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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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gesagt, ich hätte dir Geld für Informationen gegeben? Ich hätte mit dir geschlafen, um dich auszuhorchen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und weißt du, dass er von dir jetzt als Schlampe spricht?«
    Sie lachte bitter auf und sagte: »Ich habe schnell festgestellt, was für ein Macho er geworden ist. Und die Aktion mit dem halb toten Beamten hat mich ins Grübeln gebracht. Schließlich war da auch noch Brandtner, der von einer konterrevolutionären Situation sprach …«
    »Was sollte das bedeuten?«
    »Das hat er an diesem Abend nicht mehr gesagt. Ich wollte jedenfalls Abstand gewinnen, auf die Escape-Taste drücken, damit ich über ein paar Dinge nachdenken kann.«
    Sie schüttelte den Kopf, als ob sie einen Spuk loswerden wollte, während die Rhythmen drüben immer noch über den Strand wummerten.
    »Und dann habe ich hier im Netz von der Razzia und von den Anschuldigungen gelesen und fand das so absurd, so unwirklich. Kannst du dir ausmalen, dass der klapprige Gandhi schwere Baumstämme in einen Tunnel schleppt? Dass Angel mit ihren fünfzig Kilo einen kräftigen Jogger umhaut und anzündet? Dass Alex ein Mädchen in einen Käfig sperrt? Mein Gott, wir sind doch nicht so was wie die family von Charles Manson. Öko-Killer stelle ich mir anders vor.«
    »Ich mir auch«, stimmte Mondrian zu. »Aber warum hat Speedy neben dem Kartoffelfeld ›GAF‹ an die Mauer gesprüht?«
    »Ach, das war doch purer Quatsch, Provokation. Manche in der Gruppe sind noch wie Kinder, die wollen spielen. Hast du im Ernst geglaubt, dass wir Menschen umbringen und foltern könnten?«
    »Ihr habt weiß Gott genug Verdachtsmomente geliefert.«
    »Hast du das einer Frau zugetraut, mit der du geschlafen hast?« Sie bohrte ihren Blick in seinen.
    Er lehnte sich zurück. »Willst du eine ehrliche Antwort?«
    Ein Nicken.
    »Ich war mir nicht immer sicher.«
    Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, weil sie die Haare nach vorn über die Wangen strich. Aber er ahnte, dass sie spürte, was er nicht gesagt hatte: Seine Gedanken tobten immer noch hin und her.
    Sie schwieg und schaute über das Getümmel am Strand, wo gerade Feuerwerkskörper explodierten.
    »Ich brauche jetzt ein bisschen Stille. Wenn du willst, komm mit.« Sie trank ihre Caipirinha aus und stand auf.
    »Wieso bist du gerade hierher?«, fragte er, als sie auf einen Fischer zuging, dessen Boot startbereit im flachen Wasser dümpelte.
    Sie antwortete nicht.
    Das schmale Boot legte ab und durchschnitt ein paar schäumende Wellenkronen, ehe es ruhigeres Wasser erreichte. Je weiter sie sich vom Haad Rin Beach entfernten, desto mehr verebbte die Musik. Die pulsierenden Bässe wurden überlagert vom gleichmäßigen Tuckern des Motors, der das offene Schiff durch den schwarzen Ozean schob. Sie fuhren an der Küste entlang, in Sichtweite der Baumkonturen. Nach einer halben Stunde bog der Fischer in eine von Bergen eingefasste Bucht. Sie verengte sich an einer Stelle wie ein Flaschenhals, um dann wieder breiter zu werden. Auf dem Strand, ein heller Fleck vor dunklen Felswänden, empfing sie ein Schild mit der Leuchtschrift »Shangri-la«.
    Durch knietiefes lauwarmes Wasser wateten sie ins Trockene. Im Schein einer Lichterkette war ein größeres Gebäude zu erkennen, daneben Hütten aus geflochtenen Blättern. Das Areal schien wie ausgestorben, und nachdem das Longtailboot wieder um eine Felsnase gebogen war, konnte man nur noch das Zirpen der Zikaden hören.
    Ricarda führte Mondrian zu einer Hütte und zündete darin eine Öllampe an. Auf dem blanken Boden lag eine Matte, darüber hing ein Moskitonetz. Sie verschwand einen Moment und kam mit einem gefüllten Glas zurück.
    Klirrende Eiswürfel, Orangensaft, Grenadine, ein Schuss Scharfes.
    »Tequila Sunrise?«, fragte er, nachdem er gekostet hatte.
    Sie nickte. »Dein Downer.«
    »Und deiner?«
    »Mir ist jetzt nicht danach.«
    Sie versuchte sich gar nicht erst an einem Lächeln. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie in der Dunkelheit.

40
    Shangri-la, Golf von Thailand
     
    Es war schon hell, als er aufwachte und durch die Ritzen der Hüttenwände aus geflochtenen Palmblättern nach draußen schaute. Vor der windschiefen Tür, die sich mit einem Knarren öffnete, lag eine Jasminblüte. Menschen jeder Hautfarbe, alle mit einem gelben Armband, bevölkerten den Strand. Manche waren in leuchtend orangefarbene Tücher gehüllt, buddhistischen Mönchen ähnlich, andere trugen bloß Badesachen, Flipflops und Sonnenbrillen, dazu mal ein

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