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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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Meinung. Hier kann es heute nacht ziemlich heiß werden.«
    »Vielleicht sollte ich sie einfach nehmen und weggehen«, sagte Frankie.
    »Also wieder davonlaufen.«
    »Ich weiß, Tony. Aber vielleicht bin ich einfach nicht dafür geschaffen, mich durchzusetzen. Ich kam hierher, um alte Geister zu vertreiben, und nicht um mich an einer Schießerei mit Verbrechern zu beteiligen.«
    Valenti nickte. »Nun, Frankie, es ist Ihre Entscheidung. Was Sie auch tun - ich werde hinter Ihnen stehen. Tun Sie nur das, was Sie für richtig halten.«
    »Aber ich weiß es doch nicht!«
    »Wenn alles gesagt und getan ist«, mischte Mally sich ein, »führen alle Wege zum selben Ziel. Also kommt es nicht so sehr darauf an, welchen Weg man geht, sondern wie man ihn geht.«
    Das ergibt einen Sinn, dachte Valenti. Irgendwann müssen wir alle sterben. Also ist es die Art, wie man gelebt hat, die man dann hinter sich läßt.
    Neben ihm nickte Frankie, als sie über Mallys Worte nachdachte. »Also gut - sag Ali, ich wünsche ihr Glück«, meinte sie zögernd.
    »Wie sie es umgekehrt auch tut«, sagte Mally. »Sie haben eine großartige Entscheidung getroffen - egal, ob es die richtige ist oder nicht. Aber sie zeugt von Stärke.«
    Frankie merkte, daß sie lächelte.
    »Hör zu«, meinte Valenti, »denkst du, du könntest Ali dazu überreden, daß sie heute nacht bei Lewis bleibt? Ich weiß nicht, was ihr da vorhabt und wie lange es dauert, aber es wäre mir lieber, wenn ich mir nicht ständig Sorgen machen müßte, daß sie plötzlich mitten in einem Schußwechsel hier auftaucht. Verstehst du, was ich meine? Wenn sich im Unterholz hinter meinem Grundstück was rührt heute nacht, möchte ich nicht darüber nachdenken, ob es jemand Nahestehender ist.«
    »Sie kann bei mir bleiben«, bot Mally an.
    »Ich dachte, du hättest kein Dach überm Kopf«, sagte Valenti.
    »O doch, ich habe den ganzen Wald!« Mally sprang lachend auf die Füße und winkte ihnen munter zu. Ehe einer von beiden ein Wort sagen konnte, eilte sie schon über die Wiese auf den Wald zu. Im nächsten Augenblick hatten die Bäume sie verschluckt. Frankie und Valenti waren wieder allein.
    »Habe ich mich auch richtig verhalten?« fragte Frankie sich laut.
    Valenti gab keine Antwort. Er wußte, daß sie keine Antwort von ihm erwartete.
    »Wenn ich nur wüßte, was heute nacht da draußen vorgeht!« fuhr sie fort.
    »Ich verstehe Sie«, sagte Valenti. »Aber im Augenblick würde mich mehr interessieren, was mit Louie los ist. Für meinen Geschmack - ich meine, so, wie ich die Sache anpacken würde - geht er bei diesem Spiel zu langsam vor.«
    »Vielleicht kommt er überhaupt nicht mehr«, meinte Frankie. »Vielleicht konnte Ihr Freund Mario den verantwortlichen Leuten ein wenig Vernunft einreden.«
    Valenti zuckte die Schultern. Vielleicht hatte Mario ja auch den Magaddinos offen den Krieg erklärt, und dann wurde die ganze Sache höllisch heiß.
    »Sicher, dann wäre da immer noch mein Ex ...« Frankies Worte wurden unverständlich.
    »Irgendwas ist immer«, sagte Valenti. » Così fan tutti - das ist der Lauf der Welt.«

KAPITEL VIER
    »He, was ist los?« knurrte Louie ins Telefon. »Wiederhol das besser noch mal, Johnny! Wir haben anscheinend ’ne miserable Leitung.«
    Earl, der am Fenster saß und ihn beobachtete, mußte grinsen. Wie schön, dachte er bei sich, der große böse Mafia-Vollstrecker kriegt auch mal ’ne schlechte Nachricht. Ist das nicht ’ne verdammte Schande? Er beobachtete Louie scharf, und ihm entging nicht, daß die Handknöchel am Hörer weiß wurden und die Miene sich verzerrte. Dann drehte er sich um und betrachtete angelegentlich die Skyline von Ottawa. Louie hatte tagsüber sieben- oder achtmal angerufen, erhielt aber offenbar erst jetzt ein paar Informationen.
    Angefangen hatte es, als Louie seinen üblichen Nachmittags-Anruf bei seinem alten Herrn erledigte. Eine Zeitlang hatte keiner abgehoben, Und als endlich einer den Hörer abnahm, war es zu Louies Überraschung ein Cop. Louie hatte schnell aufgelegt und dann herumtelefoniert, bis er endlich Johnny ›Bomps‹ Bompensiero an den Apparat bekam. Vielleicht wünscht er sich jetzt, er hätte nie angerufen, dachte Earl.
    »Bennie macht was? « fragte Louie. »He, seit wann hat Bennie denn was zu sagen? Ich geb ’nen Scheiß drum, Johnny. Wir sprechen hier über die Magaddino-Familie - oder hast du vergessen, wer deine Rechnungen bezahlt? Ich rede nur mit dem Don oder meinem Alten, hast du mich

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