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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Höllenmaul zu und gab vor, einen Ölfleck entdeckt zu haben. Völlig zerknirscht und nahezu am Boden zerstört bat Jambart um Vergebung. Lord Faide gab ihm den Rat, in Zukunft weniger nachlässig zu sein, und dann verließ er die Kuppel wieder und betrat kurz darauf das Arbeitszimmer Hein Huss’. Der Oberste Unglücksbringer lag auf einem Diwan und starrte an die Decke. An einer Werkbank stand Sam Salazar, umgeben von Flaschen, Kübeln und kleineren Gefäßen.
    Lord Faide bedachte das Durcheinander mit einem finsteren Blick. »Was treibst du da?« fragte er den Novizen.
    Sam Salazar sah verlegen auf. »Nichts Besonderes, mein Lord.«
    »Wenn du nichts weiter zu tun hast, solltest du Isak Comandore helfen.«
    »Ich bin keineswegs müßig, Lord Faide.«
    »Und was tust du?«
    Sam Salazar verzog das Gesicht und starrte auf die Werkbank. »Ich weiß nicht.«
    »Dann bist du doch müßig!«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe verschiedene Flüssigkeiten auf den Schaum hier gegossen. Er stammt vom Ersten Volk. Ich war ziemlich neugierig darauf, was geschehen würde. Wasser löst ihn ebensowenig auf wie Spiritus. Große Hitze versengt ihn und läßt ihn schwelen, und der dadurch aufsteigende Rauch stinkt.«
    Lord Faide gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Du führst dich auf wie ein Kind, schlimmer noch: wie ein Narr. Geh zu Isak Comandore! Bei ihm kannst du dich nützlich machen. Glaubst du etwa, du würdest zu einem guten Unglücksbringer, indem du mit hart gewordenem Schaum herumspielst?«
    Hein Huss brummte leise: eine Mischung aus Seufzen,Ächzen, Stöhnen und Räuspern. »Er stellt nichts Unrechtes an, und Comandore hat bereits genug Helfer. Salazar wird nie zu einem Unglücksbringer; das dürfte schon seit einer ganzen Weile klar sein.«
    Lord Faide zuckte mit den Schultern. »Es ist Ihr Novize; Sie sind für ihn verantwortlich. Nun gut. Gibt es Neuigkeiten von den anderen Festen?«
    Schnaufend und keuchend schwang Hein Huss die Beine über den Rand der Liege. »Die Lords machen sich ebenfalls Sorgen, mehr oder weniger. Ihre treuesten Verbündeten sind bereit, Ihnen Truppen zur Verfügung zu stellen – und vermutlich auch die anderen, wenn man sie ein wenig unter Druck setzt.«
    Lord Faide nickte zufrieden. »Im Augenblick ist das nicht notwendig. Das Erste Volk befindet sich nach wie vor im Wald. Faidefeste ist natürlich uneinnehmbar – obwohl die Wilden versuchen könnten, das Tal zu erobern…« Nachdenklich hielt er inne. »Isak Comandore soll erst einmal seinen Behexungsversuch unternehmen. Dann sehen wir, weiter.«
    Von der Werkbank her ertönte ein leises Zischen, gefolgt vom dumpfen Knall einer Explosion. Ätzender Rauch stieg an die Decke. Schuldbewußt drehte sich Sam Salazar um und sah die beiden Männer an. Seine Brauen waren versengt. Lord Faide schüttelte nur den Kopf und ging.
    »Was hast du getan?« fragte Hein Huss tonlos.
    »Ich weiß nicht.«
    Daraufhin seufzte Huss schwer. »Lächerlich! Wenn du Wunder bewirken willst, mußt du dich an die einzelnen Schritte erinnern, die notwendig sind, sie hervorzurufen. Wundermacherei ist nicht mit der Unheilskunst zu vergleichen; es gibt dabei keine überschaubaren Regeln und Prozeduren. Bei so komplexen Angelegenheiten mußt du dir Notizen machen, auf daß die Wunder wiederholt werden können.«
    Sam Salazar nickte einsichtig und wandte sich wieder der Werkbank zu.
    X
    Etwas später an jenem Tag trafen in Faidefeste Nachrichten über neue Gemeinheiten des Ersten Volkes ein. Im Bereich von Honigmooshügel, ein wenig weiter westlich von Waldmarkt, näherten sich einige Eingeborene dem Lager von Schäfern, und kaum waren sie eingetroffen, machten sie sich daran, mit Hilfe ihrer Dornschwerter die Schafe zu erstechen. Als die Schäfer sie zu vertreiben versuchten, wurden auch sie angegriffen, und viele von ihnen kamen ums Leben. Die Autochthonen brachten alle Tiere um.
    Am nächsten Tag folgten weitere Berichte: Vier im Brastockfluß bei Gilbertfurt schwimmende Kinder waren von riesigen Wasserkäfern gepackt und in Stücke gerissen worden. Auf der anderen Seite des Dichtwaldes, in den Vorbergen unmittelbar unterhalb von Wolkenschloß, hatten Bauern einige Hügel gerodet und Weinreben angepflanzt. Früh am Morgen mußten sie die Feststellung machen, daß Hunderte von platten schwarzen Würmern die Pflanzen verschlangen – sowohl die Blätter und Zweige als auch die Wurzeln. Sie machten sich daran, die großen Würmer mit Spaten zu erschlagen – und

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