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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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und mit der anderen versetzte er ihm einen Schlag, der ihn zu Boden schleuderte. »Zieh den Harnisch aus und kehr zu deinen Pflichten zurück!«
    Sam Salazar eilte auf die Abteilung der Unglücksbringer zu, und dort half er beim Aufbau des schwarzen Zeltes Comandores. Im Innern wurde ein dunkler und mit roten und gelben Mustern versehener Teppich ausgerollt. Anschließend trug man sowohl die Kommode Comandores herein, als auch seinen Stuhl und die Truhe. Ein Bediensteter brachte die Räucherpfanne und entzündete Weihrauch. Direkt vor dem Haupttor überwachte Hein Huss die Montage eines auf Rädern ruhenden Podestes, das mehr als zwölf Meter hoch und fast zwanzig Meter breit war. Eine lange Plane verwehrte den Ballant-Beobachtern den Blick auf die obere Fläche.
    Unterdessen schickte Lord Faide einem Emissär aus, der Lord Ballant zur Kapitulation auffordern sollte. Ballant ließ sich jedoch Zeit mit der Antwort, offenbar in der Absicht, den Angriff so lange wie möglich hinauszuzögern. Wenn es ihm gelang, die Gegner anderthalb Tage lang hinzuhalten, so mochte die von Gisbornefeste und dem Wolkenschloß eintreffende Verstärkung Lord Faide zum Rückzug veranlassen.
    Lord Faide wartete nur, bis die Unglücksbringer ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten. Kaum war das der Fall, schickte er einen zweiten Botschafter, der Lord Ballant dazu aufforderte, sich innerhalb von zwei Minuten zu ergeben.
    Sechzig Sekunden verstrichen, dann hundertzwanzig. Die vor dem Tor wartenden Unterhändler drehten sich um und kehrten ins Lager zurück.
    »Sind Sie bereit?« erkundigte sich Lord Faide bei Hein Huss.
    »Das bin ich«, lautete die brummende Antwort.
    »Dann verpassen Sie ihnen einen Denkzettel.«
    Huss hob die Arme, und die Plane wurde von dem Podest gezogen. Auf der oberen Fläche zeigte sich ein detailliertes Abbild der Ballantfeste.
    Huss zog sich in sein Zelt zurück und schloß den Zugang. Feuer brannte in Kohlepfannen, und der flackernde Schein der Flammen erhellte die Gesichter von Adam MacAdam, acht Kabbalisten und sechs der fähigsten Thaumaturgen. Die Kabbalisten und Thaumaturgen arbeiteten mit Puppen, die Ballant-Soldaten darstellten. Huss und Adam MacAdam nahmen sich Simulacren der Ballant-Ritter vor. Lord Ballant sollte erst dann behext werden, wenn er seine Unglücksbringer anwies, ihre Unheilskunst Lord Faide gegenüber zum Einsatz zu bringen. In der Regel verzichteten die Herren der Bastionen darauf, sich mit solchen Dingen zu belästigen.
    »Sebastian!« rief Huss.
    Sebastian gehörte zu den Thaumaturgen Huss’, und er wartete an der Zugangsplane des Zeltes und antwortete: »Alles klar.«
    »Dann los!«
    Sebastian eilte an das Podest heran und setzte eine Zündschnur in Brand. Die Beobachter auf den Wehrgängen der Ballantfeste sahen zu, wie das große Bild ihrer Bastion Feuer fing. Flammen leckten aus den Fenstern, und das Dach brannte und stürzte ein. Im Innern des Zeltes machten sich die beiden Unglücksbringer zusammen mit den Kabbalisten und Thaumaturgen methodisch daran, einzelne Puppen in die Kohlenglut zu halten, und sie konzentrierten sich und tasteten mental nach den Bewußtseinen derjenigen, die von den Simulacren repräsentiert werden sollten. Innerhalb der Feste begannen viele Männer unruhig zu werden. Die meisten von ihnen hatten das Gefühl, als sei es plötzlich sehr heiß geworden, und diese Empfindungen verstärkten sich, als die Vorstellungen von Feuer intensiver wurden. Lord Ballant bemerkte das Unbehagen seiner Kämpfer. Er winkte seinem Obersten Unglücksbringer Anderson Grimes zu und sagte: »Beginnt mit dem Gegenzauber!«
    An der vorderen Seite der Festung wurde eine Leinwand entrollt, die noch größer war als das Bild, das Hein Huss geschaffen hatte. Es zeigte ein gräßliches Ungeheuer. Das Monstrum stand auf vier Beinen, und in seinen beiden Pranken hielt es zwei Menschen, deren Köpfe es gerade abbiß. Währenddessen nahmen die Kabbalisten Grimes’ die Puppen zur Hand, die die Krieger Faides darstellten; sie schoben sie in Modelle des gemalten Ungeheuers, klappten die Kiefer zu und projizierten gleichzeitig Gefühle wie Furcht und Entsetzen. Und die Faide-Kämpfer starrten auf das abscheuliche Wesen und verspürten Angst und Grauen.
    Im Zelt Hein Huss’ qualmten die Kohlenpfannen und dampften die Puppen. Augen starrten trüb, und Brauen verschmorten. Von Zeit zu Zeit keuchte einer der Thaumaturgen – wenn es ihm gelang, die Barrieren eines anderen Bewußtseins zu

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