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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einen Reifenmontierhebel.
    »Lassen Sie das Ding wieder fallen!« dröhnte von oben eine krächzende Stimme. Im nächsten Augenblick schwang sich ein Mann mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem Gebälk herab. Er baumelte an einer Hand, in der anderen hielt er einen beeindruckenden 45er Colt. Er ließ seine Besucher nicht eine Sekunde aus den Augen. Obwohl er schon Anfang sechzig war, war er drahtig und durchtrainiert. Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und lockiges, graues Haar.
    »Lassen Sie das Eisen fallen!« wiederholte der Mann. Pitt ließ den Reifenheber los, der laut auf den Boden schepperte. Dann hob er die Hände.
    »Ich bin Jumpin Jack Flash«, rief Jonathan aufgeregt und klopfte sich auf die Brust. »So habe ich mich im Internet genannt. Sind Sie Dr. M?«
    »Könnte sein«, erwiderte der Mann. »In Wirklichkeit heiße ich Jonathan. Jonathan Seilers.«
    »Ich bin Dr. Sheila Miller.«
    »Und ich bin Pitt Henderson.«
    »Sie haben uns beobachtet, stimmt’s?« fragte Jonathan. »Deshalb haben Sie sich da oben versteckt.«
    »Vielleicht«, erwiderte der Mann und zeigte mit der Pistole in eine dunkle Ecke. »Da rüber.«
    Pitt zögerte. »Wir sind Freunde. Wirklich. Wir sind ganz normale Menschen.«
    »Gehen Sie!« forderte der Mann ihn auf und richtete die Pistole auf Pitts Gesicht.
    Pitt hatte noch nie einen 45er Colt gesehen, erst recht nicht aus so einer Perspektive. Er blickte direkt in den dunklen, bedrohlichen Lauf.
    »Ich gehe ja schon«, sagte Pitt. »Alle.«
    Zögernd gingen sie die paar Schritte ins Dunkel. »Drehen Sie sich um, und sehen Sie mich an!« forderte der Mann sie auf.
    Sie hatten furchtbare Angst, was als nächstes passieren würde, doch sie folgten dem Befehl des athletischen Mannes, der sich buchstäblich auf sie hatte herabfallen lassen, und sahen ihm in die Augen. Sie wagten kaum noch zu atmen. Der Mann erwiderte ihren Blick. Für eine Weile herrschte absolute Stille.
    »Ich weiß, was Sie tun«, brach Pitt das Schweigen. »Sie prüfen unsere Augen. Sie wollen sehen, ob sie glühen.« Schließlich nickte der Mann.
    »Sie haben recht«, gab er zu. »Und ich kann Ihnen kaum sagen, wie ich mich freue, daß Ihre Augen kein bißchen glühen.« Dann steckte er seinen Revolver weg.
    »Mein Name ist McCay. Dr. Harlan McCay. Ich denke, wir arbeiten von jetzt an zusammen. Ich bin wirklich froh, daß Sie gekommen sind.«
    Erleichtert folgten Pitt und Jonathan dem Mann nach draußen in die Sonne. Sheila kam langsam hinter ihnen her. Der Empfang hatte sie ein wenig verstimmt, deshalb beklagte sie sich als erstes, daß er ihnen furchtbare Angst eingejagt habe.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Harlan. »Aber in diesen Zeiten kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Kommen Sie! Ich bringe Sie dahin, wo wir weiter arbeiten können. Ich fürchte, wir müssen uns ziemlich beeilen, wenn wir noch irgend etwas bewirken wollen.«
    »Heißt das, Sie haben ein Labor?« fragte Sheila. Ihre Laune besserte sich zusehends.
    »Ja«, erwiderte Harlan. »Ich habe ein kleines Labor. Aber wir müssen zuerst ein Stück fahren. In zwanzig Minuten sind wir da.« Er öffnete die Schiebetür ihres Wagens und stieg ein. Pitt setzte sich ans Steuer. Sheila nahm auf dem Beifahrersitz Platz, Jonathan gesellte sich zu Harlan.
    Pitt ließ den Motor an. »In welche Richtung soll ich fahren?« fragte er.
    »Erstmal geradeaus«, erwiderte Harlan. »Wenn wir abbiegen müssen, sage ich Bescheid.«
    »Hatten Sie eine eigene Praxis, bevor der ganze Ärger begann?« fragte Sheila, während sie auf die Straße bogen.
    »Ja und nein«, erwiderte Harlan. »Zuerst war ich an der University of California in Los Angeles beschäftigt. Meine Facharztausbildung habe ich in der Inneren Medizin gemacht und mich dann auf die Immunologie spezialisiert. Vor etwa fünf Jahren ist mir klargeworden, daß ich völlig ausgebrannt war, deshalb habe ich mich hierher zurückgezogen. Ich habe eine Praxis in Paswell eröffnet. Der Ort ist nichts als ein Punkt auf der Landkarte. Meine Patienten sind vorwiegend Indianer aus den umliegenden Reservaten.«
    »Immunologe!« staunte Sheila. Sie war beeindruckt. »Jetzt wundert mich nicht mehr, daß Sie uns so interessante Informationen geschickt haben.«
    »Das gleiche könnte ich auch über Sie sagen«, entgegnete Harlan. »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich arbeite als Notärztin«, erklärte Sheila. »Aber während meiner Assistenzzeit habe ich auch in der Inneren Abteilung gearbeitet.«
    »Notärztin

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