Grünes Gift
fragte Cassy.
»Genau«, erwiderte Pitt. »Außerdem hatte sie die Grippe. Deshalb war sie überhaupt in der Notaufnahme.«
»Willst du damit andeuten, daß die schwarzen Scheiben etwas mit der Grippe zu tun haben.«
»Ich weiß, es klingt verrückt«, gestand Pitt. »Aber genauso war es auch bei Beau: Erst ist er gestochen worden, und ein paar Stunden später war er krank.«
Kapitel 11
9.15 Uhr
W ann hast du von dieser Pressekonferenz mit Randy Nite gehört?« fragte Cassy.
»Heute morgen«, erwiderte Pitt. »Ich hab’s in Today gesehen. Der Moderator hat angekündigt, daß NBC die Pressekonferenz live übertragen wird.«
»Und er hat tatsächlich Beaus Namen genannt?«
»Das ist ja das Verrückte«, entgegnete Pitt. »Er war doch nur zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Und jetzt soll er plötzlich, mir nichts, dir nichts, an einer Pressekonferenz teilnehmen. Ich finde das mehr als merkwürdig.« Cassy und Pitt saßen in der Ärzte-Lounge der Notaufnahme und sahen fern. Sheila Miller hatte Pitt am Morgen angerufen und ihn gebeten, mit Cassy in die Notaufnahme zu kommen. Obwohl der Raum als Ärzte-Lounge bezeichnet wurde, benutzten ihn sämtliche Mitarbeiter der Notaufnahme als Pausenraum.
»Warum sie uns wohl herbestellt hat?« fragte Cassy. »Ich hasse es, meine Vorlesungen zu verpassen.«
»Sie hat nichts gesagt«, erwiderte Pitt. »Aber ich vermute, daß sie sich inzwischen mit einem Experten in Verbindung gesetzt hat und jetzt möchte, daß wir ebenfalls mit ihm reden - wer auch immer es sein mag.«
»Sollen wir ihr von gestern abend erzählen?« fragte Cassy. Pitt hob die Hand. Im Fernsehen kündigte der Moderator gerade an, daß Randy Nite den Raum betreten habe. Kurz darauf erschien Randys bekanntes, jugendliches Gesicht auf dem Bildschirm. Bevor er zu sprechen begann, drehte er sich zur Seite und hustete kurz. Dann wandte er sich an sein Publikum und entschuldigte sich für seine angeschlagene Stimme. »Ich ringe gerade mit einer Grippe. Also haben Sie bitte ein wenig Nachsehen mit mir.«
»O mein Gott!« sagte Pitt. »Er auch.«
»Okay«, begann Randy. »Erst mal guten Morgen allerseits. Für alle, die mich nicht kennen - mein Name ist Randy Nite, und ich verkaufe Software.«
Man hörte die auf der Pressekonferenz Anwesenden direkt lachen. Während Randy eine kurze Pause einlegte, machte der Moderator eine Bemerkung über seine humorvolle Bescheidenheit. Immerhin war Randy Nite einer der reichsten Männer der Welt, und in den Industrienationen gab es gewiß kaum jemanden, der ihn nicht kannte.
»Ich habe diese Pressekonferenz heute einberufen, um Ihnen den Start eines neuen Projektes anzukündigen - des mit Sicherheit aufregendsten und wichtigsten Unternehmens meines Lebens.«
Im Publikum erhob sich ein gespanntes Gemurmel. Die Journalisten und Gäste hatten wichtige Neuigkeiten erwartet, und so wie es klang, wurden sie nicht enttäuscht. »Mein neues Unternehmen wird ›Institut für einen Neubeginn‹ heißen«, fuhr Randy fort, »und damit es Erfolg hat, wird Cipher Software es in jeder Beziehung unterstützen. Ich möchte Ihnen jetzt einen jungen Mann mit unglaublichen Visionen vorstellen, der Ihnen mein atemberaubendes Projekt näher erläutern wird. Meine Damen und Herren, bitte heißen Sie meinen neuen persönlichen Assistenten willkommen, Mr. Beau Stark.«
Cassy und Pitt starrten sich mit offenen Mündern an. »Das glaube ich nicht«, entfuhr es Cassy.
Unter tosendem Applaus ging Beau ans Mikrophon. Er trug einen Designeranzug und hatte sein dunkles Haar mit Gel nach hinten gekämmt. Er strahlte die Selbstsicherheit eines Politikers aus.
»Herzlichen Dank, daß Sie zu uns gefunden haben«, dröhnte er in das Mikrophon. Er hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt. Seine blauen Augen funkelten wie Saphire, sein Gesicht war sonnengebräunt. »Schon der Name ›Institut für einen Neubeginn‹ verrät, worauf wir hinauswollen. Wir werden nur die besten und erfolgreichsten Leute ihres Fachs einladen, mit uns zu arbeiten. Das gilt für Naturwissenschaftler, Mediziner, Ingenieure und Architekten. Unser Ziel ist es, all die negativen Entwicklungen zu stoppen, die unseren Planeten momentan zu Grunde richten. Wir können Schluß machen mit der Umweltverschmutzung! Wir können Schluß machen mit den ewigen politischen und sozialen Auseinandersetzungen. Wir können eine Welt schaffen, in der die neuen Menschen glücklich und zufrieden leben. Wir können und wir werden diese
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