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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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’ner Stunde hab ich einen kurzen Zwischenstopp an ’ner Raststelle eingelegt. Ich könnt ’nen Kaffee vertragen.«
    »Sie bekommen ihn.«
    »Wär nett, wenn Sie mir kurz die Situation erklären könnten.«
    Valenti nickte. »Sicher. Gehen wir hinein. Aber da ist noch eine Sache.«
    »Was?«
    »Ich habe zwei Zivilisten im Haus, die mit der Angelegenheit nichts zu tun haben. Eine Frau aus dem Nachbarhaus und ihre Tochter. Ich wüßte es zu schätzen, wenn wir in ihrer Gegenwart nicht zu offen reden.«
    »Kein Problem. Ich bin Tom Bannon«, erklärte der Mann und streckte Valenti die Hand entgegen.
    Valenti schüttelte sie. »Danke fürs Kommen.«

    »Sie sind also nicht sicher, ob er Sie erkannt hat?« fragte Bannon, nachdem Valenti ihm die Lage geschildert hatte. Die UZI war wieder in ihrem Versteck verschwunden, und die beiden Männer saßen am Küchentisch. Der Kaffeetopf stand in der Mitte zwischen ihnen auf einer Warmhalteplatte, und beide nippten an ihren Tassen. Valenti hatte nur die Fakten erzählt. Auch ohne den Hirsch und Alis wildes Mädchen war die Geschichte schon seltsam genug.
    »Doch, er hat mich sofort erkannt«, erklärte Valenti. »Die Frage ist, was er mit dieser Information anfangen wird. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen - eigentlich hatte ich schon jetzt mit Ärger gerechnet, aber vielleicht hat er noch keine Möglichkeit gefunden, seine Information weiterzugeben.«
    »Vielleicht hält er sie noch ein wenig zurück.«
    »Und warum?«
    Bannon zuckte die Schultern. »Gott, wer kann das wissen? In der Szene sind ’n paar Gerüchte über ihn in Umlauf - er soll ’nen großen Coup in der Mache haben. Vielleicht kann er es sich im Moment nicht leisten, sich in die inneren Angelegenheiten einer Familie einzumischen.«
    »Das glaube ich nicht. Er und ich - wir konnten es nie richtig miteinander. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Das wundert mich nicht nach allem, was ich über Shaw weiß. Er muß bei jeder Sache die Hauptperson sein, sonst wird er ungemütlich.«
    Valenti nickte. »Diesen Eindruck habe ich auch von ihm.«
    »Also, wie wollen Sie die Sache durchziehen? Warten wir, bis sie kommen, oder treten wir vorher in Aktion?«
    »Wir müssen wohl oder übel auf sie warten. Ich wüßte nicht mal, wo ich nach dem Burschen ...« Valenti hielt inne, als er hörte, wie oben eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    »Wer bin ich denn nun offiziell?« fragte Bannon im Flüsterton.
    »Ein Freund von mir, der mich für eine Woche besuchen kommt. Aber dann müssen wir uns auch duzen.«
    »Okay. Sonst noch was, das ich wissen müßte?«
    Valenti schüttelte den Kopf. »Hallo, Ali«, rief er, als er das Mädchen die Treppe herunterkommen sah. »Komm doch her. Ich möchte dich mit einem Freund von mir bekanntmachen.«

    Ali erwachte aus einem Traum, in dem sie einen Streit zwischen Tony, dem Hirsch und Earl Shaw über die Frage, wer von ihnen denn nun ihr wirklicher Vater war, zu schlichten versuchte. In dem Traum hatte der Hirsch einen Männerkörper, trug Jeans und ein T-Shirt mit dem Spruch: ›Haben Sie heute schon Ihr Kind in den Arm genommen?‹
    Aus diesem Traum erwachte sie in einem fremden Zimmer und brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie sich befand - und warum. Sie fuhr hoch, und eine plötzliche Furcht nahm ihr den Atem. Ihre Mutter ...
    Sie sprang aus dem Bett, zog sich rasch an und tappte aus dem Zimmer. Sie spähte die Treppe hinunter, doch das Haus wirkte leer. War ihre Mutter am Abend noch zurückgekommen? Oder hatte Earl Shaw sie auf dem Heimweg abgefangen und ... und ...
    Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Rasch ging sie zu Tonys Schlafzimmer und öffnete die Tür einen Spalt. Sie wollte Tony fragen, denn Tony wüßte es. Er wäre bestimmt nicht schlafen gegangen, ohne sich vergewissert zu haben, daß mit ihrer Mom alles in Ordnung war. Als sie dann ihre Mutter schlafend auf Tonys Bett vorfand, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Rasch huschte sie durch das Zimmer, kniete neben dem Bett nieder und legte einen Arm um ihre Mutter. Wenn ihr etwas zugestoßen wäre ...
    Sie hörte, wie sich ein Wagen dem Haus näherte. Der Motor erstarb, und eine Wagentür fiel ins Schloß. Alis Körper spannte sich erneut. Sie wagte nicht, sich zu rühren, sondern drückte sich nur noch enger an ihre Mutter. Frankie bewegte sich im Schlaf, erwachte aber nicht. Von unten drangen die Stimmen von Tony und einem anderen Mann zu ihr herauf. Zum zweiten Mal an diesem

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