Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
Vom Netzwerk:
und Finger trat sofort zurück, eine Entschuldigung für sein Eingreifen auf den Lippen, die Louie nickend annahm.
    »Schon okay, Finger«, meinte er. »Du hast dich richtig verhalten.« Dann wandte er sich wieder Earl zu. »Was springt dabei für dich raus?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt - nichts. Ist nur ’n Zeichen für meinen guten Willen.«
    Louie zuckte die Schultern. »Ich traue dir nicht.«
    »Okay. Dann bin ich eben nicht dabei. Aber tu mir ’n Gefallen, ja? Halt meine Familie da raus, in Ordnung? Ich brauche das Kind, um meine Ex unter Druck zu setzen, und meine Ex brauche ich, damit sie mir die Kohle überschreibt. Danach ist es mir gleich, was mit ihnen passiert.«
    »Das kann ich mir denken«, brummte Louie. »Hör zu, ich weiß, daß du von Loyalität nichts hältst. Deshalb verstehst du auch nicht, was die fratellanza für uns bedeutet. Aber solange ich weiß, daß es dir nur um deinen Vorteil geht, wirst du keine Scheiße bauen.«
    Earl wollte seinen Ohren nicht trauen. Diese Blödmänner nahmen den ganzen Mist tatsächlich ernst. Warum zum Teufel war der Mob eigentlich im Geschäft, wenn nicht aus dem Grund, Profit zu machen?
    »Also - hier ist mein Angebot. Ist Valenti allein, übernehmen wir ihn - ich und Finger. Und wir klopfen bestimmt nicht erst höflich bei ihm an, sondern stürmen rein und schießen ihn in Stücke. Und sollte deine alte Lady zufällig in der Nähe sein, kannst du mit ihr reden - aber nur so lange, bis sie das Geld überschrieben hat. Danach muß sie verschwinden. Wir lassen von Valenti nichts übrig - nichts von ihm, nichts von seinem Haus, auch keins von seinen Weibern, capito? «
    »Geht absolut in Ordnung - keine Einwände!« brummte Earl. Und so war es auch. Die Spaghettis konnten machen, wozu sie Lust hatten, solange sie ihn mit seiner Kohle ziehen ließen. »Brechen wir jetzt auf?«
    »Wir brauchen noch ein oder zwei Dinge. Wie lange wird es dauern, bis dein Mann uns ’nen Raketenwerfer besorgen kann?«
    Earl blinzelte verblüfft. »He, mach mal halblang. Was habt ihr vor ...?«
    »Du kapierst das nicht, oder?« meinte Louie. »Diese Scheißkerle haben meinen alten Herrn übern Jordan geschickt. Nicht irgend so ’n Arschloch, von dem ich noch nie was gehört habe, ’s war mein Alter. Ich will Valenti und Papale in kleinen Stücken. Ich will ihre Ohren auf den Sarg meines Alten fallen lassen, wenn er in die Erde gesenkt wird, verstehst du?«
    »Klar, ’nen Raketenwerfer also. Wird aber ’ne Kleinigkeit kosten.«
    »Geld ist kein Problem. Finger, gib dem Mann ’n bißchen Kohle.«
    Finger zog einen Umschlag mit US-Dollars hervor und zählte Earl einen Stapel Hundert-Dollar-Noten auf die Hand.
    »Das dürfte reichen«, meinte Earl, als er zwanzig Scheine in der Hand hielt. »Wenn ich das Ding dafür nicht kriege, kriege ich es überhaupt nicht. Braucht ihr sonst noch was?«
    Louie ballte die rechte Hand zur Faust und legte sie an die linke Brust. »Was ich sonst brauchte, ist hier drinnen«, erklärte er.
    Earl sah Louie in die Augen und entdeckte darin etwas, das sich manchmal in seinen eigenen Augen widerspiegelte. Es war eine Art Wahnsinn - die durchaus für normal durchging, solange man demjenigen nicht in die Augen sah. Sogleich sprang ein Funke von Louie zu Earl über, und Earl grinste.
    »Schätze, du hast recht«, brummte er.
    Dreifinger Maita trat einen Schritt zurück und beobachtete die beiden voller Mißtrauen. Da hing was in der Luft, und das gefiel ihm nicht. Er wußte, daß keiner der beiden sich ’nen Dreck um den anderen scherte, doch im Moment sahen sie aus wie Brüder. Er kannte Louie schon sehr lange und wußte, daß er selten solche Anwandlungen bekam. Aber wenn, dann war es verdammt schwer, ihn auf dem Teppich zu halten. Er drehte völlig durch, bis er alles erledigt hatte, was ihm im Weg stand. Finger kümmerte das eigentlich ’nen Scheiß. Louie war der Boss, und was er wollte, wurde erledigt. Aber seine Art, die Dinge anzugehen, wurden in diesem Zustand einfach zu riskant.
    Die Luft im Zimmer knisterte beinahe vor Spannung, die sich zwischen den beiden Männern aufbaute. Genau in dem Augenblick, als sie sich löste, glaubte Finger etwas zu hören - Flötenklänge, die aus weiter Ferne herüberdrangen. Doch als er genauer hinhörte, verklang die leise Musik, und er war nicht sicher, ob er sie wirklich gehört oder sie sich nur eingebildet hatte. Kaum war sie verstummt, war auch verschwunden, was den Boss und den Kanadier für einen

Weitere Kostenlose Bücher