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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die buschigen Augenbrauen und musterte den großen und massigen Hein Huss. »Wie soll ich das verstehen?« »Wenn Enterlin Ihnen eine Niederlage prophezeit, verlieren Sie den Mut und führen den Kampf nicht mit der nötigen Entschlossenheit. Sagt er Ihnen hingegen den Sieg voraus, sind Sie zu sicher, und das könnte sich ebenfalls als fatal erweisen.«
    Lord Faide gestikulierte aufgebracht. »Es ist typisch für Unglücksbringer, sich zunächst zu rühmen – bis sie auf die Probe gestellt werden. Dann suchen sie nach Ausflüchten und Gründen, ihr Versagen zu rechtfertigen.«
    »Ha ha!« lachte Hein Huss donnernd. »Sie erwarten Wunder und keine wahre Unheilskunst. Ich spucke«, – er spuckte wirklich –, »und ich sage voraus, daß der Speichel aufs Moos fällt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich hoch. Aber er könnte auch ein Insekt treffen, das gerade in diesem Augenblick vorbeifliegt. Oder einen Vertreter des Ersten Volkes, der einen Stollen gegraben hat und hier an die Oberfläche kommt. Das erscheint schon wesentlich unwahrscheinlicher. Im Jetzt gibt es nur eine mögliche Zukunft. In einigen Sekunden schon vier, und in fünf Minuten zwanzig. Selbst eine Milliarde Alternativen könnten nicht das ganze Entwicklungspotential des morgigen Tages zum Ausdruck bringen. Von dieser Milliarde sind einige wahrscheinlicher als andere. Es stimmt schon: Manchmal haben all diese Möglichkeiten einen gewissen Einfluß auf das Bewußtsein eines Unglücksbringers. Doch wenn er nicht völlig objektiv und gleichgültig ist, überstrahlt das Licht seiner Wünsche die wenigen Zukunftsschatten. Enterlin ist recht seltsam. Er versteckt sein Gesicht hinter einem Kapuzenschleier, und so etwas wie Begierden scheint er nicht zu kennen. Gelegentlich stellen sich seine Prophezeiungen als richtig heraus. Trotzdem rate ich Ihnen davon ab, ihn zu befragen. Sie sollten eher der praktischen Anwendung der Unheilskunst vertrauen.«
    Lord Faide gab keine Antwort. Die Kolonne rückte an der tiefsten Stelle einer niedrigen Senke vor, und der Wagen glitt am Hang eines kleinen Hügels herab. Kurz darauf erreichte die Streitmacht eine Anhöhe, und der Motor des Fahrzeuges, in dem Faide und Hein Huss saßen, heulte so sehr, daß der Lord sich dazu gezwungen sah, den Wagen anzuhalten. Er überlegte eine Weile. »Vom Kamm aus können wir Ballantfeste sehen. Unsere Leute müssen sich nun verteilen. Schicken Sie den unwichtigsten Mann Ihrer Truppe aus – den Novizen, der im Moos nach Fallen suchte. Er soll meinen Helm und Harnisch tragen und im Wagen fahren.«
    Erleichtert kehrte Hein Huss an das Ende der Kolonne zurück und gab Sam Salazar Bescheid, der sich kurz darauf dem Lord näherte. Voller Abscheu musterte Faide das rundliche rosige Gesicht. »Komm zu mir!« befahl er schroff. Sam Salazar gehorchte. »Du wirst jetzt meinen Platz einnehmen. Achte auf diese Dinge: Mit dem Hebel hier läßt sich die Vorwärtsbewegung des Wagens kontrollieren. Mit dem anderen kann man steuern, nach rechts und links. Um anzuhalten, schiebt man den ersten Hebel einfach in die ursprüngliche Position zurück.«
    Sam Salazar deutete auf einige der anderen Instrumente, auf die Kippschalter, Tasten und Knöpfe. »Was ist damit?«
    »Sie werden nicht benutzt.«
    »Und was hat es mit diesen Anzeigen auf sich?«
    Lord Faide schürzte die Lippen und stand dicht vor einem der für ihn so typischen Wutanfälle. »Da sie für mich keine Rolle spielen, sind sie für dich noch zwanzigmal bedeutungsloser.
    Los jetzt! Setz die Kappe auf, und dann auch den Helm. Und achte darauf, daß du nicht schwitzt.«
    Sam Salazar preßte sich das Schutztuch aufs struppige Haar, und anschließend griff er nach dem prächtigen Helm, der mit einem schwarzen und grünen Kamm geschmückt war.
    »Und jetzt der Harnisch.«
    Er bestand aus grünen und schwarzen Metallschuppen, und rechts und links auf der Brustplatte schimmerten scharlachrote Drachenköpfe.
    »Und nun der Mantel.« Lord Faide streifte dem jungen Novizen seinen Umhang über die Schultern. »Wag dich nicht zu nahe an Ballantfeste heran. Du sollst den Gegner dazu veranlassen, das Feuer Vulkans gegen dich einzusetzen. Bleib ständig in Bewegung, außerhalb der Pfeilreichweite. Wenn du durch ein solches Geschoß ums Leben kommst, war das ganze Täuschungsmanöver umsonst.«
    »Sie hätten es vermutlich lieber, wenn Vulkan mich tötet?« erkundigte sich Sam Salazar.
    »Nein. Ich möchte vermeiden, daß der Wagen und der Helm Schaden

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