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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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und der Gefahr, in die er Tony Valenti mit einem einzigen Anruf bringen konnte.
    »Allmächtiger!« verfluchte Valenti sich. »Nun erledige schon den verdammten Anruf!«
    Er hob den Hörer ab und wählte aus dem Gedächtnis eine Nummer. Dann wartete er, bis die Verbindung zustande kam und das Telefon auf der anderen Seite der Welt klingelte.
    »Pronto!« fragte ein vertraute Stimme nach dem sechsten Läuten. » Chi va la? Wer ist da?«
    »Hallo, Mario. Come te la sei passata? Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?«
    Einen Moment lang blieb es in der Leitung still. Dann: »Meine Leitung ist sauber - können wir Namen nennen?«
    »Ich bin’s - Tony.«
    »Das höre ich. Hast du Ärger?«
    »Ich werde die Sache beenden.«
    »Du bist ’n verrückter bastardo , wenn du weißt, was ich meine.«
    »Man hat mich entdeckt, aber ich will nicht mehr davonlaufen.«
    »Okay«, sagte Mario. »Ich verstehe. Jetzt ist sicher nicht der richtige Augenblick, mit dir zu streiten. Was brauchst du?«
    »Ein paar Männer, die zu keiner Familie gehören. Der Kies ist kein Problem, aber ich muß mich auf sie verlassen können. Und dein Gesicht möchte ich hier drüben erst recht nicht sehen, capito? «
    »He, Tony, du bist zwar ’n guter Freund, aber verrückt bin ich noch nicht.«
    »Schön zu hören.«
    »Wann brauchst du sie?« fragte Mario.
    »Gestern.«
    »Also willst du ’n paar einheimische Talente?«
    »Hast du welche hier?« fragte Valenti zurück.
    »Komm drauf an, wo ›hier‹ ist.«
    Valenti sagte es ihm und hielt dabei seine Erklärungen möglichst einfach.
    »Ich hab ’nen Freund in Toronto«, meinte Mario. »Er kann morgen früh bei dir sein. Er fährt ’nen weißen Mazda - ’nen Zweitürer. Der zweite Freund braucht erst ’n paar Papiere. Schätze, er wird dann Montagnachmittag - Ortszeit natürlich - bei dir sein. Sag mir, Tony, soll ich vielleicht mal mit der Familie reden - ich meine, mit dem consigliere ?«
    »Der kann auch nicht mehr viel machen«, erwiderte Valenti. »Zudem vermute ich, daß es Ricca war, der mich auf die Abschußliste gesetzt hat - er, und Joe. Wer sonst käme dafür in Frage?«
    »Na und? ’n kurzer Plausch kann doch nicht schaden.«
    »Okay. Aber sei vorsichtig, Mario.«
    »Kein Problem. Coraggio, Tony.«
    » Grazie , Mario.«
    Die Leitung war tot. Valentis Hand umklammerte den Hörer. Er saß nun auf dem Präsentierteller - für eine Flucht war es zu spät.
    Als er wenig später einen Wagen auf der Zufahrt hörte, löschte er sofort das Licht. Mit der Automatic in der Hand ging er zur Eingangstür und schob vorsichtig den Vorhang beiseite. Doch es war nur Alis Mutter. Er steckte die .32er in die Tasche zurück und schaltete die Außenbeleuchtung ein, ehe er Frankie auf einen Schlummertrunk einlud.
    »Vielen Dank, aber heute lieber nicht«, meinte Frankie. »Ich bin ziemlich müde und ... Ach, es war einfach ein schlimmer Tag.«
    Verdammt, sieht die Frau gut aus, dachte Valenti. Aber da war auch etwas, das sie innerlich stark getroffen hatte, das sah er. So etwas wäre ihm nie aufgefallen, wenn er noch in New York für die Familie gearbeitet hätte. Diese Frau besaß eine Sensibilität, die ihn an ein Kunstwerk erinnerte. Er wünschte, er könnte ihr den Kummer ersparen, der sie erwartete.
    »Ich hielte es trotzdem für besser, wenn Sie einen Augenblick hereinkämen«, sagte er. »Ihr früherer Ehemann war hinter Ali her, und vermutlich ist er noch in der Gegend. Es wäre keine gute Idee, jetzt sofort nach Hause zu gehen.«
    »Earl ...?« Frankie wurde blaß. »Ali ... ist sie ...?«
    »Ali war phantastisch. Sie hat sich tapfer wie ein Soldat zu mir durchgekämpft.«
    Frankie lehnte sich gegen die Wagentür. »Gott sei Dank! Das ist mein schlimmster Alptraum. Verstehen Sie ... manchmal erwache ich mitten in der Nacht ... und denke, man hat sie mir weggenommen ...«
    Sie erschauerte. Dann sah sie Valenti an. »Er war wirklich hier? Mein Ex?«
    Valenti nickte. »Leider ja. Er war zuerst bei Ihrem Haus und hat Ali auf der Straße verfolgt. Zum Glück bin ich ihr ein Stück entgegengegangen und konnte ihn verjagen. Vielleicht wird er zurückkommen. Sie könnten natürlich die Polizei rufen, aber bis Sie die Cops überzeugt haben, daß wirklich Gefahr im Verzug ist ...« Er hob vielsagend die Schultern.
    »Vermutlich haben Sie recht.«
    Valenti ging zum Wagen, schloß die Tür, nahm Frankies Arm und führte sie zum Haus zurück. Ziemlich hektischer Abend, dachte er. Sah ganz so aus, als

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