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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nicht möglich sein, die Wunder unserer Vorfahren zu systematisieren und ihre Grundlagen zu begreifen?«
    »Nun, warum nicht?« fragte Lord Faide. »Weiß jemand eine Antwort darauf?«
    Niemand ergriff das Wort. Doch Isak Comandore zischte etwas und schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht werde ich persönlich niemals dazu in der Lage sein, Wunder zu bewirken«, fuhr Sam Salazar fort. »Ich glaube, so etwas ist weitaus schwieriger, als es zunächst den Anschein haben mag. Andererseits hoffe ich, daß Sie mir die Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe erlauben, so daß ich bei meinen weiteren Experimenten auf Hilfe zurückgreifen kann. Ich darf hinzufügen, daß ich in dieser Hinsicht bereits die Unterstützung des Obersten Unglücksbringers Hein Huss genieße.«
    Lord Faide hob seinen Kelch. »Nun gut, Novize Sam Salazar. Heute abend verweigere ich dir nichts. Du sollst genau das bekommen, um was du bittest, und ich wünsche dir viel Glück. Vielleicht schaffst du es, noch zu meinen Lebzeiten ein Wunder zu bewirken.«
    »Was für ein trauriger Tag«, wandte sich Isak Comandore krächzend an Hein Huss. »Wir erleben gerade den Anfang von intellektueller Anarchie, den Niedergang der Unheilskunst, die Perversion von Logik. Neuheiten weisen die Tendenz auf, das Interesse der Jugend zu erwecken. Ich kann mir schon jetzt vorstellen, wie die anderen Novizen unserer Zunft aufgeregt miteinander zu flüstern beginnen. Die Unglücksbringer der Zukunft dürften kaum mehr sein als Scharlatane. Wie wollen sie die Beschwörung von Dämonen bewerkstelligen? Mit kleinen Zahnrädern, Hebeln und Tasten? Und was ist mit den Behexungen? Bestimmt halten sie es für einfacher, einen Feind mit der Axt zu erschlagen.«
    »Die Zeiten ändern sich«, erwiderte Hein Huss. »Es gibt nur noch eine Herrschaft auf Pangborn, die des Faide-Clans, und deshalb brauchen die Festen unsere Dienste nicht mehr. Vielleicht schließe ich mich der Arbeitsgruppe Sam Salazars an.«
    »Sie zeichnen ein deprimierendes Bild von der Zukunft«, sagte Isak Comandore voller Abscheu.
    »Die Zukunft hält viele Möglichkeiten bereit, und manche davon finden nicht unseren Gefallen.«
    Lord Faide hob sein Glas. »Auf die beste aller Möglichkeiten, Hein Huss. Wer weiß? Vielleicht beschwört Sam Salazar ein Raumschiff, das uns zu unserem Heimatplaneten zurückbringt.«
    »Wer weiß?« entgegnete Hein Huss und griff nach seinem Becher. »Auf die beste aller Möglichkeiten!«
    Originaltitel: »The Miracle Workers « Copyright © 1958 by Street & Smith Publications, Inc . (in »Astounding Science Fiction«, Juli 1958 ) Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhors t

Die Mondmotte
    Das Hausboot war nach den strengsten Vorschriften sirenesischer Handwerkskunst gebaut, also mit solch absoluter Perfektion, daß kein menschliches Auge auch nur die geringste Unregelmäßigkeit erkennen konnte. Die Planken aus gewachstem, dunklem Holz zeigten keine Fugen, die Beschläge waren aus Platin gefertigt, ins Holz versenkt und glatt poliert. Was den Stil anging, so war das Boot massiv, breit und beständig wie das Ufer selbst, ohne behäbig zu sein. Der Bug wölbte sich vor wie die Brust eines Schwans, der Schiffschnabel reckte sich steil in die Höhe und bog sich dann nach vorne, so daß man eine eiserne Laterne an ihm aufhängen konnte. Die Türen waren aus schwarz geflecktem, grünem Holz geschnitten, die Fenster vielfach aufgeteilt und mit Glimmerscheiben verglast, die rosa, blau, blaßgrün und violett eingefärbt waren. Der Bug diente den Versorgungseinrichtungen und bot den Sklaven Quartier; mittschiffs gab es zwei Schlafkabinen, einen Speisesalon und einen weiteren Salon, der in das Beobachtungsdeck am Heck überging.
    Solcher Art war Edwer Thissells Hausboot, aber sein Besitz verschaffte ihm weder Stolz noch Vergnügen. Das Hausboot war schäbig geworden. Der Teppich war zerschlissen, die geschnitzten Wände abgewetzt, die eiserne Laterne am Bug verrostet. Vor sechzig Jahren hatte der erste Besitzer, als er das Boot in Empfang nahm, dem Erbauer Ehre erwiesen, und seinerseits Ehre empfangen; die Transaktion (denn dies war ein Vorgang, der viel weiter ging als bloßes Geben und Nehmen) hatte das Prestige beider gesteigert. Aber jene Zeit war dahin; das Hausboot vermittelte jetzt keinerlei Prestige mehr. Edwer Thissell, erst seit drei Monaten Bewohner von Sirene, spürte das, konnte aber nichts dagegen tun: dieses spezielle Hausboot war das beste, das er bekommen konnte. Er saß auf dem

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