Grüne Magie
Aktivität zu herrschen. Außerdem wehte ihnen ein abscheulicher Gestank entgegen.
Isak Comandore und seine beiden Begleiter ignorierten jenen abstoßenden Geruch, fuhren den Wagen heran und sahen sich um. Offenbar handelte es sich bei der Siedlung um das Zentrum sowohl reger als auch vielgestalter Betriebsamkeit. Die unteren Zweige der Bäume waren abgetrennt worden und stützten hundert Meter lange, zwanzig Meter breite und rund sechs Meter dicke Blöcke aus schwarzem gehärteten Schaum. Zwischen dem Boden und den riesigen Gebilden verblieb so viel Platz, daß ein Mensch aufrecht unter den Objekten hätte stehen können. Insgesamt gab es ein Dutzend davon, und ihre Struktur wirkte zellular. Einige der einzelnen Module waren geöffnet worden, und darin wanden sich fischartige Wesen hin und her – die Nachkommen des Ersten Volkes.
Jenseits der langen Blöcke gingen die Autochthonen verschiedenen Arbeiten nach, und die meisten davon ergaben für die Unglücksbringer keinen Sinn. Sie ließen den Wagen in der Obhut Sam Salazars zurück und mischten sich unter die Eingeborenen, angewidert zwar von dem Gestank und dem wimmelnden Durcheinander, doch voller Neugier. Niemand sprach sie an. Niemand hielt sie auf. Frei wanderten sie in der Siedlung umher. Ein Bereich stellte offenbar so etwas wie einen Zoo dar, und er war in einzelne Abschnitte unterteilt. Einer davon – ein etwa sechzig Meter langer Streifen – erfüllte eine Funktion, die Hein Huss und Isak Comandore nicht mißverstehen konnten. Am Ende hing die Leiche eines Menschen an einem Seil – es handelte sich um einen der Männer, die beim Kampf in der Nähe der neuen Pflanzung ums Leben gekommen waren. Einige Wespen flogen geradewegs auf den Leichnam zu, doch unmittelbar davor wurden sie von Netzen abgefangen und fortgebracht. Manche schwirrten fort und sausten den Autochthonen entgegen. Jene Insekten fing man ebenfalls in Netzen, doch anschließend tötete man sie.
Am Zweck dieser Aktivität konnte kein Zweifel bestehen. Als die beiden Unglücksbringer daraufhin über bestimmte andere Tätigkeiten nachdachten, sahen sie sich dazu imstande, einige von den Dingen zu verstehen, die ihnen bis dahin rätselhaft erschienen waren.
Sie sahen mit sägezahnähnlichen Greifzangen ausgestattete, hundegroße Käfer, die Objekte angriffen, die aussahen wie Pferde. In anderen Gehegen entdeckten sie Insekten mit noch groteskeren Ausmaßen: lang und schmal, der Körper mehrfach unterteilt, mit Dutzenden von Beinen und alptraumhaften Köpfen. Alle diese Wesen – Wespen, Käfer und Tausendfüßler
– ließen sich im Wald finden, doch die frei lebenden Geschöpfe waren wesentlich kleiner. Ganz offensichtlich befaßte sich das Erste Volk schon seit vielen Jahren, vielleicht seit Jahrhunderten, mit einer selektiven Zucht.
Nicht alle Unternehmungen dienten kriegerischen Zwecken. Motten wurden darauf dressiert, Nüsse zu sammeln, und Würmern brachte man bei, gerade Löcher durchs Holz zu bohren. An einer anderen Stelle stellten Raupen eine gelbliche Masse her und formten sie zu kleinen Kugeln. Der größte Teil des widerlichen Gestanks stammte vom Zoo. Bereits nach kurzer Zeit wandten sich die beiden Unglücksbringer von den Gehegen ab und kehrten zum Wagen zurück. Sam Salazar baute das Zelt auf und entzündete ein Feuer, während Isak Comandore und Hein Huss über das sprachen, was sie in der Siedlung gesehen hatten.
Kurz darauf ging der Tag zu Ende, und die Nacht begann. Die Blöcke aus schwarzem Schaum glühten von innen heraus, und die allgemeine Aktivität des Ersten Volkes setzte sich fort. Die Unglücksbringer zogen sich ins Zelt zurück und schliefen, und Sam Salazar hielt Wache.
Am nächsten Tag gelang es Hein Huss, mit einem der Autochthonen zu sprechen. Es war das erste Mal, daß das Erste Volk auf die Gegenwart der drei Menschen reagierte.
Die Diskussion dauerte ziemlich lange, und Hein Huss faßte sie Lord Faide gegenüber auf das Wesentliche zusammen. (Isak Comandore wandte sich ab und demonstrierte damit, daß ihn diese Sache nicht betraf.)
Zunächst einmal sprach Hein Huss den Eingeborenen auf den Zweck der diversen Vorbereitungen an, auf die Wespen, Käfer, Tausendfüßler und die anderen Zuchtwesen.
»Unsere Absicht besteht darin, Menschen zu töten«, gab der Autochthone offen Auskunft. »Unser Ziel ist es, zum Moos zurückzukehren, und wir streben es an, seit die Menschen auf dieser Welt erschienen.«
Huss erwiderte daraufhin, eine solche
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