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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wirklicher Teil unserer Galaxie sein.«
    Cassy fühlte sich plötzlich völlig kraftlos. Zu ihrer Angst um sich selbst kam jetzt auch noch die Horrorvorstellung hinzu, daß die Erde bald von unzähligen außerirdischen Kreaturen bevölkert werden würde. Das hektische, alptraumhafte Treiben um sie herum wurde ihr auf einmal zuviel, zudem war ihre physische, emotionale und geistige Konstitution sowieso schon stark angeschlagen. Ihr wurde schwindelig. Der Raum begann sich um sie zu drehen und wurde schließlich dunkel. Dann fiel sie in Ohnmacht.
    Als sie wieder zu sich kam, hatte sie keine Ahnung, wie lange sie bewußtlos gewesen war. Ihr war leicht übel, doch nachdem sie sich einmal geschüttelt hatte, war es vorbei. Sie spürte, daß sie ihre rechte Hand zu einer Faust geballt hatte und sie fest zusammenpreßte.
    Schließlich öffnete sie die Augen. Sie lag in dem überfüllten Ballsaal auf dem Fußboden und blickte auf diesen komischen Apparat, der angeblich imstande war, außerirdische Wesen auf die Erde zu befördern.
    »Es wird dir bald wieder besser gehen«, sagte Beau. Cassy lief ein kalter Schauer den Rücken herunter. So redete man mit Schwerkranken über ihre Zukunft, egal wie diese auch aussehen mochte. Sie drehte den Kopf zur Seite und sah Beau an. Er kniete neben ihr und hielt ihre geschlossene Faust. In diesem Augenblick registrierte sie, daß sich etwas in ihrer Hand befand, etwas, das sich schwer und kalt anfühlte.
    »Nein!« schrie sie und versuchte ihre Hand zu befreien. Aber Beau ließ sie nicht los. »Bitte Beau«, flehte sie.
    »Hab keine Angst«, versuchte er sie zu beruhigen. »Du wirst zufrieden sein.«
    »Beau, bitte!« bedrängte sie ihn. »Wenn du mich wirklich liebst, kannst du mir das nicht antun.«
    »Beruhige dich, Cassy«, entgegnete er. »Ich liebe dich.«
    »Dann laß sofort meine Hand los!« fuhr sie ihn an. »Ich will weiter ich selbst sein.«
    »Das wirst du auch«, versprach Beau. »Und noch viel mehr sogar. Ich weiß, was ich tue. Ich freue mich über die Kraft, die man mir gegeben hat. Und ich will dich.«
    »Au!« schrie Cassy.
    Beau ließ sofort ihre Hand los. Cassy richtete sich auf und warf angeekelt die schwarze Scheibe weg. Sie schlidderte über den Boden und knallte gegen ein Drahtbündel. Cassy umklammerte mit der gesunden ihre verletzte Hand und betrachtete den langsam größer werdenden Bluttropfen auf ihrem Zeigefinger. Sie war gestochen worden. Die niederschmetternde Erkenntnis, was das bedeutete, haute sie erneut um. Sie fiel zurück auf den Boden. Aus jedem Auge rollte eine dicke Träne über ihre Wangen. Jetzt war sie eine von den anderen.

 
    Kapitel 18
    9.15 Uhr
    D ie Tankstelle erinnerte an die Kulisse eines Dreißiger-Jahre-Films oder an das Titelbild einer alten Ausgabe der Saturday Evening Post. Die beiden Kraftstoffpumpen sahen aus wie Miniaturwolkenkratzer mit runden Art-deco-Deckeln. In der Mitte der Deckel erkannte man trotz der abblätternden Farbe noch schwach das Bild eines roten Pegasus. Das Gebäude hinter den Pumpen stammte aus derselben Zeit. Es war ein Wunder, daß es überhaupt noch stand. Der unaufhörlich von der Wüste herüberfegende Sand hatte im Laufe des vergangenen halben Jahrhunderts alle Farbe von den Schindeln gescheuert. Das einzige, was noch einigermaßen intakt war, war das alte Gußdach. Die Tür mit dem Fliegenfenster schlug in der heißen Wüstenbrise auf und zu.
    Pitt fuhr gegenüber der verfallenen Tankstelle an den Straßenrand und sondierte die Lage.
    »Was für ein gottverlassener Ort«, stellte Sheila fest und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Die Wüstensonne gab ihnen einen kleinen Vorgeschmack davon, wie erbarmungslos sie erst gegen Mittag brennen würde. Sie befanden sich auf einer einsamen zweispurigen Straße, die vor vielen Jahren einmal die Hauptroute durch die Wüste von Arizona gewesen war. Doch seitdem zwanzig Meilen südlich die Autobahn gebaut worden war, hatte sich das schlagartig geändert. Heute wagte sich kaum noch jemand auf den abgefahrenen Asphalt. An vielen Stellen hatte sich bereits der Sand in den Straßenbelag gefressen.
    »Hier wollte er uns treffen«, sagte Jonathan. »Es sieht alles genauso aus, wie er es beschrieben hat. Sogar die Tür mit dem Fliegengitter hat er erwähnt.«
    »Aber wo ist er?« fragte Pitt und ließ seinen Blick bis zum Horizont schweifen. Außer ein paar in der Ferne emporragenden Tafelbergen war nichts zu sehen. Hier und da jagte der Wind ein paar

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