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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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genossen. Der Prozess endete damit, dass der Angeklagte freigesprochen wurde und eine Haftentschädigung erhielt. Mondrian, zu der Überzeugung gekommen, dass die Vorwürfe stimmten und noch mehr dahintersteckte, beschloss, auf eigene Faust zu recherchieren.
    Als »internationaler Unternehmensberater« nahm er einige Wochen später Kontakt zu dem Mann auf, um ihm »saubere Lösungen« beim Müllgeschäft anzubieten. In feinem Zwirn deutete er an, dass er Giftstoffe »südlich der Alpen« günstiger entsorgen könne als in Deutschland. – »Bei Berlusconi?«, hatte der Mann lachend gefragt. Mondrian bestätigte »vertraulich«, dass er in ständigem Kontakt mit einer sizilianischen Familie sei.
    Der Unternehmer ließ durchblicken, dass er bereits Partner in Kalabrien habe, war aber gierig genug, Angebote und Preise zu vergleichen. Mondrian bat einen italienischen Freund, ihn als »Anwalt aus Palermo« zum gemeinsamen Geschäftsessen zu begleiten.
    Bei einem langen Abend mit viel Grappa ließ der Müllhändler immer offener heraus, wie die ‘Ndrangheta seine ultragiftigen Stoffe mit schrottreifen Schiffen im Meer versenkte. Zwei Wochen später erschien im »magazine« eine Geschichte über die »Kalabrische Connection«.
    »Er ist einen Tag nach Erscheinen ins Ausland abgehauen«, schloss er.
    »Cool. Hatten Sie keine Angst, dass jemand mit einer geladenen Lupara hinter Ihnen herschleicht?«, fragte die Blonde.
    »Na ja, schon ein bisschen. Ich bin kein Held.« Mondrian rang sich ein Lächeln ab, obwohl ihm damals öfter mehr als mulmig zumute gewesen war. »Aber Polizeischutz wollte ich nicht haben. Und falls jemand von euch immer noch glaubt, ich sei selbst Bulle, kann er meine Berichte ja mal googeln.«
    Er schaute auf die beiden Computer, die neben den Anti-Atomkraft-Stickern im Stand-by surrten.
    »Und warum wollen Sie gerade über mich schreiben?«, fragte Ricarda Walde, die bisher geschwiegen hatte. »Warum nicht über Bianca Jagger? Die war doch auch beim Kongress. Die Medien stürzen sich doch sonst mit Vorliebe auf die Promis.«
    »Eben deshalb. Außerdem sieht sie immer so aus, als käme sie gerade von einer Benefiz-Gala. Sie wirkt einfach nicht authentisch.«
    »Und dieser Gewerkschaftsboss?«, hakte ein ausgemergelter Mann mit dünnem Zopf und gelben Zähnen ein.
    »Frank Bsirske? Auch nicht gerade ein grüner Hoffnungsträger.«
    »Was ist mit Vandana Shiva? Die kämpft doch seit Urzeiten für die indischen Bauern und ihre Graswurzel-Revolution.« Das kam von der Pummeligen mit den rot und grün gefärbten Stoppelhaaren.
    »Tolle Frau. Bloß leider interessiert sich bei uns fast niemand dafür, was in Indien los ist. Die Leute hier haben andere Sorgen. Angst vor der nächsten Wirtschaftskrise, vor Arbeitslosigkeit, vor Hartz IV …«
    »Wann kapieren die Medien endlich«, fuhr Ricarda Walde auf, »dass das alles zusammenhängt? Dass der Raubtierkapitalismus uns gemeinsam ruiniert? Bloß trifft der Klimawandel zuerst die Ärmsten in den Entwicklungsländern. Und wir glauben, wir seien fein raus, und erhöhen mit unserem Geld die Deiche.« Ihre Stimme wurde schärfer. »Dabei ist es unser Lebensstil, der die Erde umbringt. Konsum bis zum Koma, fette Autos, Billigflüge, von Medien wie Ihrem Magazin gehypt …«
    »Moment mal«, unterbrach Mondrian und blickte in die Runde, »fahrt ihr nicht auch Auto? Sogar eine Karre, die Sprit verliert?« Er wandte sich wieder Ricarda Walde zu. »Und fliegen Sie nicht manchmal auch zu Kongressen?«
    Sie antwortete nicht sofort.
    »Und warum kopieren gerade Milliarden Asiaten unsere Lebensweise«, setzte er nach, »wenn die so furchtbar ist?«
    »Aber das macht doch alles nur noch schlimmer«, sagte die Blonde empört, »dass die jetzt auch noch solche Stinker fahren.«
    »Und immer mehr Energie für ihre blöden Klimaanlagen verbrauchen.« Schweißtröpfchen auf der Stirn des Mädchens mit den rot-grünen Haaren.
    »Und für eure verdammte Fleischesserei Wald ohne Ende roden, um dort Futtermais und Soja anzubauen.« Der feiste Riese knackte mit den Zähnen eine Erdnuss und warf die Schalen auf den Kokosteppich, auf dem sich bereits ein beachtlicher Haufen türmte.
    »Es ist doch obszön«, Ricarda Walde fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen, »wie wir mit unseren Luxusbedürfnissen das Klimachaos anheizen. Aber die Politiker halten Sonntagsreden …«
    »Weil sie wiedergewählt werden wollen, das funktioniert nun mal nicht mit Verzichtparolen«, wandte

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