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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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stürmen wollte.
    »Hier, Ihre Sachen«, rief ihm ein Uniformierter in der Panzerglaskabine nach und reichte ihm Ausweis, Handy und Schlüssel, bevor die schwere Stahltür wieder auffuhr.
    Draußen schlug ihm schmerzende Helligkeit entgegen. Er hielt sich eine Hand über die Augen und sank benommen auf eine Bank.
    Zu irreal, was er da gerade erlebt hatte. Was war mit Speedy geschehen? War er in der Zelle gewesen, die jetzt schwarz war?
    Mechanisch schaltete er das Mobiltelefon ein, und eine Minute später meldete sich eine SMS.
    »Müssen uns treffen. Wann kannst du in Frankfurt sein?«
    Kein Absender, unbekannte Nummer. Aber Mondrian war sich sicher, dass die Nachricht nur von Daffner sein konnte. Hatte der Kommissar sein Handy gewechselt?
    Er schaute auf die Uhr, tippte »12« ein und »Wo?«.
    »Sambuca« war die Antwort.
    Mondrian brauchte bloß einen Gedankenblitz, um den Code zu knacken.
    Es gab nur einen einzigen Ort auf der Welt, wo er den italienischen Likör gekostet hatte. Süße Schärfe, bitterer Nachgeschmack.

37
    Flughafen, Frankfurt
     
    Es war nach dem Tsunami in Thailand gewesen, eine Laune des Zufalls. Mondrian hatte seine Recherchen fast zum selben Zeitpunkt beendet wie Thomas Daffner seinen Einsatz, und für den Rückflug hatten beide dieselbe Maschine gebucht. Der Start in Bangkok International Airport, eigentlich für Mitternacht geplant, verzögerte sich um mehrere Stunden, und so waren sie nicht gegen sechs Uhr früh in Frankfurt gelandet, sondern erst am späten Vormittag. Erschöpft und übermüdet hatten sie beschlossen, wenigstens noch einen Abschiedstrunk zu nehmen. Sie steuerten das erstbeste Lokal im Terminal 1 an, landeten bei einem Italiener, bestellten zum doppelten Espresso jeder einen Sambuca. Mondrian erinnerte sich genau, wie die Kaffeebohnen in dem süßen Anisschnaps geschmeckt hatten, wenn man sie zerkaute. Bitterer als bitter.
    Und jetzt war er wieder zum »Ciao Italia« unterwegs.
    Eigentlich hatte er es nicht weit. Er war von Schwalmstadt zum Flughafen in Frankfurt gerast und hatte den Wagen im Parkhaus abgestellt. Von dort waren es über zwei Ebenen des Terminals nur wenige hundert Meter bis zu dem Italiener. Doch Daffner hatte einen Code verwendet, was nur bedeuten konnte, dass das Treffen geheim bleiben musste.
    Als Mondrian die Halle durchquerte und mit einer Rolltreppe nach unten fuhr, begann er, nach Auffälligkeiten Ausschau zu halten.
    Er tat so, als studiere er die Bestseller in einer Buchhandlung, betrachtete die Auslagen in Modeshops, schlenderte am Meeting-Point vorbei. Keine bekannten Gesichter, keine Gestalten, die sich plötzlich abwendeten.
    Um zwei Minuten vor zwölf Uhr betrat er das »Ciao Italia«. Daffner saß schon hinter einer breit aufgeschlagenen Zeitung, die Stirn umwölkter als sonst.
    »Sambuca?«, fragte Mondrian. Dabei war ihm selbst nicht nach Alkohol zumute.
    »Bloß nicht«, grummelte Daffner, der schon eine halb leere Espressotasse vor sich hatte, »mir ist schlecht genug.« Aus den Augenwinkeln musterte er die umstehenden Tische und die Eingangstür, bis sein Blick auf Mondrians dicke Lippe fiel.
    Er erzählte Daffner kurz von der unerfreulichen Begegnung mit dem Franzosen.
    »Dieser entsprungene Häftling? Der ist wieder aufgesammelt worden, am Straßenrand, ziemlich lädiert. Hattest du mit dem anonymen Anruf zu tun?«
    »Auf Fragen, bei denen ich mich selbst belasten könnte, muss ich nicht antworten, oder?«
    Daffner nickte mit einem Anflug von Schmunzeln, wurde aber sofort wieder ernst. »Eigentlich dürfte ich dich gar nicht treffen. Kontaktsperre.«
    »Wer hat das denn angeordnet?«, fragte Mondrian.
    »Höhere Herren im Amt.«
    »Und weshalb?«
    »Weil ich im Verdacht stehe, dir Infos gesteckt zu haben. Zum Beispiel über eine bevorstehende Razzia im Schanzenviertel.«
    »So ein Quatsch«, Mondrian tippte sich an die Stirn, »das hab ich doch einfach geraten.«
    »Eben. Aber es hilft nichts, im Amt kennen manche Herrschaften unsere Connection, und bei einem Abteilungsleiter bin ich in Verschiss geraten. Seit zwei Tagen werde ich das Gefühl nicht los, dass man mich sogar abhört. Meinen Dienstapparat, mein Handy. Deswegen hab ich kurzfristig den Anbieter gewechselt.«
    Mondrian wartete, bis der Kellner seine Bestellung aufgenommen hatte und sich wieder entfernte. Dann konnte er die Frage nicht mehr zurückhalten.
    »Weißt du, was mit dem Jungen im Knast passiert ist?«
    »Stefan Ahlers?« Daffner strich sich über den

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