Gruene Armee Fraktion
schauen, welche Programme und welche Signaturen darauf verwendet wurden.«
»Wir sollten auch das Fabrikat feststellen und versuchen, den Verkaufsweg zu rekonstruieren«, schlug jemand vor.
»Bei so einer Massenware?«, fragte einer der Pizza-Freunde feixend. »Viel Vergnügen!«
Ein älterer Beamter mit Halbglatze unterbrach das aufkommende Gemurmel. »Möglicherweise hilft uns der Text des Schreibens weiter«, sagte er. »Wir könnten feststellen, ob es Übereinstimmungen mit alten RAF-Erklärungen gibt. Vielleicht existieren Parallelen in der Wortwahl. Oder es mischt sogar ein alter Kader mit.«
»Von der Rote Armee Fraktion?« Ein jüngerer Beamter mit Ohrstecker schüttelte skeptisch den Kopf. »Das sieht mir eher nach ‘ner anderen Fraktion aus, dieses Cannabisblatt mit Knarre, das online zu sehen war. Ich werde mal checken, ob so ein Symbol schon auf irgendwelchen Flugblättern aufgetaucht ist. Ich lass das gleich durch den Rechner laufen.«
»In Ordnung«, sagte Daffner. »Und wer kümmert sich um die leeren Kanister, die am Tatort gefunden worden sind?«
Eine der Frauen hob den Arm. »Schon in Arbeit. Sie sind ziemlich verformt, hat mir ein Beamter vor Ort berichtet. Ein Sachverständiger soll klären, welche Flüssigkeit als Brandbeschleuniger eingesetzt worden ist.«
»War das nicht Benzin?«, erkundigte sich der andere Pizza-Mann.
»Das glaube ich eher nicht.« Daffner massierte sich die Schläfen. »Von der Leiche ist so wenig übrig, dass eine extreme Hitze geherrscht haben muss. Das kriegst du mit Biosprit von der Tanke jedenfalls nicht hin.«
»Gibt es eigentlich überhaupt keine Augenzeugen, die irgendetwas mitgekriegt haben?«, fragte ein rundlicher Beamter mit Fistelstimme. »Da muss doch eine Menge Action im Wald gewesen sein.«
»Bisher negativ«, antwortete der Red-Bull-Mann trocken. »Der Tatort liegt offenbar in einem ruhigen Waldstück, das normale Leute wegen der Atomanlagen meiden, und es ging auf den Abend zu. Aber die Kollegen von der Landespolizei grasen noch die Gegend ab.«
»Dann sollten sie auch nach dieser Landkarte schauen, die schon bei ›magazine.de‹ zu sehen war«, entschied Daffner, »die mit dem gestrichelten Joggingpfad. Möglicherweise finden sie ja einen Laden, der kürzlich so eine Karte verkauft hat.«
»Und was ist mit dem Briefumschlag, in dem die CD verschickt wurde?«, fragte eine andere Beamtin mit aufgeklapptem Notizblock. »Ist da was Handschriftliches darauf? Eine Adresse?«
»Das soll sich der Graphologe ansehen.« Daffner hielt den Umschlag ans Licht, um ihn näher zu betrachten. »Die Schrift könnte von einem Filzstift stammen. Und wenn ich das richtig sehe, wurde die Briefmarke in Hamburg abgestempelt. Aber viel wichtiger ist, wer daran geleckt hat. Das verrät uns vielleicht Dr. Blut. Ich kümmere mich persönlich darum. Also los, nächstes Treffen auf Zuruf.«
Die Stühle polterten, als sich die Beamten erhoben.
Daffner nahm Mondrian ins Schlepptau und führte ihn hinüber ins Gebäude der Kriminaltechnik, wo er früher schon einmal die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit beobachtet hatte. Hunderte von Mitarbeitern waren dort an Hightechgeräten im Einsatz, um winzigste an Tatorten gesammelte Spuren zu analysieren. »Wir müssen die stummen Zeugen von Verbrechen zum Sprechen bringen«, hatte ihm der Leiter des Instituts erklärt, »gerade im Kampf gegen die Mafia und gegen Terroristen kriegen Sie doch heute fast keine Aussagen mehr.«
Sie kamen an Labors vorbei, in denen Ballistiker mit Elektronenmikroskopen Geschosshülsen untersuchten; an einem abgedunkelten Raum, in dem Physiker Fingerabdrücke mit Fluoreszenzmitteln zum Leuchten brachten. Nebenan prüften Chemiker Schmauchpartikel von Revolvern; IT-Fachleute schnitten mit einer Ionensäge Chips von beschlagnahmten Handys auf, um die Daten zu rekonstruieren. Daffner klopfte an die Tür des Mannes, der im Amt nur »Dr. Blut« genannt wurde.
Der Biologe war bekannt dafür, dass er aus der Verteilung von roten Spritzern an einem Tatort nicht selten den genauen Ablauf eines Verbrechens lesen konnte. Und er hatte zu den Ersten im BKA gehört, die unverwechselbare DNA-Codes aus diesem Körpersaft gewannen. Inzwischen war seine Technik so verfeinert, dass er Genmuster sogar aus Pflanzen analysierte. Mit einem Baumblatt aus einem Kofferraum hatte er einen Frauenmord in Belgien aufklären können.
Der dickliche grauhaarige Mann im weißen Kittel erwartete sie schon. »Wir werden versuchen,
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