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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Faide, der in seinem Trophäenzimmer wartete und aufgrund seines hohen Ranges und des allgemeinen Protokolls dazu gezwungen war, sich gleichgültig und würdevoll zu geben. Isak Comandore blieb in der Tür stehen und grinste wie ein Fuchs. Lord Faide musterte ihn mit deutlich sichtbarem Unwillen und wartete darauf, daß der Unglücksbringer zu sprechen begann. Hein Huss hätte sich den ganzen Tag über nicht vom Fleck gerührt und den Lord einfach nur stumm angesehen, aber Isak Comandore mangelte es an der nötigen Gelassenheit. Er trat einen Schritt vor. »Ich bin aus dem Dichtwald zurück.«
    »Und mit welchem Ergebnis?«
    »Ich glaube, es ist möglich, das Erste Volk zu behexen.«
    Hinter Isak Comandore erklang die Stimme Hein Huss’. »Und ich glaube: Selbst wenn sich so etwas bewerkstelligen ließe – entsprechende Bemühungen wären nicht nur vergeblich und verantwortungslos, sondern vermutlich auch gefährlich.« Er wankte näher heran.
    In den Augen Isak Comandores glühte es kastanienfarben, als er Huss kurz ansah. Dann richtete er seinen Blick wieder auf den Lord. »Sie gaben mir einen Auftrag. Ich bin gekommen, um Bericht zu erstatten.«
    »Setzen Sie sich! Ich höre.«
    Als nomineller Leiter der Expedition ergriff Isak Comandore das Wort. »Wir fuhren am Fluß entlang zum Waldmarkt. Dort stießen wir auf keine Anzeichen für Tumulte oder Feindseligkeit. Etwa hundert Autochthone waren zugegen, und sie tauschten Latten, Bretter und Pfähle gegen Messerklingen, Draht und Kupfertöpfe. Als sie auf ihren Kahn zurückkehrten, gingen wir ebenfalls an Bord, mitsamt dem Wagen und den Pferden. Die Nichtmenschen schienen nicht überrascht zu sein…«
    »Überraschung ist ein Gefühl«, warf Hein Huss schnaufend ein, »für das es beim Ersten Volk keine Entsprechung gibt.«
    Erneut blitzte es in den Augen Isak Comandores auf. »Wir sprachen mit den Schiffern und erklärten, es sei unser Wunsch, in den Dichtwald zu ziehen. Wir fragten das Erste Volk, ob es versuchen würde, uns zu töten, um uns daran zu hindern, in den Wald zu gelangen. Doch die Nichtmenschen reagierten mit Gleichgültigkeit, schienen an unserem Tod ebensowenig interessiert zu sein wie an unserem Wohlergehen. Dennoch entschlossen wir uns, die Reise zu wagen, und blieben an Bord des Kahns.« Er fuhr mit der Erzählung fort, und gelegentlich korrigierte Hein Huss seine Bemerkungen.
    Über den Fluß setzten sie die Fahrt in Richtung des Dichtwaldes fort, und die Autochthonen benutzten hölzerne Stangen, um ihr Boot durch die langsame Strömung zu lenken. Nach einer Weile legten sie sie beiseite, und dennoch blieb der Kahn in Bewegung. Die erstaunten Unglücksbringer erwogen die Möglichkeit einer Anwendung von telekinetischen und symbologischen Kräften, und sie fragten sich, ob das Erste Volk eine Unheilstechnik entwickelt hatte, die den Menschen unbekannt war. Doch Sam Salazar bemerkte, daß vier riesige Wasserkäfer (jeder war vier Meter lang und mit einem öligschwarzen Rückenschild ausgestattet, und sie hatten breite und kantige Schädel) aufgetaucht waren und das Boot schoben, offenbar ohne Anleitung und Richtungshinweise des Ersten Volkes. Die Autochthonen standen vorn und richteten den Bug des Schiffes neu aus, wenn der Fluß voraus einen weiten Bogen beschrieb. Sie schenkten den Unglücksbringern und Sam Salazar nicht die geringste Beachtung, verhielten sich ganz so, als seien sie gar nicht zugegen.
    Die Käfer schwammen unermüdlich, und vier Stunden lang bewegte sich der Kahn mit der Geschwindigkeit eines Fußgängers, der es sehr eilig hatte. Gelegentlich waren im Schatten des Waldes weitere Nichtmenschen zu sehen, doch niemand von ihnen offenbarte Interesse an der ungewöhnlichen Fracht des Bootes. Am späten Nachmittag verbreiterte sich der Fluß, teilte sich anschließend in einzelne Kanäle auf, an die sich sumpfiges Gelände anschloß. Einige Minuten später erreichte der Kahn einen kleinen See. Am Ufer, hinter den ersten Bäumen, bemerkten die Unglücksbringer eine große Siedlung. Bisher hatten die Menschen immer angenommen, die Autochthonen führten im Wald ein ebensolches Nomadenleben wie zuvor im Hügelland, ohne sich jemals für längere Zeit irgendwo niederzulassen.
    Der Kahn steuerte das Ufer an, und das Erste Volk ging an Land. Die Menschen folgten mit ihrem Wagen und den Pferden. Nach ihrem ersten Eindruck hielten sich erstaunlich viele Eingeborene an diesem Ort auf, und es schien eine zwar langsame, aber doch unablässige

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