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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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verantwortlich?«
    »Woher soll ich das wissen, Lewis?«
    »Habe ich dich geschaffen? Bist du eine meiner Illusionen? Oder sollte ich besser Wahnvorstellungen sagen?«
    »Ist das wichtig?«
    »Natürlich ist das wichtig!« rief er laut. »Was bist du?«
    »Ich bin ein Geheimnis, Lewis«, meinte sie. »Das ist alles.«
    Aber diese Antwort war ihm auch kein Trost gewesen.

    »Das ist aber ein schönes Haus«, meinte Earl, als Lisa die Tür aufschloß und das Licht einschaltete. »Hast du das schon lange?«
    »Es gehört meinen Eltern.«
    »Sind die in der Nähe?« Earls Hand fuhr automatisch zum Griff der .38er.
    »Nein, sie sind in Europa.«
    Earl nickte. »Wo ist das Telefon?«
    »Im Schlafzimmer - da drüben.« Sie zeigte auf eine Tür und trat hinter ihm in das Zimmer. »Du bist also einer von den harten Jungs, die Steve bei seinen Jobs einsetzt?«
    Earl drehte sich zu ihr um und lachte. »Steve hat dir erzählt, er verteilt Jobs?«
    Lisa nickte. »Klar. Was glaubst du, woher er sonst seine Kohle kriegt?«
    »Ich verrate es dir. Steve hat ’nen Job bei der Regierung, sitzt aber auf dem Abstellgleis. Die einzige Möglichkeit für ihn, an Kies ranzukommen, ist der Verkauf von Dope an die Leute, mit denen er zusammenarbeitet.«
    »Er hat mir das aber ganz anders erzählt.«
    Earl zuckte mit den Schultern. »Mir gleich, was er dir gesagt hat. Er ist ’n Arschloch - um das Kind beim Namen zu nennen.«
    »Und wieso kennst du ihn dann?«
    »Selbst Arschlöcher können manchmal ganz nützlich sein. Bist du immer so neugierig?«
    Lisa zog ein Gesicht.
    »Das ist ’n Privatgespräch«, erklärte Earl.
    Im ersten Moment sah es so aus, als wolle sie etwas sagen. Doch dann kreuzten sich ihre Blicke, und sie verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. »Kein Problem. Ich setze mich draußen auf die Couch.«
    Earl wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm den Hörer ab und meldete sein R-Gespräch an.
    »Ich übernehme die Kosten«, sagte die Stimme am anderen Ende, als die Vermittlung auf die Art des Anrufes hinwies. Und dann an Earl gerichtet: »Besser, es ist wichtig - für dich besser, meine ich. Weißt du, wie spät es ist? Ist die Leitung sauber?«
    »Sicher. Wird nicht lange dauern, Joe. Sieh es einfach so, als wollte ich dir ’nen Gefallen tun.«
    »Ich höre«, knurrte Broadway-Joe.
    »Tony Valenti.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Sucht ihr ihn immer noch?«
    »Was ist das für ’n Spiel, Shaw?«
    Earl lehnte sich zurück und streckte die Beine auf dem Bett aus. »Kein Spiel. Ich kann dir Valenti liefern, aber ihr müßt schnell sein.«
    »Gib mir deine Nummer«, sagte Broadway-Joe. »Ich ruf dich zurück - in zwanzig Minuten oder so.«
    Earl las laut die Nummer vom Telefon ab. Als er auflegte, lächelte er. »He, Lisa!«
    Als sie die Tür öffnete, tätschelte er mit der Hand den Platz neben sich. »Wir müssen zwanzig Minuten totschlagen. Dann krieg ich ’nen Rückruf. Laß uns ’ne schnelle Nummer schieben.«
    Lisa starrte ihn einen Moment lang an. »Du hast vielleicht Nerven, weißt du das?«
    »Ich hab sogar noch mehr, wenn du nur auf die richtige Stelle guckst, Schätzchen.«
    »Darauf möchte ich wetten.« Wieder betrachtete sie ihn einen Moment lang, griff dann nach hinten, löste den Büstenhalter und legte ihre Brüste frei. »Ich muß verrückt sein«, murmelte sie, während sie aus ihren Shorts stieg und sich neben ihn auf das Bett setzte. »Ich kenne dich nicht mal.«
    »Schätze, das sagst du allen Jungs.« Earl griff nach ihr und zog sie zu sich heran.
    Lisa lachte nur.

    Broadway-Joe Fucceri legte den Hörer auf und sah über den Tisch zu seinem Boss hinüber, der sich auf der Ledercouch ausgestreckt hatte. Ricca Magaddino hatte eine Hand hinter den Kopf geschoben, in der anderen hielt er eine Zigarette. Er war ein gutaussehender, schlanker, dunkelhaariger Mann von mediterranem Aussehen. Er zog an seiner Zigarette, blies den Rauch gegen die Decke und sah zu Broadway-Joe hinüber.
    »Was war los?«
    »Dieser kleine Scheißer Earl Shaw - der mit dem Koks-Deal.«
    »Ach der. Was wollte er?«
    Broadway-Joe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. Er war jetzt Ende Fünfzig, zehn Jahre älter als Ricca. Sein Haar wurde an den Schläfen grau.
    »Shaw behauptet, er kann uns Valenti liefern.«
    Ricca setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden. »Sind wir immer noch hinter ihm her?«
    »Du, ich und Louie - nur wir drei wissen, was damals wirklich

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