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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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so klapprig sind wie du«, konterte sie, »also mach dir keine Hoffnungen. Vielleicht solltest du deinen heißen Kopf erst mal abkühlen.«
     
    Der Sand brannte so heiß an den Fußsohlen, dass man über den Strand zum Meer rennen musste.
    Als er sich das Hemd abstreifte, entdeckte sie an seiner rechten Körperseite das große Pflaster.
    »Was ist das denn?«
    »Eine Stichwunde. Von deinem französischen Freund.«
    »Exfreund«, sagte sie, bevor sie ins Wasser sprang.
    Er folgte ihr, und eine angenehme Kühle strich seine Schläfen entlang, als er untertauchte. Das Salz biss in den Augen, aber er hielt sie offen, weil er alles sehen wollte, den ockerfarbenen Grund, den olivgrünen Tang, die blau-gelb leuchtenden Fische. Je weiter sie rausschwammen, desto dunkler färbte sich der Ozean, bis der Boden nicht mehr zu erkennen war.
    An den Felsen vor der Bucht steuerte Ricarda auf eine dunkle Öffnung zu, die er nachts nicht bemerkt hatte. Sie glitt in einen Tunnel, der sich verengte und nach einer Biegung zu enden schien. Dort tauchte sie und verschwand unter der Oberfläche. Mondrian versuchte, ihr zu folgen. Aber nach ein paar Metern war es rundum nur noch schwarz. Mit wachsender Panik spürte er, wie ihm die Luft ausging. Als er völlig die Orientierung verloren hatte, spürte er plötzlich einen festen Griff. Ihre Lippen pressten sich auf seine, und ihr Mund öffnete sich für einen Moment, um ihm ihren Atem einzuhauchen. Dann zog sie ihn hoch zu einer hellen Stelle. Prustend erreichte er die Wasseroberfläche und rettete sich auf einen Sandflecken, hinter sich eine schallend lachende Gypsy.
    »Was war das denn für eine Aktion?«, fragte er keuchend und spuckte einen Rest Salzwasser aus. »Gibt es eigentlich irgendjemanden, der aus dir schlau wird?«
    »Hoffentlich nicht«, antwortete sie.
    Er rieb sich die brennenden Augen und blickte auf. Sie befanden sich an einem menschenleeren Ort, einer Art Krater. An den Kalkfelsen, die den Sandfleck völlig umschlossen, wucherte Dschungel. Den winzigen Strand konnte man nur erreichen, indem man durch den Tunnel tauchte und dann nach oben schwamm. Ricarda schüttelte Wasser aus ihrer Mähne. Wie selbstverständlich streifte sie ihren Bikini ab und legte sich mit geschlossenen Augen in den feuchten Sand.
    Mondrian musterte ihren nackten Körper, den er noch nie bei Helligkeit gesehen hatte. Sie sah nicht so makellos aus wie die Katalog-Models, die manchmal das Cover des »magazine« zierten. Aber sie hatte eine eigene Schönheit, jene Schönheit, die ein starkes Selbstbewusstsein verleiht. Er ließ seinen Blick über sie wandern, bis er plötzlich stutzte. Ein paar Zentimeter über ihrer Scham verlief eine schräge Narbe.
    »Von einem Raubfisch?«, fragte er, während er mit der Fingerspitze sanft darumstrich.
    »Nein. Von einem anderen Tier. Einem Mann. Vor sechs Jahren hat mich ein betrunkener Vergewaltiger mit einer zerschlagenen Schnapsflasche überfallen. Weiter ist er nicht gekommen. Aber dieses Andenken habe ich behalten.«
    Sie drehte sich zu ihm und blinzelte ihn an. »Und was ist mit deiner Narbe?«
    »Die von dem Franzosen? Ça va. «
    »Nein, die meine ich nicht. Die andere.«
    Er schaute sie fragend an.
    »Meinst du, dass man die nicht bemerkt, nur weil sie unsichtbar ist?«
    Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Du gibst dir Mühe, zu verstecken, dass dich irgendwas tief verletzt hat. Aber man kann leicht ahnen, dass du das in dich hineinfrisst. Nicht schwer zu erraten, was es sein könnte. Du redest nie über eine Frau, und du trägst keinen Ehering.«
    Mondrian kniff die Augen zusammen.
    Nach einer Pause sagte er: »So ein Ding hab ich auch nicht getragen, als ich noch mit Christin zusammengelebt habe. Brauchen wir nicht, haben wir immer behauptet. Ich war mir sicher, dass wir einfach so tausend Jahre zusammen sind. Und ich bin erst aufgewacht, als sie auszog. Sie wollte nicht mit ‘nem Typen die Wohnung teilen, der nie da ist, weil er gerade mal wieder eine tolle Geschichte recherchiert.«
    Er starrte nach oben in das Tropenblau.
    »Es gab nicht mal einen Knall. Keine fliegenden Fetzen, keine hässlichen Szenen. Sie hat alles dagelassen, unsere Fotoalben, die CD-Sammlung. Nur die Kinder hat sie mitgenommen, Kathy und Rob.«
    Er grub seine Finger in den Sand und wartete, dass der Kloß in seinem Hals kleiner wurde.
    »Seitdem habe ich noch mehr Zeit für diesen Traumberuf«, fuhr er fort, »und was Frauen angeht, bin ich ziemlich zurückhaltend

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