Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
Vom Netzwerk:
überlegte einen Moment, als ob sie nach innen schaute. »Ja, wenn man so will. Ich habe ihn bewundert, weil er Probleme auf den Punkt bringen konnte wie kein Zweiter. Wir haben stundenlang mit ihm diskutiert.«
    »Hattet ihr Streit an diesem Abend?«
    »Nein, wie kommst du darauf? Wir hatten öfter unterschiedliche Positionen, aber ich habe ihm immer vertraut.«
    »Wusstest du, dass er Verbindungen zur Innenbehörde hatte?«
    »Wie bitte?« Mit einem Ruck richtete sie sich auf.
    »Dass er nach eurem Treffen dorthin gefahren ist? Ich wollte ihn deshalb zur Rede stellen. Allerdings hat er sich, kurz bevor er mich zu Hause empfangen wollte, eine Plastiktüte über den Kopf gezogen. Merkwürdig, nicht?«
    Sie schaute ihn entgeistert an.
    »Du glaubst, dass es kein Selbstmord war?«
    »Ich glaube noch gar nichts«, wehrte Mondrian ab, »ich frage mich bloß einige Dinge. Zum Beispiel, ob es stimmt, dass ihr Verbindungen zu Aktivisten aus der Elbmarsch hattet, wo der GKSS-Ingenieur umgebracht wurde.«
    »Wer behauptet das?«
    »Der Verfassungsschutz.«
    »Aha, der Verfassungsschutz.« Sie nippte an ihrem Drink und verzog den Mund, als ob er furchtbar sauer schmecken würde.
    »Ja, sicher hatten wir einen Draht dorthin, warum nicht?«, sagte sie dann. »Findest du es erstaunlich, wenn Atomgegner wie wir Kontakte zu Strahlenopfern suchen? Wir haben eine Mutter zu uns eingeladen, die ihren Sohn durch Blutkrebs verloren hat.«
    »Jan?«
    »Ja, so hieß er. Die Frau hatte eine Menge Rachephantasien, auch religiöses Zeug, aber überhaupt keine konkreten Vorstellungen, was ihre Bürgerinitiative unternehmen könnte. Wir haben mit ihr ein paarmal über eine bundesweite Kampagne gegen Niedrigstrahlung gesprochen, aber dann wollte ihre Gruppe nicht mitmachen. Leider. Mehr war da nicht.«
    »Doch. Jede Menge Material über die GKSS in eurer Wohnung.«
    »Das hast du also entdeckt mit deinen Röntgenaugen«, sagte sie irritiert.
    »Ich hätte sogar gern mal reingeschaut.«
    »Das hättest du ruhig tun können. Es sind wissenschaftliche Broschüren. Ist es verdächtig, wenn man der Nuklearforschung auf die Finger schaut?«
    »Nein, aber wenn dann später Erdbrocken vom Tatort im Flur gefunden werden.«
    »Von welchem Tatort?«
    »Dem bei Geesthacht. Und hinter eurer Tür lag Waldboden von der Anschlagsstelle.«
    »Sagt das auch der Verfassungsschutz?«
    »Nein, diesmal ist es das BKA.«
    »Das kann nicht wahr sein«, sagte Ricarda ungläubig und schüttelte den Kopf.
    »Und außerdem ist bei euch ein Paar Schuhe gefunden worden.«
    »Ein Paar? Da war ein ganzer Haufen.«
    »Ein ganz besonderes Paar, dessen Sohlen Abdrücke am ICE-Tunnel hinterlassen haben.«
    »Obwohl wir gar nicht in dieser Gegend waren? Das müsste sich sogar durch Zeugen beweisen lassen.« Sie stutzte einen Moment und fuhr dann fort: »Komisch ist allerdings, dass da zuletzt ein neues Paar rumlag …«
    »Von wem?«
    »Keine Ahnung. Eigentlich wusste niemand so recht, wem es gehörte, wenn ich jetzt darüber nachdenke.« Sie zuckte mit den Schultern.
    Mondrian nahm seine Bierflasche aus dem Eiskübel, goss sich ein und überlegte.
    »Es gibt noch weitere Merkwürdigkeiten. Ihr habt auch über eine Aktion in Gorleben gesprochen, hat mir Gandhi erzählt …«
    »Natürlich, immer wieder. Das ist das Lieblingsthema aller Anti-AKW-Gruppen!«
    »… und wenige Tage später wird dort die Tochter eines Atommanagers gekidnappt.«
    »Ja und?«
    »Dann findet sich Blut von dem Mädchen an einer Spritze in Gandhis Zimmer.«
    Ricarda sah ihn aus weit geöffneten Augen an.
    »Wirklich?« Sie schüttelte den Kopf und suchte nach Worten. »Dazu … dazu kann ich nichts sagen. An dem Tag, als das Mädchen entführt wurde, war ich gar nicht mehr in Deutschland.«
    »Du warst nicht mehr da?«, fragte Mondrian verblüfft.
    »Am Morgen nach Brandtners Tod bin ich nach Thailand geflogen. Die Nachricht von der Entführung habe ich auf dem Flughafen vor dem Einchecken gehört. Die Daten kannst du auf dem Ticket und dem Passstempel sehen, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Aber warum bis du überhaupt abgehauen?«, fragte Mondrian, während er versuchte, seine Gedanken zu sortieren.
    »Weil ich nach der Aktion auf dem Friedhof gelesen habe, dass der Wärter lebensgefährlich verletzt wurde. Weil ich Angst bekam, ich könnte als Helferin gesucht werden. Und weil ich dich in diese Scheiße verwickelt hatte. Außerdem war Jean-Claude nicht mehr derselbe wie vor dem Knast.«
    »Hast du ihm

Weitere Kostenlose Bücher