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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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besten zukommen lassen?« fragte er und hielt das Geständnis hoch.
    »Bennie LaFata.«
    Mario dachte kurz darüber nach. Er kannte Bennie; er war damals, als man Mario deportierte, capo gewesen. Ein guter Mann, der noch wußte, was Loyalität bedeutete, nur ...
    »Denkst du, er läßt sich darauf ein?«
    »Zumindest wird er zuhören.«
    »Mehr können wir nicht verlangen.«
    Es gibt noch ’ne Menge zu tun, dachte Mario und verließ hinter Dan das Büro. Als sie den Aufzug erreichten, schallte ihnen von unten schon aufgeregtes Stimmengewirr entgegen. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde es hier von Cops des New York Police Department nur so wimmeln.
    Mario sah den Gang entlang, ehe er den Aufzug bestieg. Er mußte Tony einen Zeitungsausschnitt zukommen lassen, sobald die Blätter über diese Sache berichteten. Er hoffte nur, daß Tony mit Broadway-Joes Sohn allein fertig wurde, denn Mario würde erst am nächsten Tag mit der Frühmaschine wieder nach Kanada fliegen können.
    »Wir müssen weg«, drängte Dan und hielt die Aufzugtür auf.
    Mario nickte und betrat die Kabine. Er behielt den Gang im Auge, bis die Aufzugtür zuglitt. Er durfte jetzt nicht an Tony denken, sagte er sich. Wenn er sich nicht darauf konzentrierte, was hier noch zu tun war, konnte ihm die ganze Sache immer noch um die Ohren fliegen.
    Als der Fahrstuhl im Erdgeschoß ankam und die drei Männer auf die Straße hinaustraten, standen seine Prioritäten fest. Er verdrängte seine Sorge um Tony und konzentrierte sich darauf, was hier und jetzt als nächstes auf ihn zukam.
    »Wir müssen ein Treffen mit LaFata vereinbaren«, sagte er.
    »Ich weiß, wo er wohnt«, meinte Dan.
    Mario sah zu Freddie hinüber. »Bist du dabei?« Und als Freddie nickte, klopfte er Dan auf die Schulter. »Worauf warten wir dann?«
    Dan trat an den Straßenrand und winkte ein Taxi heran. Als sie davonfuhren, hörten sie in der Ferne die ersten Sirenen.

KAPITEL DREI
    Den ganzen Nachmittag über dachte Frankie: Ich habe von diesem Hirsch geträumt. Ich träumte, er sei in Alis Zimmer in jener Nacht. Doch jedesmal, wenn sein Bild vor ihrem geistigen Auge auftauchte, schob sie es beiseite. Das war doch nicht real gewesen. Und das, was Tony ihr heute nachmittag erzählt hatte, konnte doch auch nicht wirklich sein.
    Sie hätte wahrscheinlich gedacht, er wolle sie auf den Arm nehmen, wenn er die ganze Geschichte nicht so plastisch und sehr ernst erzählt hätte. Er hatte selbst Zweifel daran, konnte aber nicht bestreiten, daß da irgend etwas im Gange war, daß das ganze Gerede über Mysterien und das alles nicht jeglicher Grundlage entbehrte. Und er hatte den Hirsch gesehen. Er hatte das wilde Mädchen gesehen.
    »Mir gefällt die ganze Sache bestimmt nicht besser als Ihnen«, hatte er geendet, »aber dadurch wird sich mit Bestimmtheit auch nichts ändern.«
    »Aber Ali - sie könnte in Gefahr sein.«
    »Sie steckt zwar mittendrin in dieser Geschichte, da gebe ich Ihnen recht, aber ich glaube nicht, daß sie in Gefahr ist. Oder denken Sie, ich hätte sie gehen lassen, wenn ich diesen Eindruck gehabt hätte?«
    Frankie hatte darauf gedrängt, Ali sofort zu suchen - im Wald, im Dorf oder bei jenem Stein, aber Valenti hatte es ihr ausgeredet.
    »Sie ist ein großes Kind«, meinte er. »Wir sollten ihr die Möglichkeit geben, ihre Angelegenheiten allein zu regeln.«
    »Tony, sie ist gerade vierzehn.«
    »Und geht auf die fünfunddreißig zu.«
    Frankie mußte unwillkürlich lächeln. Tony hatte recht. Aber dann tauchte das Bild von dem Hirsch im Zimmer ihrer Tochter wieder auf, und ihr Lächeln erstarb.
    »Woran denken Sie?« fragte Valenti.
    Frankie drehte sich um und sah ihn an. Sie saßen hinter seinem Haus in Liegestühlen. Mit den eisgekühlten Drinks auf den Armlehnen sahen sie aus, als würden sie nur ein wenig Sonne tanken - ein friedliches Bild, das allerdings einer genaueren Betrachtung nicht standhielt. An Frankies Gürtel hing ein Pistolenholster mit der Automatik. Als Gegengewicht trug sie auf der anderen Seite eine Ledertasche mit gefüllten Reservemagazinen. Valentis .38er steckte im Schulterhalfter, und die UZI baumelte an ihrem Gurt von der Armlehne des Liegestuhls. Auch er trug Reservemunition für die UZI und zusätzliche Trommeln für die Pistole bei sich.
    Nachdem sie ihren Lunch beendet hatten, waren sie zu Frankies Haus gegangen, um passende Kleidung für den Wald zu holen. Valenti hatte beschlossen, die Nacht im Dickicht in der Nähe seines Hauses

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