Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
irgendwann gegangen und nie wieder zurückgekehrt wären. Keine Tür war verschlossen. Eines der verlassenen Geschäfte, vor denen sie stand, war eine Reinigung. Sie ging hinein, fand jedoch nicht, wonach sie suchte. Eine Tür weiter, in einem leeren Copyshop, hatte sie mehr Glück und entdeckte einen Computer, der an ein Modem angeschlossen war.
    Sie setzte sich und aktivierte den Bildschirm. Die Mitarbeiter des Ladens hatten nicht einmal die Geräte ausgeschaltet, bevor sie gegangen waren. Ohne lange nachdenken zu müssen, fiel ihr Jonathans Internetname ein: Jumpin Jack Flash. Sie begann zu tippen.
     
    »Ist das alles, was Sie haben?« fragte Sheila an Harlan gewandt. Sie hielt ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit in der Hand.
    »Vorerst ja«, erwiderte Harlan. »Aber ich habe die Hypridomzellen einer ganzen Reihe von Mäusen in die Bauchhöhlen implantiert; außerdem brüten noch etliche Zellkulturen im Inkubator. Wir können natürlich noch mehr von diesem monoklonalen Antikörper extrahieren, aber er wirkt nur schwach. Ich würde lieber nach einer anderen, stärker antikörperproduzierenden Zelle suchen.«
    Sheila, Pitt und Jonathan hatten geduscht und sich kurz ausgeruht, doch sie waren viel zu aufgedreht, um schlafen zu können. Bald schon hatte Sheila Harlan gedrängt, ihr alles zu zeigen, was er bisher gemacht hatte.
    Jonathan und Pitt waren mitgegangen. Pitt hatte Schwierigkeiten, Harlans Ausführungen zu folgen, Jonathan versuchte es gar nicht erst. Da er in der Schule kaum Biologieunterricht gehabt hatte, verstand er nur Bahnhof. Deshalb setzte er sich an einen der Computer und begann zu tippen.
    »Ich zeige Ihnen gerne mal das Verfahren, mit dessen Hilfe man aus einer emulgierten Mäusemilz B-Lymphozyten selektiert«, sagte Harlan. »Dafür müßte ich allerdings die Virionen haben, die Sie und Jonathans Mutter isoliert haben.«
    »Wir sind uns noch gar nicht sicher, ob die Virionen wirklich in der Gewebekultur enthalten sind«, entgegnete Sheila. »Wir hoffen es natürlich. Wir waren gerade soweit, daß wir sie isolieren wollten.«
    »Das läßt sich ja relativ einfach herausfinden«, entgegnete Harlan.
    »O mein Gott!« rief Jonathan plötzlich. Beunruhigt sahen alle zu Jonathan herüber. Seine Augen waren auf den Bildschirm geheftet.
    »Was ist los?« fragte Pitt nervös. »Ich habe eine Nachricht von Cassy!« rief er. Pitt sprang über die Laborbank, um so schnell wie möglich zu Jonathan zu gelangen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den Bildschirm.
    »Was wir da sehen, passiert in Echtzeit«, erklärte Jonathan. »Sie schreibt ihre Nachricht in diesem Augenblick.«
    »Es ist zu schön, um wahr zu sein«, brachte Pitt hervor.
    »Die Frau ist echt cool«, stellte Jonathan fest. »Sie macht genau, was ich ihr beigebracht habe.«
    »Was schreibt sie denn?« fragte Sheila. »Hat sie schon mitgeteilt, wo sie ist?«
    »O nein!« rief Jonathan. »Sie schreibt, daß man sie infiziert hat.«
    »So ein Mist!« fluchte Pitt und biß die Zähne zusammen.
    »Sie spürt bereits die ersten Symptome der Grippe«, fuhr Jonathan fort. »Und sie wünscht uns viel Glück.«
    »Nimm Kontakt zu ihr auf!« schrie Pitt. »Schnell! Sonst ist sie weg.«
    »Das hat doch keinen Zweck, Pitt«, wandte Sheila ein. »Dadurch wird nur alles noch komplizierter. Begreifen Sie doch, Cassy ist infiziert.«
    »Mag ja sein, daß sie infiziert ist, aber sie ist immer noch Cassy. Sonst würde sie uns nicht viel Glück wünschen.« Pitt schubste Jonathan zur Seite und begann wie wild zu tippen. Jonathan sah Sheila an. Sheila schüttelte den Kopf. Obwohl sie wußte, daß es falsch war, was Pitt tat, brachte sie es nicht übers Herz, ihn daran zu hindern.
     
    Das Bild auf dem Monitor verschwamm vor Cassys Augen. Während sie ihren Freunden geschrieben hatte, waren dicke Tränen über ihre Wangen gerollt. Sie schloß kurz die Augen, dann wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht und versuchte sich zusammenzureißen. Sie wollte noch eine letzte Nachricht für Pitt durchgeben. Sie wollte ihm schreiben, daß sie ihn liebte.
    Genau in dem Augenblick, in dem sie die Augen wieder öffnete und ihre Hände auf die Tastatur legte, um diesen letzten Satz zu schreiben, erschien auf dem Bildschirm eine Botschaft. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Der Text lautete: »Hallo, Cassy. Ich bin’s, Pitt. Wo bist du?«
     
    Die folgenden Sekunden waren für Pitt die längsten seines Lebens. Er starrte wie gebannt

Weitere Kostenlose Bücher