Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
hier?« fragte Jesse überrascht. »Ja«, erwiderte der Beamte. »Er ist oben.« Jesse und Vince sahen sich verwirrt an und gingen zum Eingang. Normalerweise ließ sich der Captain so gut wie nie vor Ort blicken.
    Das Gebäude gehörte Serotec Pharmaceuticals und beherbergte Büros und Forschungslabore. Die Produktionsabteilung war ausgegliedert und befand sich außerhalb der Stadt. Im Fahrstuhl begann Vince auch noch zu husten. Jesse versuchte ihm, so gut es in dem winzigen Aufzug ging, auszuweichen. »Mein Gott«, beschwerte er sich. »Was ist mit dir los?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Vince. »Vielleicht reagiere ich auf etwas allergisch.«
    »Halt dir wenigstens die Hand vor den Mund, wenn du hustet«, forderte Jesse ihn auf.
    Sie erreichten die fünfte Etage. Im vorderen Teil des Stockwerks befand sich ein Forschungslabor. An einem der geöffneten Fenster standen etliche Polizisten. Jesse fragte, wo der Captain sei, woraufhin die Polizisten auf ein Büro neben dem Labor zeigten.
    »Ich glaube nicht, daß Sie hier gebraucht werden«, stellte Captain Hernandez fest, als er Jesse und Vince hereinkommen sah. »Wir haben den gesamten Zwischenfall auf Video.« Captain Hernandez stellte Jesse und Vince den im Raum versammelten Serotec-Angestellten vor und machte sie auch mit dem Chef-Ermittler bekannt, der das Videoband gefunden hatte. Sein Name war Tom Stockman.
    »Spielen sie uns das Band noch mal vor, Tom!« forderte Captain Hernandez ihn auf.
    Was sie sahen, war die Schwarzweiß-Aufnahme einer Überwachungskamera. Die Tonqualität ließ zu wünschen übrig, denn es war ein permanentes Echo zu hören. Auf dem Film sah man einen kleinwüchsigen Mann in einem weißen Kittel, der direkt in die Kamera blickte. Er stand vor einem Fenster, die Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Vor ihm hatten sich etliche Serotec-Mitarbeiter aufgebaut, die ebenfalls alle weiße Kittel trugen. Da sie sich dem Mann zuwandten, sah man sie nur von hinten. Jesse vermutete, daß es sich um dieselben Leute handelte, denen er gerade vorgestellt worden war.
    »Der Mann, der sich umgebracht hat, hieß Sergei Kalinov«, erklärte Captain Hernandez. »Er hat plötzlich wie ein Irrer losgeschrien, daß man ihn allein lassen solle. Das kann man auf dem Band weiter vorne sehen. Wie Sie ebenfalls ganz deutlich erkennen können, hat niemand den Mann berührt oder gar bedroht.«
    »Er ist einfach durchgedreht«, schaltete sich ein Serotec-Angestellter in das Gespräch ein. »Wir hatten keine Ahnung, was wir tun sollten.«
    Auf dem Band sah man Sergei jetzt schluchzen und mit stockender Stimme sagen, er wisse, daß er infiziert sei, und könne es nicht mehr ertragen.
    Als nächstes sah man einen der Serotec-Angestellten auf Sergei zugehen.
    »Das ist der Laborchef«, erklärte Captain Hernandez. »Mario Palumbo. Er versucht Sergei zu beruhigen. Er ist kaum zu verstehen, weil er so leise spricht.«
    »Ich habe ihm nur gesagt, daß wir ihm helfen wollen«, sagte Mario.
    Auf dem Band drehte sich Sergei abrupt um und machte sich hektisch am Fenstergriff zu schaffen. Seine plötzliche Hast ließ vermuten, daß er befürchtete, von den Anwesenden könnte jemand versuchen ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Doch niemand mischte sich ein, auch Mario nicht. Als Sergei das Fenster geöffnet hatte, kletterte er auf das Sims. Er warf einen letzten Blick in die Kamera, dann sprang er in die Tiefe.
    »Oh, verdammt!« brachte Vince hervor und sah weg. Sogar Jesse war es im Magen ganz flau geworden, während er hatte mit ansehen müssen, wie der kleine, verschreckte Mann seinem Leben ein Ende bereitete. Auf dem weiterlaufenden Band sah Jesse, wie etliche Serotec-Mitarbeiter, unter ihnen auch Mario, ans Fenster gingen und hinuntersahen. Komischerweise wirkten sie überhaupt nicht bestürzt, sondern eher neugierig.
    Dann schlossen sie zu Jesses Überraschung einfach das Fenster und gingen zurück an ihre Arbeitsplätze. Während Tom das Band stoppte, musterte Jesse die Serotec-Mitarbeiter. Da sie diese grauenhafte Szene nun schon zum wiederholten Mal sahen, hätte er irgendeine Reaktion von ihnen erwartet. Doch sie zeigten keine Regung. Es war geradezu gespenstisch, wie wenig der Vorfall sie zu berühren schien. Tom nahm das Band aus dem Recorder und wollte es gerade in einen mit Polizeisiegel versehenen Plastikbeutel stecken, als Captain Hernandez es ihm aus der Hand nahm.
    »Darum kümmere ich mich«, sagte der Captain. »Aber das verstößt doch…«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher