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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Batikhemd oder eine umgedrehte Baseballkappe. Ein paar Gäste saßen auf der Terrasse eines Restaurants unter einem Dach aus Bambusstäben.
    Mondrian entschloss sich, seinen Tag ausnahmsweise mit schwarzem Kaffee zu starten. Als er auf das Hauptgebäude zusteuerte, stellte er fest, dass ein steiler Felsen die Bucht in einem Halbkreis umschloss. Er sah keine Straße. Offenbar war das »Shangri-la« nur über das Meer erreichbar, Nachrichten kamen über eine Satellitenschüssel oder über den Kabelstrang durch den Dschungel.
    An einem alten Banyan-Baum voller Luftwurzeln baumelten nicht nur heilige Tücher, sondern auch Bilder von Göttern, die hier verehrt wurden. Laotse und Einstein, Shiva und Mandela, Jesus und Madonna. Als Mondrian in die luftige Halle trat, lief dort gerade »Hey Joe«. Als hätte Ricarda den alten Jimi-Hendrix-Song für ihn bestellt.
    Sie saß an einem Tisch und winkte ihm aufgekratzt zu, wirkte wie verwandelt. War sie in der vergangenen Nacht sauer auf ihn gewesen? Enttäuscht? Einfach nur erschöpft? Sicher schien ihm bloß, dass er kaum je einen Menschen getroffen hatte, der ihm so viele Rätsel aufgab. Jetzt schleckte sie lustvoll an Mango- und Litschi-Stücken, während ihr gegenüber ein Endsechziger im Collegeshirt skeptisch in einem Müsli stocherte. Die Haare auf seinem mächtigen Schädel, nur noch ein Halbkranz, waren lang und schütter, die Stirnglatze glänzte verbrannt.
    »Sind Sie der schlimme Journalist, von dem Gypsy erzählt hat?«, nuschelte er in einem breiten, kaum verständlichen Amerikanisch, während Ricarda schmunzelte.
    »Ich weiß nicht, was Ricarda von mir erzählt hat«, antwortete Mondrian und setzte sich an den Tisch, »aber ja, schlimm bin ich.«
    »Warum schreiben Sie nicht die Wahrheit?«
    »Welche Wahrheit?«
    »Dass Sie demnächst einen nassen Arsch kriegen, wenn Sie hier sitzen. Weil dann alles durch die polare Eisschmelze überspült ist.«
    Mondrian beschloss, sich erst einmal mit ein paar Schluck Kaffee zu stärken, ehe er in den Kampf zog. Das war auch nötig, denn sein Gegenüber legte gleich nach.
    »Sie müssen den Leuten endlich klarmachen, dass die Erde in fünfzig Jahren nicht mehr so ist, wie wir sie kennen. Der Klimawandel überholt gerade die düstersten Prognosen, die wir Meteorologen jemals gemacht haben.«
    Der Mann schaute hinaus aufs Meer. »Fast zwanzig Jahre lang war ich Klimaforscher bei der NASA. Ich habe mit meinen Kollegen gerechnet und gerechnet, die Computermodelle verfeinert. Es kommt immer das Gleiche heraus: Der Treibhauseffekt verstärkt sich selbst, er wird unbeherrschbar, selbst wenn wir noch mal vierhundert beschissene Kernkraftwerke bauen. Wissen Sie, was meine letzte Hoffnung ist?«
    Er blickte Mondrian herausfordernd an.
    »Dass ich einen verdammten Fehler gemacht habe. Dass ich irgendetwas Wichtiges in den Wettersystemen übersehen habe. Glauben Sie mir, ich sage das als Wissenschaftler nicht gern. Aber Sie sollten nicht zu viel darauf setzen, dass ich mich irre.«
    Er kratzte sich abblätternde Haut vom Schädel. »Aber zum Glück gibt es ja Leute in Ihrem Land, die mit allen Mitteln gegen diese Apokalypse kämpfen.«
    »Meinen Sie die Grüne Armee Fraktion? Die bewirkt eher das Gegenteil von dem, was sie erreichen will. Aber der Spuk scheint vorüber.«
    »Seien Sie sich nicht so sicher.« Der Mann starrte in die flirrende Luft. »Die Geschichte ist nie zu Ende. Der Widerstand ist breiter, als viele denken. International. Die Verhafteten könnten Freunde haben, die nicht tatenlos zusehen.«
    »Was soll das heißen? Woran denken Sie?«
    Aber der frühere NASA-Mann wünschte nur noch einen »schönen Tag« und stand auf, um in seinen Badelatschen zu einem abgetrennten Bereich zu schlurfen. Die Frauen und Männer, die dort an Computern saßen, hatten fast etwas Militärisches. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass zwei von ihnen Outdoor-Hemden mit Tarnmuster trugen, ein anderer eine olivgrüne Kappe. An einem Board stand kaum leserlich mit Filzstift etwas mit »Front«.
    »Wer ist der Kerl?«, fragte Mondrian.
    »Der Halbgott hier. Manche nennen ihn auch General.« Ricarda blickte dem merkwürdigen Meteorologen nach. »Er war mal ein hohes Tier bei der amerikanischen Weltraumbehörde. Jetzt hat er ein paar alternative Öko-Forscher hierhergeholt, die woanders ausgestiegen sind. Und einen Schwarm Groupies.«
    »Gehörst du auch dazu? Hast du eine Vorliebe für ältere Herren?«, frotzelte er.
    »Nur wenn sie noch nicht

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