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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nur einige wenige Meter entfernt, blieben sie stehen und tranken. Mitr konnte sie ganz deutlich sehen. Ihr Haar hatte die Farbe von Kupfer, und im Bereich des Mundes sah sie dünnen Flaum. Die Oberkörper schienen in rote und schimmernde Panzer gehüllt zu sein, und grauer Stoff bedeckte die Beine. Die Füße steckten in metallenen Vorrichtungen.
    Ja, sie ähnelten ihr sehr – und waren doch völlig anders. Größer, schwerer – irgendwie beweglicher. Und auch grausam: Sie hatten den braun-schwarzen Käfer verbrannt. Mitr beobachtete sie fasziniert. Aus welchem Land kamen sie? Gab es in den Domänen jenseits des Himmels noch andere solche Geschöpfe?
    Sie verlagerte ihr Gewicht, und ein Zweig knackte. Mitr erstarrte unwillkürlich; es lief ihr kalt über den Rücken. Hatten die Fremden sie gehört? Vorsichtig spähte sie am Stamm vorbei, bereit zur Flucht. Nein, die Wesen kehrten über den Strand zu ihrem riesigen Himmelsfisch zurück.
    Mitr sprang auf, trat aus dem Schatten unter der Zypresse hervor, schob sich an das Brombeerdickicht heran und sah den sonderbaren Geschöpfen nach. Ganz offensichtlich scherten sie sich nicht darum, daß in der Nähe ein Wesen lebte, das ihnen ähnelte. Zorn regte sich in Mitr. Sie empfand den Wunsch, den Fremden zu sagen, was sie von ihnen hielt. Sie wollte sie dazu auffordern, unverzüglich ihren Strand zu verlassen.
    Doch sie beherrschte sich. Es wäre töricht, sich ihnen zu zeigen. Vielleicht schleuderten sie eine Flammenlanze, die sie ebenso verbrennen mochte wie zuvor den Käfer. Eins stand fest: Es handelte sich um mitleidslose und grausame Wesen, um ausgesprochen seltsame Geschöpfe.
    Mitr schlich durch den Wald, eilte von Stamm zu Stamm, ließ sich, wenn sie es für erforderlich hielt, auf Hände und Knie sinken. Auf diese Weise kam sie so nahe an den Himmelsfisch heran, wie es die Deckung erlaubte.
    Die Fremden standen dicht vor dem riesigen Ungeheuer, und offenbar hatten sie nicht die Absicht, weitere Untersuchungen vorzunehmen.
    Der im Wasser liegende Schlauch erschlaffte, und die Gestalten zogen ihn in den Himmelsfisch zurück. Bedeutete das, sie machten sich zum Aufbruch bereit?
    Gut. Sie hatten kein Recht, sich auf ihrem Strand aufzuhalten. Mitr hielt es für eine Unverschämtheit, daß sie einfach so gelandet waren und einen ihrer Käfer getötet hatten. Erneut stieg das Verlangen in ihr empor, auf sie zuzutreten und sie auszuschimpfen. Dann aber erinnerte sie sich daran, wie grausam und erbarmungslos sie waren, und so versteckte sie sich weiterhin hinter den Büschen und Sträuchern. Es prickelte auf ihrer Haut.
    Bleib ganz ruhig. Bald verschwinden sie, und dann hast du den Strand wieder ganz für dich allein.
    Sie rutschte nervös hin und her.
    Rothaarige Ungeheuer, die keine Gnade kannten.
    Rühr dich nicht von der Stelle, denn sonst bemerken sie dich! Und dann? Mitr schauderte.
    Die Fremden trafen Vorbereitungen dafür, mit ihrem Himmelsfisch fortzufliegen. Ein Kloß entstand in der Kehle Mitrs. Sie hatten ihre Spuren im Sand gesehen – und kümmerten sich nicht weiter darum. Bestimmt wäre es ihnen nicht schwergefallen, sie zu finden. Sie hätten sich nur aufmerksam umsehen müssen, um sie unter der Zypresse zu entdecken. Und jetzt war sie ihnen sogar noch näher.
    Wenn sie nur einen Schritt weiter vortrat, mußten die Fremden sie sehen.
    Es prickelte erneut auf ihrer Haut, als sie sich hinter dem Busch hervorwagte. Nur ein wenig, mehr nicht. Und unmittelbar darauf kroch sie rasch wieder zurück. Ihr Herz klopfte heftig.
    Hatten die Fremden sie gesehen? Jähe Furcht keimte in ihr, erfüllte sie mit Kälte, und sie hoffte, daß sie nicht entdeckt worden war. Wie mochten sie reagieren?
    Vorsichtig blickte sie an dem Strauch vorbei. Einer der Fremden wandte sich verwirrt von den beiden anderen ab, so als habe er irgend etwas bemerkt. Selbst jetzt sah er sie nicht. Und er starrte ihr direkt in die Augen.
    Mitr hörte, wie er einen überraschten Schrei von sich gab, und dann floh sie auch schon durch den Wald. Der Fremde folgte ihr, und seine beiden Gefährten schlossen sich ihm an und stürmten durch das Unterholz.
    Aus mehreren Wunden blutend und benommen blieb Mitr inmitten einiger Farne liegen, und die drei Geschöpfe aus dem Himmelsfisch kehrten in Richtung des Strandes zurück, lachten laut und unterhielten sich mit ihren heiseren und rauhen Stimmen.
    Eine Zeitlang rührte sie sich nicht.
    Die Stimmen verklangen allmählich. Mitr stand auf, taumelte und

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