezeigt, dazu Nachtsichtgeräte für Spezialkräfte und unbemannte Drohnen zum Einsatz über Menschenansammlungen. Ein Aussteller warb für Mikrochips, die man unter der Haut implantieren konnte, für Abrechnungszwecke zum Beispiel; die ersten Erfahrungen bei Discobesuchern, versicherte eine Werbebroschüre, seien sensationell.
    Mondrian schlängelte sich durch das Gedränge, bis er schließlich die hochaufgeschossene Gestalt Bussungs erspähte. Der Staatssekretär stand an einer Infobox, umringt von seinem Pressestab und Journalisten, und ließ sich die biometrische Rasterfahndung demonstrieren. Aus dem Menschenstrom in der Halle konnte automatisch eine Person herausgepickt werden, indem eine Videokamera sie erfasste und ein Rechner ihre Gesichtszüge mit gespeicherten Fotos abglich, etwa aus einer Passdatei. Sobald der Computer eine Übereinstimmung feststellte, gab er ein Signal.
    »Phantastisch«, lobte der Staatssekretär, als die Kamera ihn selbst scannte und der Computer lautlos einen Treffer meldete. Mondrian drängte sich durch die Traube seiner Begleiter zu ihm vor.
    »Wann kommt denn nun Ihr Artikel über die Grüne Armee Fraktion?«, fragte Bussung, als er ihn wahrnahm. Offenbar erinnerte er sich daran, dass der Journalist vom »magazine« bei der Lagebesprechung im Ministerium dabei gewesen war.
    »Ich muss noch mal mit Ihnen reden«, sagte Mondrian. »Es gibt noch ein paar offene Fragen.«
    »Selbstverständlich.« Ein joviales Lächeln, das gleich wieder verflog. »Wenn es mein Terminkalender zulässt.«
    »Sie sollten sich dafür schon Zeit nehmen. Auch in Ihrem Interesse.«
    »So? Die übliche Journalistendrohung.« Bussung trat, die Stirn unwillig in Falten gezogen, von der Infobox weg und ging mit Mondrian ein paar Schritte zur Seite.
    »Worum geht es?«
    »Zum Beispiel um Wanzen.«
    Keine Reaktion.
    »Um V-Männer, die die angebliche Grüne Armee Fraktion monatelang bespitzelt haben.«
    Keine Reaktion.
    »Um Dreckklumpen und andere Beweise, die den Verdächtigen untergejubelt worden sind«, pokerte Mondrian weiter.
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    Als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen, strich sich Bussung über die gegelten Haare, dann zeigte er zu seiner Assistentin, die ein paar Schritte entfernt stand.
    »Also gut, wenn es denn sein muss. Ort und Zeit erfahren Sie von ihr.«
     
    Die Frau hinter Bussung war Mondrian schon früher aufgefallen. Gerade deswegen, weil sie keine besonderen Merkmale besaß. Mittelgroß, mit naturblondem Haar und zurückhaltend gestreiftem Kostüm, gehörte Claudia Böhme zu den Menschen, die sich gern in der zweiten Reihe hielten. Das dezente Make-up in ihrem alterslosen Gesicht und ihre sparsamen Gesten verrieten, dass sie darauf verzichtete, das Leben als ständige Castingshow zu betrachten. Umso effektiver hatte Bussungs Presseassistentin seinen Auftritt vor den Medien am ICE-Tunnel organisiert.
    Und auch jetzt, beim Polizeikongress, bewegte sie sich so unauffällig wie selbstverständlich in Bussungs Schatten. Kein Zweifel, dass sie zum inneren Kreis um den Spitzenbeamten gehörte. Vielleicht eine Möglichkeit, dachte Mondrian, näher an ihn heranzukommen und zu erfahren, was sich hinter der glatten Fassade verbarg. Wusste er von

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