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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Risiko relativ gering«, überlegte Harlan laut. »Die Infizierten scheinen das Internet so gut wie gar nicht zu benutzen. Offenbar brauchen sie es nicht, weil sie auch so wissen, was die anderen Infizierten denken.«
    »Würden Sie mich begleiten?« Pitt schaute Harlan fragend an.
    »Ich bleibe wohl besser hier. Von dem Antikörper ist nur noch eine kleine Dosis übrig. Ich sollte so schnell wie möglich mehr davon extrahieren, damit wir genug zur Verfügung haben, wenn Ihre Bekannte hier eintrifft. Sie müßten den Weg auch allein finden. Glauben Sie, daß Sie das schaffen?«
    »Klingt so, als hätte ich gar keine andere Wahl«, entgegnete Pitt.
    Harlan reichte Pitt ein Röhrchen mit der restlichen Antikörperflüssigkeit und eine Spritze.
    »Ich hoffe, Sie wissen, wie man das Zeug injiziert.«
    Pitt erwiderte, daß das kein Problem sein dürfte, da er ja seit drei Jahren im Krankenhaus arbeitete.
    »Geben Sie ihr die Injektion am besten intravenös«, erklärte Harlan. »Und seien Sie auf eine Mund-zu-Mund-Beatmung vorbereitet. Sie könnte unter Umständen mit einem anaphylaktischen Schock reagieren.« Pitt mußte schlucken, aber er nickte.
    »Und nehmen Sie das Ding hier auch noch mit.« Harlan schnallte seinen Revolverhalfter ab. »Ich rate Ihnen, die Waffe im Notfall auch zu benutzen. Denken Sie daran: Sobald ein Infizierter merkt, daß Sie nicht infiziert sind, wird er versuchen, Ihnen eine schwarze Scheibe unterzujubeln.«
    »Was ist mit mir?« fragte Jonathan. »Ich könnte Pitt doch begleiten. Bestimmt hat er Schwierigkeiten zurückzufinden, und vier Augen sehen mehr als zwei.«
    »Du bleibst besser hier«, sagte Sheila und krempelte ihre Ärmel auf. »Es gibt eine Menge zu tun. Wir müssen uns ranhalten.«
     
    Nachdem Cassy entdeckt, ins Institut gebracht und infiziert worden war, waren die Arbeiten am Gateway zügig vorangeschritten. Obwohl die Arbeiter nicht einzeln angewiesen werden mußten, was sie zu tun hatten, kamen die Befehle letzten Endes von Beau. Folglich war es notwendig, daß er relativ viel Zeit in Reichweite der Konstruktion verbrachte und seinen Kopf von anderen Gedanken freihielt. Seitdem Cassy oben im Gästezimmer eingesperrt war und er sicher sein konnte, daß sie bald zu ihnen gehören würde, fiel es ihm erheblich leichter, seinen Aufgaben nachzukommen.
    Die Arbeiten an dem komplizierten Gebilde waren schon so weit fortgeschritten, daß man inzwischen einen Teil des elektronischen Steuergitters zumindest kurzfristig unter Strom setzen konnte. Im großen und ganzen war der Test erfolgreich verlaufen; allerdings hatte er auch gezeigt, daß ein Teil des Systems noch besser abgeschirmt werden mußte. Nachdem Beau wortlos die entsprechenden Anweisungen erteilt hatte, gönnte er sich eine Pause.
    Ganz normal, eine Stufe nach der anderen nehmend, ging er die Haupttreppe hinauf. Allerdings merkte er, daß es ihm inzwischen leichter fallen würde, hinaufzuspringen und sechs bis acht Stufen auf einmal zu nehmen. Seine Beinmuskeln waren viel kräftiger geworden.
    Als er den oberen Flur erreichte, spürte er, daß etwas nicht stimmte. Unten hatte er das Gefühl nicht bemerkt, da die wortlose Kommunikation über das Gateway zwischen ihm und den Technikern ihn voll in Anspruch genommen hatten. Doch jetzt war er allein und konnte sich auf Cassy konzentrieren. Inzwischen hätte er eigentlich spüren müssen, wie sich allmählich auch bei ihr das kollektive Bewußtsein entwickelte. Da er jedoch absolut nichts wahrnahm, hatte er plötzlich Angst, daß sie gestorben war.
    Er beschleunigte seinen Schritt. Auf einmal fürchtete er, daß sie womöglich ein zerstörerisches Gen in sich getragen hatte, das bisher noch nicht zum Vorschein gekommen war. In diesem Fall hätte das Virus sie und sich selbst zerstört. Obwohl er im Grunde nicht verstand, warum, geriet er immer mehr in Panik. Er hantierte nervös an dem Schloß herum und öffnete die Tür. Gleichzeitig machte er sich darauf gefaßt, auf der Matratze einen leblosen Körper vorzufinden. Als er sah, daß der Raum leer war, staunte er um so mehr.
    Er ging an das geöffnete Fenster und sah hinab. Zuerst fiel sein Blick auf den gefliesten Gang und die Balustrade, doch dann sah er den Baum. Als er den Ast in der Nähe des Fensters entdeckte, wußte er Bescheid. Sie war geflohen. Er stieß einen gellenden Schrei aus, der durch das ganze Institut hallte. Er rannte hinaus und stürzte die Treppe hinunter. Er war außer sich vor Wut, und Wut war dem

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