Gruene Armee Fraktion
Eingang zur Seite fuhr. Mondrian wurde in einen Vorraum eingelassen, in dem ein Metalldetektor wie auf einem Flughafen stand. Er musste seine Taschen leeren und langsam durch den elektronischen Rahmen laufen. Kein Signal schlug Alarm. Sein Handy war schon einkassiert, und auch den Wagenschlüssel hatte er abgeben müssen. Während ein Wachhabender ihn anschließend zusätzlich von oben bis unten abtastete, telefonierten andere in der Panzerglaskabine. Offenbar mussten noch aufwendige Vorbereitungen getroffen werden, um Speedy von seiner Zelle in einen Besuchsraum zu bringen.
»… wohl noch Beamte aus Berlin da …«, war einer der Satzfetzen, die Mondrian aufschnappte, dann: »… Station blockiert …?«
»Tut mir leid, Sie müssen sich noch einen Moment gedulden«, sagte einer der Uniformierten mit desinteressiertem Blick. Er zückte einen überdimensionalen Schlüssel aus dem schweren Bund, das an seinem Ledergürtel klapperte, und öffnete eine Gittertür. Nachdem er Mondrian durchgeleitet hatte, schloss er sie hinter sich ab und führte ihn in einen fensterlosen Raum, der nach Putzmitteln roch. Auf den blanken Bodenfliesen standen drei Stühle um einen zerkratzten Tisch. Wortlos ging der Beamte hinaus und ließ die Tür hinter sich zufallen. Mondrian war allein in der Gruft.
Er ließ sich auf einen der Holzstühle sinken und lauschte den Geräuschen, die von außen in den Besuchsraum drangen. Immer wieder hallten Schritte durch den Flur, manchmal auch ferne Kommandos, die aus anderen Flügeln oder vom Hof kommen mussten und nicht zu verstehen waren. Scheppernd ratterte ein Gefährt vorbei, das er für einen Essenswagen oder eine Karre mit Werkzeugen hielt. Dann senkte sich wieder Stille über den Raum mit seinen mächtigen lichtlosen Mauern. Lange Minuten verstrichen, in denen Mondrian darüber nachdachte, wie Speedy ihm wohl gegenübertreten würde. Immer noch rotzfrech wie bei der Razzia? Kleinlaut, weil er dem Druck der Verhörs nicht standgehalten hatte? Gebrochen, nachdem alles vorbei war? Oder vielleicht sogar triumphierend, weil er jetzt die Rolle des Kronzeugen bekam?
Eine jaulende Sirene riss ihn aus seinem Grübeln. Kurz danach war das Gepolter schwerer Stiefel zu hören, offenbar Wachleute, die an seinem Raum vorbeirannten, den hallenden Flur hinunter.
»Feuer!«, brüllte jemand, ein anderer rief nach einem Löschtrupp, und aus dem Hof kam aufgeregtes Geschrei.
Vorsichtig öffnete Mondrian die Tür, und als er niemanden sah, lief er den Gang entlang in Richtung der Unruhe. Er lugte um eine Ecke und sah in ein paar Metern Entfernung die Überwachungszentrale des Gefängnisses, einen Kommandostand voller Monitore, von dem aus der Blick in die sternförmig angeordneten Trakte ging. Hektische Stimmen drangen heraus.
»Wo kommt der Qualm her, verdammt noch mal?«
»E-Station, drüben …«
»Zelle fünf wahrscheinlich.«
»Ist denn der Rauchmelder nicht angesprungen?«
»Doch, ich dachte, das wäre Fehlalarm! Wie zweimal im letzten Monat. Den hab ich erst mal weggedrückt.«
»Verfluchte Scheiße. Und was ist jetzt im E-Bau los?«
»Die meisten Zellen sind geräumt.«
»Der Flur oben ist blockiert … total verqualmt … kein Zugang …«, stieß ein Beamter hervor, der keuchend angelaufen kam.
»Atemschutz klarmachen und rein!«, brüllte der Dienstleiter. »Was zeigt das Videobild?«
»Zelle fünf schwarz, nichts zu sehen von diesem Ahlers«, hörte Mondrian, ehe ihn plötzlich ein Beamter entdeckte und den Leiter am Arm anstieß. Der trat mit hochrotem Kopf auf ihn zu.
»Was haben Sie hier verloren?«, fuhr er ihn an. »Sind Sie der angekündigte Reporter?«
»Wo ist Stefan Ahlers?«, fragte Mondrian, ohne zu antworten, und versuchte, einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen.
Mehrere Uniformierte verstellten ihm die Sicht.
»Das werden Sie später vom Justizministerium erfahren«, blaffte der Leiter. »Jetzt verlassen Sie augenblicklich die Anstalt, sonst lasse ich Sie abführen.«
»Wo ist der Mann, den ich besuchen will? Ich habe ein Recht, zu wissen, was mit ihm passiert ist«, erwiderte Mondrian scharf.
»Und wir haben hier einen Notfall. Raus!« Er gab zwei Beamten ein Zeichen, und sie packten Mondrian an den Armen.
Wütend riss er sich los und schubste sie zur Seite. »Nehmen Sie Ihre Hände weg! Ich kann allein laufen.«
Mondrian ging zu der Gittertür zurück, wo ihn schon ein Beamter erwartete. Er war so aufgewühlt, dass er geradewegs aus der Anstalt
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