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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Kernwaffenversuche bei der GKSS und eine Nuklearexplosion gegeben.«
    »Würde das nicht zu irrationalen Anschlägen passen?«
    »Nein, ich schätze, diese neue Generation von Terroristen müssen wir ganz woanders suchen«, sagte Schirra ernst. »Die Bürgerinitiativen in der Elbmarsch und im Wendland in allen Ehren, schließlich geben sie uns Arbeit, aber beide sind für die Attentate mehrere Nummern zu klein. Immerhin reden wir über kaltblütig geplanten vielfachen Mord.«
    »Wo würden Sie die Terroristen dann vermuten?«
    »Nun«, Schirra senkte leicht die Stimme, »es gibt erste Erkenntnisse, die nach Hamburg führen, dorthin, wo die Szene seit den Hausbesetzungen in der Hafenstraße härter war. Die Gegend um Lüchow-Dannenberg dient manchen nur als Durchlauferhitzer. Das heißere Pflaster ist ganz in unserer Nähe. Dort hat sich nun offenbar etwas völlig Neues zusammengebraut.«
    Er blätterte in Papieren auf seinem Schreibtisch und hüstelte. »Sie verstehen natürlich, dass ich Ihnen nichts aus Verschlusssachen mitteilen kann. Aber Sie müssen mich jetzt einen Moment entschuldigen, weil ich einen gewissen Ort aufsuchen muss.« Der Geheimdienstmann erhob sich und verließ fast geräuschlos den Raum.
    Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, drehte Mondrian das oberste Blatt zu sich herum.
    »VERTRAULICH«, stand in großen Lettern darauf, darunter: »Landesamt für Verfassungsschutz. Vorgang: sogenannte Grüne Armee Fraktion. Vermerk.«
    So schnell er konnte, überflog er den Text. Schon in den ersten Zeilen war von einer nicht näher bezeichneten »Quelle« die Rede. Durch sie sei bekannt geworden, dass sich in Hamburg eine »militante ökologische Gruppierung« gebildet habe. »Äußerungen einzelner Mitglieder lassen vermuten, dass es sich um eine neue Vereinigung handelt, die zu schwersten Straftaten bereit ist.« Nach Angaben der »Quelle« sollten Anlagen und Repräsentanten der Atomwirtschaft angegriffen werden, daneben aber auch andere Ziele. Bei konspirativen Treffen sei wiederholt über »radikale Maßnahmen« und »notwendige Opfer« gesprochen worden, um endlich die Zerstörung der Umwelt zu stoppen. »Abklärungen ergaben, dass Personen aus diesem Kreis bereits bei Widerstandshandlungen gegen die G-8-Konferenz in Heiligendamm in Erscheinung getreten sind.«
    Das nächste Blatt, ebenfalls vom Landesamt für Verfassungsschutz, trug den Titel »Umfeldermittlungen«. Darin hieß es, Verbindungen der neuen ökologischen Gruppe zu Mitgliedern der anarchistischen Szene seien »nicht verifiziert, aber wahrscheinlich«. Es gebe Veranstaltungen im linkspolitischen Spektrum, die von Angehörigen beider Gruppierungen besucht würden. »Persönliche Kontakte existieren offenbar insbesondere zu Aktivisten, die der Roten Flora zuzurechnen sind, weiterhin zu marxistischen Antifa-Gruppen. Eine besondere Rolle dürfte nach hiesiger Einschätzung ein ehemaliger Politikprofessor spielen, der als ideologischer Mentor gilt …«
    Mondrian hörte, wie die Tür hinter ihm wieder aufging. Auf einem dritten Blatt konnte er unter »Operative Maßnahmen« noch lesen: »… Zielperson ist eine dreißig bis vierzig Jahre alte Frau, die laut Quelle Anführerin der Gruppe sein soll …«
    Schirra setzte sich wieder, legte die Blätter in die Akte zurück und klappte sie zu.
    Mondrian lehnte sich zurück und holte tief Luft. Er war zu nervös, um die Hände ruhig zu halten, und kratzte sich das stoppelige Kinn. Zögernd fragte er: »Und wo hält sich die Gruppe auf? Wer ist diese Frau?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen.« Schirra dimmte sein Tom-Buhrow-Lächeln. »Und leider erwartet mich nun ein anderer Termin.«
    Er geleitete seinen Besucher zum Paternoster und verabschiedete sich mit einem Handschlag, der Mondrian eine Spur zu lang vorkam. »Mag sein, dass Sie demnächst eine SMS erhalten.«
    Mondrian sprang in eine knarzende Kabine, die nach unten fuhr.
    Er hörte gerade noch: »Selbstverständlich nicht von mir.«

15
    »magazine«, Hamburg
     
    »Moin.« Aus einem krümeligen Mund, zwischen zwei Bissen vom Krabbenbrötchen.
    »Moin, moin.« Auch nur schnell ausgespuckt, aber immerhin im Doppelpack.
    »Moooiin.« Lang gedehnt. Beim Nachziehen des knalligen Lippenstifts, kein Blick zur Seite, die Augen auf den Spiegel fixiert.
    Und bloß kein überflüssiges Wort.
    Mondrian hatte sich längst daran gewöhnt: jedes Mal diese maulfaule Begrüßung, wenn er morgens in die Redaktion kam und in

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