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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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Bildschirm beeindruckt war.
    »Sieh mal, wie groß der Schirm ist. Fast so groß wie die Leinwand in einem Kino.«
    »Wir können uns später was anschauen, wenn du willst!« rief Valenti vom Küchenbereich herüber.
    »Das wäre toll.« Alis überraschende Scheu schwand allmählich.
    »Komm, Mom, sehen wir uns oben mal ’n bißchen um.«
    Frankie stieg hinter Ali die Treppe hinauf. Auf dem Treppenabsatz stand die Tonskulptur eines Baumes von Richard Gill, und an der Wand hing ein weiteres Douglas-Aquarell - ein Scheunenbild in verlaufenden Braun-, Grau- und Grüntönen. Die beiden großen Zimmer im Obergeschoß waren ebenfalls sehr geschmackvoll eingerichtet. Aber nirgends Bücher, dachte Frankie. Dafür lagen jede Menge Magazine herum. People , Life , Newsweek .
    »Schon Spitze, was, Mom? Wow, sieh dir das an!«
    Frankie wandte sich von einem Bateman-Druck ab und betrachtete die fein geformte kleine Gnom-Figur, die auf der Anrichte im Gästezimmer stand. Daneben lag eine rosafarbene Visitenkarte: Textilkunst von Mary-Ann Harris. Frankie mußte über den Ausdruck im Gesicht des kleinen Gnoms lächeln.
    »Ich habe sie bei Andrew Dickson gefunden«, erklärte Valenti von der Tür her. »Das ist ein kleiner Kunstladen oben in Pakenham. Sind Sie schon mal dort gewesen?«
    Frankie schüttelte den Kopf.
    »Sie sollten ruhig mal hingehen. Im Obergeschoß gibt es eine Galerie, die jeden Monat andere Maler und Künstler präsentiert.«
    »Sobald wir uns etwas eingelebt und Alis Prüfungen hinter uns gebracht haben, werden wir uns die Umgebung genauer ansehen«, meinte Frankie. »Im Moment ist alles noch so hektisch. Aber allmählich sehen wir Land.«
    »Alles braucht seine Zeit.«
    »Das kann man wohl sagen. Sie haben hier ein sehr schönes Haus, Mister Garonne.«
    »Tony.«
    »Also gut - Tony. Es gibt hier bei Ihnen so viele schöne Dinge.«
    »Nun, mir fehlt die künstlerische Ader, um so etwas selbst zu machen. Deshalb unterstütze ich die, die das können. Sozusagen als patrono. Sie verstehen, was ich damit meine?«
    Frankie nickte. Tatsächlich war das Haus selbst beinahe eine Galerie. Es war so hübsch und geschmackvoll, die Präsentation der Kunstwerke fast schon professionell, was die Visitenkarte neben dem Gnom bewies. An Valentis Enthusiasmus merkte sie zudem, daß er wirklich an seinen Kunstwerken hing und sich daran erfreute. Es war also nicht nur Show - und wenn es doch Show war, dann nur eine Show für ihn selbst, ohne jede Angeberei. Mit dem Geld, das sie nun besaß, konnte sie sich Ähnliches leisten. Aber sie würde darauf achten müssen, daß sie nicht zu verschwenderisch wurde. Das Geld reichte schließlich nicht ewig.
    »Das Essen wäre bereit«, verkündete Valenti.

    Das Mahl war ein Erfolg: Es gab Antipasti, gefolgt von Spaghetti mit Muschelsoße und frischem Knoblauchbrot. Dazu tranken sie einen italienischen Weißwein. Frankie entspannte sich allmählich. Ihr Gastgeber schien sie nicht nach ihrem Vorleben aushorchen zu wollen. Die Unterhaltung während des Essens war angenehm zwanglos. Wie Frankie hinterher feststellte, verriet Tony, indem er allzu neugierige Fragen bezüglich ihrer Vergangenheit vermied, gleichzeitig auch kaum etwas über sein eigenes Vorleben. Wahrscheinlich haben wir alle ein paar Leichen im Keller, dachte Frankie. Was sie betraf, konnten sie auch ruhig dort bleiben.
    Als sie sich schließlich ins Wohnzimmer setzten, hatte sie schon vier Gläser getrunken und fühlte sich angenehm beschwipst. Valenti ließ es nicht zu, daß sie sich um den Abwasch kümmerten. »Wissen Sie, dann habe ich morgen früh wenigstens was zu tun.«
    Frankie und Ali setzten sich auf ein Sofa und überließen Valenti, der bei der Stereoanlage stehengeblieben war, das andere.
    »Vielleicht etwas Musik?« fragte er.
    »Das wäre schön.«
    Ali sprang auf. »Ich habe ein Band mitgebracht.« Sie griff nach der Tasche ihrer Mutter und wühlte darin herum. Schließlich zog sie die Kassette hervor und reichte sie Valenti.
    »Was ist das?«
    »Eine Überraschung. Etwas, das ich gestern abend aufgenommen habe. Leg sie auf.«
    Die Sonne war inzwischen untergegangen, und das Zimmer wurde von der Lampe über der Stereoanlage nur schwach erhellt. Die Nacht draußen vorm Fenster war so dunkel, wie es nur eine Nacht auf dem Land sein kann. Zuerst kam lediglich das leise Rauschen des Bandes über die Lautsprecher, dann waren das Zirpen von Grillen und das Quaken der Frösche zu hören, zu denen sich das Schwirren einer

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