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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Strahlenschleudern weiterlaufen, wächst der Berg von nuklearem Müll, der die Erde für Millionen Jahre vergiftet. Wir brauchen keine grün gefärbten Worte, sondern Taten!«
    Sie raffte ihre Unterlagen zusammen. »Und ich habe keine Lust mehr, hier als Alibi-Frau zu sitzen, während Sie eine PR-Show für die Energiewirtschaft abziehen.«
    Als sie aufstand und vom Podium stieg, flogen Farbbeutel. Sie schossen, begleitet von einem Pfeifkonzert, aus den Zuschauerreihen und klatschten gegen die Männer hinter den Mikrofonen, auf deren Anzügen dunkelgrüne Kleckse explodierten. Die Werfer stürmten, Schals vor die Gesichter gezogen, aus dem Saal.
    Mondrian folgte ihnen, nachdem er die Frau im Tumult aus den Augen verloren hatte. Er sah von hinten, wie sie die Tücher wieder wegsteckten und sich draußen wie selbstverständlich zwischen die anderen Besucher mischten. Im Foyer verschwanden sie in einem Pulk von jungen Leuten an einem Klapptisch, über dem das Schild »Schwarzmarkt« hing.
    »Der kommende Aufstand« war eines der Bücher, die man dort kaufen konnte – die Flugschrift eines »Unsichtbaren Komitees« aus Frankreich, die nicht weniger als eine nahende Apokalypse versprach. Daneben der Band »Autonome in Bewegung«, auf dem Cover ein Sturmmaskenträger, der im Einkaufswagen eines Supermarkts lümmelte und die gespreizten Finger zum Victory-Zeichen hob. Die Broschüre der »Roten Hilfe« gab Tipps zur Aussageverweigerung bei der Polizei, und auf einem Papierbogen mit aufgedrucktem Bundeswehr-Bulli stand als Gebrauchsanleitung: »1. Ausschneiden, 2. Zusammenkleben, 3. Anzünden«. Mondrian blätterte in einer Bakunin-Biografie und fragte sich, ob das Plakat gegen »S21« nur zufällig neben dem Stand hing.
    Als er sich umschaute, entdeckte er Ricarda Walde. Sie stand nicht weit entfernt im Gedränge, in ein Gespräch mit Ullrich Brandtner vertieft. Beide lachten und gestikulierten, umringt von Jugendlichen, die sie wie Groupies belagerten. Mondrian verfolgte, wie sie zu einer kubanischen Band hinüberzogen, die im Foyer zu spielen begann. Er wartete die erste Pause ab. Dann sprach er sie an.
    »Von diesem Magazin in Hamburg?« Sie verzog ihre ungeschminkten Lippen. Er merkte sofort, dass sie auf Distanz ging. »Mit Ihnen reden? Warum sollte ich mir das antun?«, fragte sie abweisend.
    »Warum nicht?«, entgegnete er so gewinnend wie möglich.
    »Weil Sie zu den Medien gehören, die bloß den Konsum anheizen. Voll mit Anzeigen für PS-Schleudern und überflüssigen Luxuskram. Aber keine Zeile über das, was wirklich wichtig ist.«
    »Eine radikale Umweltpolitik, meinen Sie? Sie könnten ja mal probieren, Ihre Botschaft bei uns zu verbreiten. Dann müssten Sie allerdings mit uns sprechen«, warb er mit einem Lächeln, das etwas dünn geriet.
    »Damit Sie mir dann die Worte im Mund umdrehen?«
    Bevor er widersprechen konnte, kehrte sie ihm den Rücken zu. Und ließ ihn einfach stehen.
    Mondrian war so verblüfft, dass ihm Röte ins Gesicht schoss. Er kaufte sich erst mal eine Flasche Bier, um sich herunterzukühlen.
    »Get up, stand up, stand up for your rights!«
    Jemand hatte Bob Marley als Pausenfüller aufgelegt. Spontan fingen grauhaarige Veteranen der Umweltbewegung an zu tanzen – oder das zu machen, was sie dafür hielten, denn es glich eher einem rhythmischen Zappeln.
    Ziemliche Zicke, dachte Mondrian und ärgerte sich noch mehr, als er auch Ricarda Waldes schwarzen Schopf im Takt wippen sah.
    »Get up, stand up, don’t give up the fight!«
    Mit einem neuen Anlauf trat er noch einmal auf sie zu, entschlossen, sich nicht wieder abwimmeln zu lassen.
    »Es gibt noch einen Grund, warum Sie mit mir sprechen sollten.«
    Etwas näher als nötig hielt er ihr das Foto auf dem Handy-Display vor die Nase. »Ich habe nämlich schon etwas von Ihnen. Was wir ja mal drucken könnten.«
    »Na und? Ist das jetzt eine Drohung?«, fragte sie und hob dann leicht verunsichert die Augenbrauen. »Woher haben Sie das Foto überhaupt?«
    »Von einem freien Fotografen. Aber keine Sorge, das ist nur ein Testschuss. Wir suchen seit einer Weile neue Köpfe aus der Umweltbewegung, die wir bei uns im Blatt vorstellen wollen«, log er.
    »Und warum gerade mich?«
    »Weil ich von Ihnen interessante Statements im Netz gelesen habe.« Hoffentlich lag er richtig mit seiner Vermutung, aber sonst wäre sie sicher nicht auf das Podium geladen worden.
    Funktionierte der Bluff?
    Sie zögerte einen Moment und schien noch immer

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