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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Desperados. Nur ein Gedanke erschien ihm immer klarer. Etwas war seltsam mit diesem Drogengarten.
    Von einer früheren Recherche wusste er, dass die Polizei gern und erfolgreich Jagd auf solche Pflanzungen machte. Es gab dafür eine spezielle Rasterfahndung. Computer verglichen Datenberge, um Wohnhäuser herauszufiltern, die ungewöhnlich viel Strom verbrauchten, dazu verdächtig viel Wasser. Damit konnten die Fahnder Plantagen dieser Größe ziemlich leicht aufspüren. Warum ließen sie gerade Youssefs »Paradies« in Ruhe?
    Plötzlich spürte er eine Berührung an der Schulter. Er drehte sich um und sah Ricarda vor sich.
    »Was macht denn der Enthüllungsjournalist hier oben?« Ihre grünen Augen, leicht spöttisch, ganz nah.
    Ohne jedes weitere Wort nahm sie seine Hand und führte ihn nach unten in die Wohnung, die jetzt still dalag. Auf leisen Sohlen, als müssten sie sich wie ein heimliches Liebespaar bewegen, lotste sie ihn in ihr abseits gelegenes Zimmer. Der Schein einer Kerze fiel auf ein Bett mit indianischen Tüchern, die schon zurückgeschlagen waren. Mit der Entschlossenheit einer Frau, die sich nimmt, was sie will, legte sie ihre Arme um ihn und zog ihn an sich. Dann schloss sie die Augen, tastete mit ihren Lippen nach seinen, und als sich die Münder fanden, ließ sie ihre Zunge wandern, als erobere sie einen neuen Kontinent.
    Irgendwann spürte er, wie sie sein Hemd öffnete und mit ihren Fingern über seine Brust fuhr. Sie streifte sich ihr Shirt über den Kopf, die lange Mähne glitt wie ein Wasserfall über die bloßen Schultern. Mit einem Atemhauch löschte sie die Kerze, und in der Schwärze erkundete er ihren warmen Körper, ihre Berge und Täler, ihre Landschaften, die nach Meer und Algen dufteten. Und irgendwann versank er in einem Kosmos, der für ihn schon verloren gewesen schien.
    Später, als er sich ruhelos hin und her drehte, hörte er gleichmäßige Atemzüge dicht neben sich.
    Er fragte sich, ob er gerade mit einer Mörderin geschlafen hatte.

24
    Freitag, Morgen
     
    Betreff: countdown 3
     
    Gesendet: 7:53 uhr
     
    alles unter kontrolle, reporter embedded. gibt sich mühe,
    interessante nacht. testen, ob er nützlich für uns ist.
    weitere infos über zielobjekt sammeln und vorbereitungen
    für nächste operation treffen. countdown für nummer 3 wie festgelegt.
     

25
    Friedhof Ohlsdorf, Hamburg
     
    Ein leeres Bett. Nur noch eine warme Stelle, als er vorsichtig neben sich tastete und die Augen aufschlug. Aus dem Nebenraum war die Tastatur eines Computers zu hören. Dann konnte er durch die offen stehende Tür sehen, wie Ricarda einen Umhang abstreifte und nackt zum Bad ging.
    »Was hast du heute vor?«, rief er ihr halbwach nach.
    »Eine Überraschung«, sagte sie, als sie in Shirt und Hose zurückkam und einen dampfenden Mate neben das Bett stellte. »Letzte Nacht, das war nur das Vorspiel.«
    »Und was ist das Nachspiel?« Er blickte sie neugierig an.
    »Komm einfach mit, dann wirst du es erleben.« Sie sah unverschämt gut aus, fand er, aber sie lächelte nicht, als sie ihm einen flüchtigen Kuss gab. Irgendetwas in ihrem Blick hatte sich verändert, und sie wirkte unruhig, während sie auf die Uhr schaute.
    Um kurz nach halb zehn kam ein Anruf, den sie nur mit einem »Okay« quittierte.
    Dann fuhren sie in seinem Wagen los. Sie dirigierte ihn nach Nordosten, zum Friedhof in Ohlsdorf. Nachdem sie das riesige Areal einmal halb umrundet hatten, ließ sie ihn an der Rückseite vor einem Nebeneingang halten, am Ende einer Stichstraße im Schutz einer Hecke. Sie war ganz in Schwarz gehüllt und griff die rote Rose, die sie unterwegs besorgt hatte.
    »Was ist los? Willst du nicht darüber reden?«, fragte Mondrian, der ahnte, dass sie zu einer Trauerfeier aufbrach.
    »Später«, sagte sie, als sie ausstieg. »Warte hier. Ich bin bald zurück.«
    Warten. Wie er das hasste. Weil man zu viel Zeit hatte, sich Fragen zu stellen, auf die man keine Antworten fand. Warum hatte er mit dieser Frau geschlafen, die er kaum kannte? Nur aus Lust? Oder wollte er mit dem Feuer spielen? Und weshalb ließ er sich breitschlagen, sie hierherzufahren, wenn sie ihm nicht einmal sagte, was sie vorhatte? Wie lange sollte er hier stehen vor diesem düsteren Tor, durch das jetzt eine ganze Prozession mit Kränzen und Grabgebinden lief?
    Aus einer Kapelle wehte das Geläut einer Glocke herüber, doch durch die dichten Büsche und Bäume konnte Mondrian nicht erkennen, was auf dem Friedhof vor sich ging. Er

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