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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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lebte sie nur noch in Angst.
    Lance ging langsam zu dem Platz, wo Dooker schlief. Der Schäferhund erwachte, als Lance näher kam, und gab ein fragendes Knurren von sich. Lance hörte nur Pfoten über den Asphalt scharren, das Hecheln der Meute. Er hob das Schrotgewehr, richtete die Läufe auf Dookers Kopf und zog beide Hähne durch.
    Das Krachen der Flinte riß ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand. Er starrte auf die Waffe in seiner Hand und auf die Überreste von Dooker. Ihm schossen die Tränen in die Augen. Er warf das Gewehr zur Seite und drückte den blutigen Hundekadaver an sich.
    »Verrückt«, schluchzte er. »Jesus ... ich drehe durch ... Ach, Dook, es tut mir so leid ...«
    Er ließ den Kopf sinken, und ein Schluchzen schüttelte seinen Körper. So fand ihn Brenda, als sie sich schließlich nach draußen wagte. Einen langen Moment stand sie an der Hintertür und sah ihn an, wagte aber nicht, sich zu rühren oder seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dann ging sie langsam zu ihm hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »K ... komm herein, Lance. Besser, du gehst jetzt nach drinnen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich ... ich muß ’n Loch graben für den alten Dooker, Boo. Es ... ich muß es tun ...«
    Brenda nickte. »Ich hol die Schaufel.«
    Sie ging zum Schuppen und fragte sich, was um Himmels willen sie mit Lance machen sollte. Er war nicht mehr er selbst, und sie fürchtete sich vor ihm. Trotzdem war er immer noch Lance, und er brauchte Hilfe. Sie mußte ihn dazu bringen, daß er zum Arzt ging, der ihm vielleicht einen guten Psychiater empfehlen würde. Mehr konnte sie nicht tun.
    Als sie mit der Schaufel zurückkam und neben ihm und dem armen toten Dooker stand, wurde ihr klar, daß es ihre Aufgabe wäre. Lance brauchte Hilfe, und so sicher wie das Amen in der Kirche würde er nicht selbst darum nachsuchen.
    Bitte, lieber Gott, dachte sie, laß mich stark sein. Laß mich stark genug sein für uns beide.

TEIL ZWEI
    Die List des Jägers

    Lady, vernehmt diese Worte
    Ich habe die List des Jägers verloren,
    Indem ich dem folgte, was verloren ist ...
    ROBIN WILLIAMSON, aus Song of Mabon

    Die Wälder von Arkadien sind verdorrt,
    Und vorbei ist es mit ihrer antiken Lust;
    Von alter Zeit erfüllt
    sind die Träume der Welt,
    Graue Wahrheit ist nun ihr
    lackiertes Spielzeug ...
    W. B. YEATS,
    aus The Song of the Happy Shepherd

KAPITEL EINS
    Die Sonne war schon vor einigen Stunden aufgegangen. Gegen 6.15 Uhr hörte Valenti einen Wagen die Straße heraufkommen. Auf dieses Geräusch hatte er gewartet. Sofort legte er das Buch beiseite, ging in die Küche und holte die UZI-Maschinenpistole aus dem kleinen Besenschrank, in dem er sie versteckt hatte. Dann huschte er durch die Hintertür hinaus.
    Vorsichtig umrundete er Haus und Garten und eilte durch die Bäume nach vorn zur Straße. Als der weiße Mazda langsam in seine Einfahrt bog, näherte Valenti sich dem Wagen von hinten und duckte sich hinter die Hecke.
    Die Tür des Wagens sprang auf. Ein schlanker, drahtiger Mann stieg aus und reckte die Glieder. Dabei musterte er das Haus. Er trug Jeans, Wanderstiefel und ein leichtes Baumwollhemd unter der dunkelblauen Windjacke. Mit einer raschen Bewegung fuhr er sich durch das kurzgeschnittene Blondhaar, ließ den Blick einen Moment über das Grundstück bis zur Straße hinüberschweifen und ging dann auf das Haus zu. Als er die Gartenpforte erreichte, hatte Valenti sein Versteck verlassen und befand sich nun hinter dem Wagen des Mannes. Die UZI hielt er in der gesenkten Hand, so daß der Mann die Waffe nicht sehen konnte.
    »Wie geht’s denn so?« rief er leise.
    Der Mann drehte sich schneller als erwartet um und tat einen raschen Schritt zur Seite in die Deckung einer Zeder. Dabei ließ er keinen Blick von Valenti, und seine Hand kroch langsam unter die Windjacke. Valenti hob die UZI. Sofort ließ der Mann die Hand sinken.
    »Schätze, Sie erwarten mich«, sagte er.
    »Könnte sein.« Valenti trat hinter dem Wagen hervor und hielt die UZI mit beiden Händen. Sein Finger lag am Abzug. »Woher kommen Sie?«
    »Toronto. Hören Sie, ich kann Ihre Vorsicht ...«
    »Wie haben Sie diesen Platz gefunden?«
    »Ein Freund aus Malta hat mich hergeschickt.«
    »Ach ja? Wie geht’s Tony denn so?«
    Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. »Sie sind Tony. Mario schickt mich.«
    »Okay. Vielleicht ist das so.« Valenti senkte die UZI. »Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »Vor ungefähr

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