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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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offen stehende Türen peilte. Da gab es keinen Satz zu viel, sondern nur diesen hingeworfenen Gruß, nordisch by nature , knapp wie das »Plopp« in einer Flensburger Bierreklame, wenn der Drahtverschluss aufspringt. Und von irgendwoher, wohl aus dem Zimmer Bruno Wunders, plärrte manchmal noch Bodenständiges aus nicht mehr ganz taufrischen Lautsprecherboxen. Nicht gerade Hans Albers, aber vielleicht Udo Lindenbergs jüngster Alterssong.
    Da war der Empfang heute Morgen unten in der Lobby noch anders gewesen. In der chromgestylten Empfangshalle des Media Tower hatten Teenie-Models, so jung wie überschlank, zu Rhythmen von Lady Gaga für ein Shooting posiert. Und im Fahrstuhl hatte Mondrian mit anhören müssen, wie zwei hochgeschossene Endzwanziger aus der Anzeigenabteilung lautstark mit ihren Kenntnissen von power sales und aggressive marketing protzten. Aber im fünfzehnten Stock, wo die Task-Force saß, lag alles noch wie in Watte. Dort fühlte man sich um diese Zeit oft wie in einem Ufo im Stand-by-Modus, das erst hochgefahren werden muss.
    Mondrian ging zur Pantry, um sich aus dem Automaten Teewasser zu zapfen. Mit den blässlichen Blasen, die sich in der Tasse an der Oberfläche sammelten, erinnerte es ihn an Spülwasser, das seine beste Zeit bereits hinter sich hatte. Im Sekretariat war offenbar wieder einmal die Kaffeemaschine explodiert, wie man aus den Flecken auf dem Teppich schließen konnte. Er griff sich ein paar von den Tageszeitungen, die dort herumlagen, und bemühte sich, seine Tasse unfallfrei zu seinem Zimmer zu balancieren. Als er die Tür mit dem Fuß aufstieß, entdeckte er die Karikatur.
    »Good morning, Guru«, stand unter der Zeichnung, die jemand aus einer Zeitung gerissen und unter dem Türspalt durchgeschoben hatte. Darauf war ein langhaariger halb nackter Mann im Lotossitz zu sehen, auf einer »Wolke 7« schwebend, die Augen geschlossen zur Meditation. Mit ungelenken Strichen war ihm ein Lächeln verliehen worden, das wohl so wirken sollte, als wollte er mit der »Atomkraft? Nein danke«-Sonne im Hintergrund um die Wette strahlen. Darunter Grabkreuze an einem Gleisbett.
    War das der Anfang einer Kampagne gegen die Kernkraftgegner, die in der letzten Zeit solchen Auftrieb gehabt hatten? Und von wem stammte dieser böse Morgengruß überhaupt?
    Mondrian schaltete seinen Computer an, gab nach dem Hochfahren sein Kennwort ein und klickte sich zu den Mails.
    Gleich oben Post vom Chefredakteur. »Moin. Ist der Yogi gut bei dir gelandet?«
    Grosser also. Statt seines Namens am Schluss ein Smiley.
    »Schon wieder im Abflug«, tippte Mondrian ein, knüllte die Karikatur zusammen und schmiss sie in hohem Bogen in den Papierkorb. Nachdem er die letzten Meldungen im Netz überflogen hatte, entschied er, dass es Zeit für ein Gespräch mit Thomas Daffner war.
    Drei Versuche brauchte er, bis er im Bundeskriminalamt mit dem Kommissar verbunden wurde. »Du bist ja kaum an die Strippe zu kriegen«, klagte er. »Was macht denn die Soko? Kommt ihr voran?«
    »Mensch, hier ist der Teufel los.« Daffners Gereiztheit war sogar mehrere hundert Kilometer weit durch die Leitung zu hören. »Die Kommission ist auf fünfundvierzig Leute aufgestockt worden. Druck vom Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Aber eine heiße Spur, die haben wir bisher nicht.«
    »Hat nicht der Herr Staatssekretär das Gegenteil verkündet? Schon am ICE-Tunnel?«
    »Ach was, nur Medientheater. Wie so was funktioniert, weißt du besser als ich.«
    »Und die Kriminaltechnik? Habt ihr am Tunnel weitere Spuren gefunden? Oder irgendwelche Hinweise auf die Mörder von Geesthacht? Zum Beispiel DNA an dem Briefumschlag, den ich dir gegeben habe?«
    » No, Sir, alles negativ bisher. Wer immer da draußen unterwegs ist, arbeitet clean. Sauber wie ein Profi, der Ahnung von seinem Gewerbe hat. Auch die CD bringt uns nicht weiter, sie hat keinerlei besondere technische Merkmale, und die Selbstbezichtigungen enthalten keine Wortkombinationen, die bisher in unseren Dateien aufgetaucht wären. Es gibt höchstens eine Sache, die dich interessieren könnte.«
    »Die wäre?«
    »Ein Zeuge …«, Daffner blätterte offenbar in Papieren, »… ein Waldarbeiter, steht hier, will zur Tatzeit vermummte Gestalten im Bereich des ICE-Tunnels gesehen haben.«
    »Vermummte Gestalten? Was soll das heißen?«
    »Schwarz maskiert, heißt es hier. Mehr kann ich dir nicht sagen. Wir können den Zeugen auch nicht selbst vernehmen, weil ihm laut Vermerk Vertraulichkeit

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