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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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geben würde«, sagte ein Mann mit bayerischem Akzent, »aber noch ist ja, wenn ich den Kollegen Bussung richtig verstehe, die Situation unter Kontrolle. Wir dürfen jetzt nicht alles in Frage stellen.«
    »Im Gegenteil«, antwortete eine andere Stimme, die sich nach Ruhrgebiet anhörte, »die Operation war bisher ein voller Erfolg, meine ich. Ein Erfolg, auf den wir stolz sein können. Wir haben die politische Landschaft verändert … haben unsere Gegner auf ihrem eigenen Feld geschlagen … unser Ziel erreicht. Die Anti-Atom-Bewegung hat ihre ethische Glaubwürdigkeit verloren … massiv Sympathisanten eingebüßt … zeigen eindeutig die Umfragewerte. Die Öko-Bewegung insgesamt hat einen Rückschlag erhalten … in Jahren nicht erholen wird.«
    »Moment«, warf ein Mann in schwäbischem Tonfall aufgeregt ein, »… gilt sicher für die Radikalen. Aber fällt das auch auf die grünen Politiker zurück, die uns überall bedrängen?«
    »… war von Anfang an unser Masterplan«, wieder die erste Stimme, »und er hat funktioniert. Wir haben die Kernenergie nach vorn geschoben, aber die ganze grüne Richtung in Verruf gebracht. Öko ist unten durch, ums mal salopp zu sagen, die Idee als solche ist diskreditiert.«
    »Aber um welchen Preis?«, unterbrach ihn der Schwabe. »Das muss ich noch mal hinterfragen. Anfangs war von begrenzten Verlusten die Rede. Von vielen Toten haben wir nie gesprochen, jedenfalls nicht in meinem Beisein …«
    »… wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass?«, sagte der aus dem Ruhrgebiet. »Wir haben nie verschwiegen, dass es eine schmutzige Operation sein wird. Sonst hätte sie gar nicht funktioniert. Deswegen haben wir externe Kräfte eingesetzt. Wir dürfen uns jetzt nicht irritieren lassen. Zumal die Medien ja bisher blendend mitziehen. Wir haben doch eine prima Presse …«
    Undeutlich war Gelächter zu hören.
    »Bis auf die eine Ausnahme, die jetzt Ärger machen könnte.« Das war Bussung. »… nicht die Nerven verlieren, auch wenn das BKA im Mailverkehr schnüffeln sollte … gehe davon aus, dass alles gelöscht ist …«
    Die Stimmen wurden undeutlicher, die Unterbrechungen größer.
    Dann ein hartes Geräusch und nur noch Rauschen. War Schirras Handy heruntergefallen? Entdeckt?
    Die Verbindung schien abgebrochen. Und Mondrian wagte nicht, zurückzurufen.
    Inzwischen war eine SMS von Claudia Böhme eingetroffen.
    »Treffen mit Staatssekretär heute Nacht, 02.00 Uhr, Hamburg, Hafen CTA.«
    Als er Böhmes Nummer probierte, hörte er nur: »Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.«

46
    Container Terminal, Hamburg
     
    Er war schon nach Mitternacht, als sich Mondrian auf der Autobahn dem Süden Hamburgs mit seinen Hafenbecken und Fleeten näherte. Hinter Dunstschwaden war die Millionenstadt nur eine Ahnung aus milchigem Licht. Die Scheibenwischer schoben einen Film aus hauchfeinen Tröpfchen zur Seite, während er sich in ein Labyrinth von Asphaltbändern einfädelte, die sich um Kohlehalden und Schuppen wanden. Zwischen zwei Lastwagen eingekeilt, die ihm bedrohlich nahe rückten, suchte er sich über Rampen und Kehren seinen Weg zum Container Terminal Altenwerder. Er war fast auf die Minute pünktlich, als er an der Einfahrt zum CTA hielt.
    »Warum gerade hier?«, fragte Mondrian den Mann, der ihn am Tor in Empfang nahm.
    »Weil es hier demnächst spannend werden könnte«, antwortete der Mann, der sich als Wustrow vorstellte. Er war Mondrian aus der Presseabteilung des Ministeriums nicht bekannt, sah eher durchtrainiert wie ein Personenschützer aus.
    »Frau Böhme ist unpässlich«, sagte Wustrow, »doch der Herr Staatssekretär freut sich schon auf Sie. Er hat Sie hierhergebeten, weil wir eine heiße Spur haben. Sie wissen schon, die Sache mit dem explosiven Container. Von einem Verbindungsbeamten im Ausland ist ein Hinweis gekommen, dass die Box bald im CTA eintreffen könnte. Und der Staatssekretär möchte Ihnen die Chance geben, bei den Ermittlungen vor Ort zu sein.«
    Mondrian stutzte. Falls Bussung hier tatsächlich seine Schwimmende-Bombe-Show fortsetzen wollte, hätte er nicht nur ihn geladen, sondern die ganze Medienmeute. Doch am Haupttor des riesigen Areals stand kein einziger Wagen mit Satellitenschüssel oder Sender-Aufschrift. Davor stauten sich nur Containertrucks mit röhrenden Motoren, während in der Nähe eine Diesellok Dutzende von ratternden Waggons vorbeizog. Das Innere des kilometergroßen Terminals, von gelben Scheinwerfern auf

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