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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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vage und blickte zum Fenster hinaus. »Vor Gericht würde ich selbstverständlich nie zugeben, dass wir im Wendland noch TKÜ geschaltet haben …«
    Telekommunikationsüberwachung. Also hörten sie Arne Stöver ab? Fritz und Maria? Anschlüsse bei den Schotterern oder bei X-tausendmal quer?
    »Außerdem wissen wir selbstredend, welche Personen in meinungsführenden Medien mit wichtigen Geschichten betraut sind. Besonders wenn es um ein so sicherheitsempfindliches Thema wie terroristische Anschläge geht. Investigative Recherchen hinterlassen immer Spuren, und Hintergrundgespräche sind ja für beide Seiten nützlich, nicht nur für die Presse, wenn Sie verstehen …«
    War das eine Anspielung auf die Kontakte, die der Verfassungsschutz vor allem in Berlin zu bestimmten Medien pflegte? Auf die regelmäßigen Treffen, zu denen der Präsident des Bundesamtes handverlesene Journalisten in seine Grunewald-Villa lud? Bei einem Glas guten Rotweins und Käsehäppchen wurden dort Neuigkeiten und Einschätzungen aus der Welt der Nachrichtendienste besprochen, selbstverständlich »unter 3«, wie der Code hieß: strikte Vertraulichkeit. Natürlich gehörte auch ein »magazine«-Kollege zu dieser Runde. Hatte er über Mondrians Recherchen geplaudert und so den Geheimdienst auf seine Fersen gelenkt?
    »Meinen Sie die Rotwein-Connection?«, hakte er nach und hob die Augenbrauen.
    »Nächste Frage«, sagte Schirra und knipste sein Lächeln an.
    Mit einem großen Schluck Kaffee spülte Mondrian seinen aufkommenden Ärger hinunter. »Deshalb bin ich ja hergekommen. Wie radikal ist denn die Szene im Wendland Ihrer Einschätzung nach?«
    Schirra richtete sich in seinem Sessel auf und nahm ein Dossier zur Hand. »Wir beobachten die Gruppen natürlich seit Jahren. Die Mitglieder sind nicht alle so harmlos, wie sie sich, sagen wir mal, in einem Obstgarten bei Most präsentieren.«
    Er räusperte sich und fuhr dann fort: »Da kommen verschiedene Strömungen zusammen. Echte und Freizeitbauern, alternative Stadtflüchtlinge aus Berlin und Hamburg, Altachtundsechziger und bemühte Christen. Die meisten beschränken sich auf Straßenblockaden. Was ja eigentlich Nötigung ist, wie Sie wissen …«
    »Ich weiß bloß, dass die Gerichte das anders sehen«, widersprach Mondrian.
    »… wir haben aber auch Kunden, die uns mehr Sorgen machen. Die nachts Bahnschwellen zerstören oder versuchen, über den Zaun ins Zwischenlager zu klettern. Es sieht so aus, als würde gerade eine Gruppe von Gymnasiasten ziemlich abdriften.«
    »Darunter einer mit hebräischem Vornamen?«
    Schirra drehte eine Lichtbildmappe so um, dass Mondrian die Gesichter sehen konnte. Eines der Porträts zeigte Aaron, den Jungen mit dem Mittelscheitel.
    »Und natürlich haben wir in der Region noch weitere Kandidaten auf dem Schirm.«
    »Die Anarchisten, die den Dorfgasthof geschmückt haben?« Mondrian erinnerte sich an das Transparent an der Fassade.
    »Kein Kommentar«, sagte Schirra humorlos und klappte das Dossier zu. »Eines kann ich Ihnen allerdings raten, wenn Sie in Sachen Grüne Armee Fraktion recherchieren: Vergessen Sie das Wendland. Wir sind überzeugt davon, dass die Anschläge in Geesthacht und im ICE-Tunnel nicht aus dieser Ecke kommen. Keiner dort hat das Kaliber dazu.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Wir hätten was mitbekommen. Wir haben die Szene so unter Wind, dass uns im Vorfeld irgendetwas aufgefallen wäre. Konspirative Treffen. Logistische Vorbereitungen. Aber wir haben keine Erkenntnisse in dieser Richtung. Null.«
    »Und diese Gruppe in der Elbmarsch?« Mondrian dachte an die Frau in Tespe.
    »Dieser Hausfrauenverein?« Der Verfassungsschützer hob abwehrend seine perfekt gepflegten Hände. Mondrian wunderte sich, wie herablassend Schirra über die Mütter der leukämiekranken Kinder sprach. Lag das an speziellen Neigungen? Auf Schirras Schreibtisch standen, leicht verdeckt, Fotos der Christopher-Street-Parade. Auf einem war er selbst zu sehen, einen jüngeren Mann im Arm.
    »Natürlich wird diese Bürgerinitiative amtlich nicht beobachtet«, versicherte er augenzwinkernd, »doch aus bestimmten Quellen wissen wir, was dort läuft. Da wurde ein Gutachten bei einem dubiosen russischen Professor bestellt. Und als Berater fungiert ein Strahlenforscher, der immer noch glaubt, dass Barschel ermordet wurde, und davon überzeugt ist, dass die CIA das World Trade Center zum Einsturz gebracht hat. Kein Wunder, dass solche Leute behaupten, es habe

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