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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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Augenblicken war die Wiese leer und Mally wieder allein. Sie stülpte sich den Hut über, tippte zum Stein gewandt grüßend an die Krempe und verschwand in der Richtung von Lewis’ Hütte zwischen den Bäumen.
    Der Motor des Toyota begann zu klopfen und zu stottern, als Earl auf den unbefestigten Weg zum Wochenendhaus seines Freundes am südlichen Ende des Calabogie Lake einbog. Der Wagen hüpfte durch die Schlaglöcher, und mindestens eine halbe Meile weit kratzten und schabten Baumäste über seine Seiten, ehe das erhellte Rechteck eines Fensters vor ihnen auftauchte. Earl brachte den Toyota neben einem Dodge-Transporter und einem Honda Civic zum Stehen und schaltete den Motor ab. Er umrundete den Wagen, öffnete die Beifahrertür und zog Howie auf die Füße.
    »Herr im Himmel!« jaulte Howie.
    »Ganz ruhig, Mann. Wir sind ja schon da.«
    Während er den kleineren Mann stützte, ging Earl langsam auf die Haustür zu. Von drinnen drang die Musik einer alten Charlie Daniels-LP in die Nacht. Die Anlage war voll aufgedreht. Earl schenkte sich das Anklopfen, öffnete, eine Hand in der Nähe der Waffe in seinem Hosenbund, die Tür und schleppte Howie hinein.
    Die Hütte bestand fast nur aus einem einzigen Raum, von dem im Hintergrund ein paar Türen zu den kleineren Schlafzimmern und zum Bad führten. Auf Bodenpolstern und einer Klappcouch saßen zwei Männer und drei Frauen. Alle schauten auf, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Das Feuer im Kamin verbreitete eine angenehme Wärme. In der Luft hing der süßliche Geruch von Marihuana. Einer der Männer langte zur Anlage hinüber und zog dabei aus Versehen die Nadel quer über die Platte.
    »Wer zum Teufel seid ihr?« rief er und sprang auf die Füße.
    Earl lehnte Howie gegen die Tür. »Steve, altes Haus, was macht die Kunst?«
    Der Mann stutzte und sah genauer hin. Dann kroch ein breites Grinsen um seinen Mund. »Hey, hey. Zur Hölle, Earl, was machst du denn hier oben?«
    »Halte Ausschau nach ’ner tollen Party. Was glaubst du denn, Steve?«
    Steve Hill nickte beifällig. Er war lang und dünn und trug ein verwaschenes Grateful Dead T-Shirt und abgeschnittene Jeans. Er machte sich nicht die Mühe, seine Freunde vorzustellen.
    Der andere Bursche sah aus wie ein Motorradfreak. Das lange schwarze Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden, und an einem Ohrläppchen baumelte ein silbernes Hakenkreuz. Er trug Cowboystiefel, schmierige Jeans und ein weißes T-Shirt mit ausgefransten Ärmeln. Die drei Frauen waren von einer Sorte -eine Blonde und zwei Brünette. Jede mit Schlafzimmeraugen und ziemlich bekifft. Die eine Brünette trug nur noch ein Bikini-Höschen, die anderen beiden Shorts und Büstenhalter.
    »Willste ’nen Zug?« fragte Steve und bot Earl einen Joint an.
    »Danke.« Earl nahm einen langen Zug und hielt danach den Joint an Howies Lippen. »Wir hatten ’nen kleinen ... Jagdunfall«, meinte er und gab den Joint zurück. »Haste ’nen Erste-Hilfe-Kasten, Mann?«
    »Hey, wir haben sogar ’ne verdammte Krankenschwester bei uns.« Er nickte zu den Frauen hinüber. Die Brünette ohne Oberteil sah auf. »Schau mal, was du für den Mann tun kannst, Sherry.«
    Halb benommen kam Sherry auf die Beine und ging zu Howie. Sie musterte den großen Blutfleck auf seinem Hemd und tippte Howie leicht mit dem Finger gegen die Brust. »Gehen wir ins Bad«, murmelte sie undeutlich. »Wie heißt du überhaupt, Tiger?«
    Trotz seiner Schmerzen fiel es Howie schwer, den Blick von ihren nackten Brüsten loszureißen. Er starrte Earl an.
    »Nun mach schon«, brummte Earl und wartete, bis Sherry mit Howie verschwunden war. Dann wandte er sich wieder zu Steve um. »Hast du inzwischen Telefon hier draußen?«
    Steve schüttelte den Kopf. »Ich fahr hierher, um mal aus dem Alltagstrott rauszukommen, Mann. Was is ’n los?«
    »Ich hab ’n Problem, das nicht warten kann.«
    Steve betrachtete den Revolvergriff in Earls Hosenbund und dachte dann für einen langen Moment über Howies Schulterwunde nach. »Brauchst du Verstärkung oder was?« fragte er schließlich.
    »Nee. Aber ich muß unbedingt ’nen bestimmten Mann anrufen - je schneller, desto besser, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und wohin geht der Anruf?«
    »Ist ’n R-Gespräch, keine Sorge.«
    »He, Lisa!« rief Steve. Die Blonde sah zu ihm hoch. »Gehst du mal mit meinem Freund zu dir rauf? Er will dein Telefon benutzen.«
    Lisa musterte Earl von oben bis unten und nickte. »Geht klar.«
    »He, warte

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