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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Oberlippenbart. Dann sagte er: »Gibt es nicht mehr. Nur noch einen verkohlten Leichnam.«
    Mondrian fühlte sich einen Moment schwindelig. »Aber wie konnte das in einem Gefängnis passieren?«, fragte er heftig, nachdem er sich wieder gefasst hatte. »In einer überwachten Zelle?«
    »Nicht so laut«, mahnte Daffner, während er um sich schaute. Leise fuhr er fort: »Soweit ich bisher gehört habe, war der Junge in einem leeren Stockwerk untergebracht. In einer Spezialzelle. Angekettet auf einer Pritsche, weil er immer wieder ausgeflippt ist. In den Stunden vor dem Brand soll er mehrmals Besuch von auswärtigen Beamten gehabt haben, die ihn verhörten. Danach muss er sich selbst angezündet haben. Das wird jedenfalls behauptet …«
    »Wie soll das denn funktionieren? Mit gefesselten Armen?«
    »Die Hände hatten wohl genug Spiel, um ein Feuerzeug zu greifen.«
    »Wie kann das durch die Kontrolle kommen? Er ist doch bestimmt durchsucht worden.«
    »Keine Ahnung. So ein Ding ist neben der Leiche gefunden worden, das Plastik zerschmolzen. Muss er irgendwie am Körper eingeschmuggelt haben, wird inzwischen vermutet. Jedenfalls ist die ganze Kunststoffmatratze in Flammen aufgegangen …«
    »… und Speedy lag gefesselt darauf …« Mondrian versuchte, sich das Bild vorzustellen, aber es wollte nicht in sein Gehirn. »Warum, um Himmels willen, sollte er das getan haben?«
    »Depressionen? Entzugserscheinungen? Realitätsverlust?« Daffner zog die Schultern hoch. »Wer weiß, welche Gründe demnächst angeführt werden. Die Version für die Medien lautet vorläufig, dass der Unfall rückhaltlos untersucht wird und die Umstände noch nicht aufgeklärt sind.«
    »Passt jedenfalls prima«, sagte Mondrian bitter. »So kann Speedy niemandem mehr erzählen, wie es zu seinem Geständnis gekommen ist. Was hältst du denn davon?«
    »Deshalb wollte ich dich ja sprechen. Weil wir mitgekriegt haben, dass ihr euch die Protokolle besorgt.«
    »Werden heutzutage schon Anwälte abgehört? Ich dachte, das sei illegal.«
    »In diesen Tagen scheint vieles möglich, was bisher undenkbar war.« Daffner ließ seinen Blick über die Gäste an den Nebentischen schweifen. »Ich kann dir jedenfalls nur raten, die Hände davon zu lassen. Ich habe ein mehr als ungutes Gefühl dabei. Wir wissen nicht, wie diese Aussagen zustande gekommen sind.«
    »Nicht mal eure Soko?«
    »Nein, meine Leute waren bei der Vernehmung nicht dabei. Wir sind ja bloß die Spürhunde, die den Dreck am Tatort aufsammeln dürfen. Allerdings geht im Amt das Gerücht um, dass Stefan Ahlers nicht ganz freiwillig gesungen hat.«
    Mondrian wartete, dass Daffner weitersprach.
    »Na ja, man wusste aus einem früheren Verfahren, dass der Kleine speedsüchtig ist. Leicht auszurechnen, was passiert, wenn er seine Pillen ein paar Stunden nicht bekommt. Oder noch länger. Man sorgt dafür, dass er seinen Verteidiger nicht sprechen kann. Man fliegt ihn nach Schwalmstadt aus und packt ihn in eine Zelle, in der er keinen Kontakt zu Mitgefangenen aufnehmen kann. Und dann wartet man einfach …«
    »Bis er auf Entzug ist?«
    »… und hilft noch ein bisschen nach. Von einem Kollegen, der es wissen muss, hab ich gehört, dass zum Verhör ein spezieller Polizeibeamter eingeflogen wurde. Einer, der weiß, wie man möglichst schmerzhaft Daumen umdreht, ohne dass eine Verletzung zurückbleibt.«
    »Wie damals bei dem Frankfurter Kindermörder?« Mondrian musste an Magnus Gäfgen denken, der einen Bankierssohn gekidnappt und umgebracht hatte.
    Daffner nickte grimmig. »Bloß dass der schon bei Androhung von Schmerzen eingeknickt ist und verraten hat, wo das Opfer versteckt war, allerdings zu spät. Ich weiß nicht, ob dieser GAF-Bubi tatsächlich gefoltert wurde.«
    »Und wer hat seine Vernehmung durchgeführt? Unter dem Protokoll standen die Namen von zwei BKA-Beamten.«
    »Ja, zwei junge Kommissare, die sich inzwischen krankgemeldet haben. Aber der Clou ist, dass angeblich noch zwei weitere Herren dabei waren, die nicht im Protokoll auftauchen. Speedys Aussage, flüstert man bei uns, soll in weiten Teilen von ihnen formuliert worden sein.«
    Mondrian musste schlucken. »So etwas macht das BKA mit?«
    »Wenn, dann nur ein bestimmter Abteilungsleiter. Ich spekuliere bisher bloß, noch weiß ich nichts Genaues. Aber vergiss nicht, dass die Polizei mächtig unter Druck steht. Schon peinlich, dass Ricarda Walde bei der Razzia nicht festgenommen wurde, ausgerechnet die Anführerin der Gruppe.

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