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Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Helfferich
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Erzähler zeichnet sich dadurch aus, dass er von den erzählten Geschehnissen auf irgendeine Weise betroffen ist und sein Blick wie seine Erfahrungen auf eine Figur begrenzt sind. Er ist unsicher und erzählt auch, um sich in der Welt zu orientieren. Im Gegensatz zum „Ich erklär dir die Welt“-Gestus des allwissenden gehört zum personalen Erzähler am ehesten die Frage „Was ist hier los?“ Kafkas Romane sind bekannte Beispiele für den personalen Erzähler. Schon der erste Satz aus „Der Prozess“, „Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ gibt die angesprochene Unsicherheit wieder, denn der Erzähler stellt eine Mutmaßung an.
     
    Die Gestaltungsmöglichkeiten der Erzählperspektiven
     
    Um zu erkennen, um welche der beiden Perspektiven es sich handelt, kann man sich also zwei Fragen stellen:
    Wie nah dran oder wie weit entfernt, ist der Erzähler vom Geschehen?
    Besitzt er einen „psychoanalytischen Röntgenblick“, der alles und jeden erklären kann, oder ringt er um Erkenntnis?
    Das Personalpronomen hingegen spielt überhaupt keine Rolle. Ob da ein Ich spricht oder etwas über einen Er oder eine Sie erzählt wird, sagt nichts darüber, aus welcher Perspektive die Geschichte erzählt wird. Beispielsweise kann auch die Setzung funktionieren, eine siebenjährige Ich-Erzählerin die Geschichte aus einer auktorialen Perspektive erzählen zu lassen. Man kann ihr Weltwissen und Reflexion zuschreiben – wenn man einen Kniff findet, um das glaubwürdig zu gestalten.
    Wahrscheinlich gibt es keinen Erzähler, der zu hundert Prozent auktorial oder personal ist. Jeden Text kann man, wie mit einem Regler, auf eine Stelle zwischen diesen beiden Gegenpolen einstellen.
     

Der Ich-Erzähler: Die Erzählperspektive aus der ersten Person Singular
     
    Die Entscheidung des Autors, aus welcher Perspektive die Geschichte erzählt wird, beeinflusst den Text entscheidend. Sie bestimmt nicht nur den Tonfall, das Thema, sondern auch wie vertraut der Leser mit den Figuren sein wird. Man braucht nur einmal an eine Dreiecksgeschichte zu denken: Wenn sie vom betrogenen Ehemann erzählt wird, klingt sie komplett anders als die romantische Liebesgeschichte, die der Liebhaber gerade erlebt. Die Frau würde eine eigene, dritte Fassung erzählen, die mit den beiden ersten Geschichten vielleicht wenig zu tun hätte.
     
    Die Vorteile des Ich-Erzählers
     
    In der zeitgenössischen Literatur ist die Perspektive des Ich-Erzählers sehr beliebt, und das nicht ohne Grund. Er imitiert die Ursituation allen Erzählens, ein Ich erzählt mir eine Geschichte. Häufig werden die Leser auch mehr oder weniger direkt vom Ich-Erzähler angesprochen, wie in diesem Beispiel aus dem Roman „Schneeblind“ von Andreas Keck:
     
    „ Ich sehe keinen Sinn darin, zu erklären, warum ich hier bin. Am Ende sagten einfach alle, du musst hierher, anders geht’s nicht mehr weiter, mir dir – mit mir.
    Und jetzt bin ich eben hier. In einer psychiatrischen Klinik. Einer Anstalt. Einem Irrenhaus. Schweigen. Keiner antwortet. Soll ich weitererzählen? Ja? In Ordnung. “
     
    Das ist eine sehr private Situation, also fühlen sich die Leser dem Erzähler sehr nahe. Sie erfahren auch sehr viel über diese Erzählerfigur, da sie ihre Gedanken kennen können. Auch dadurch wird Vertrautheit aufgebaut. Was der Ich-Erzähler sagt, ist authentisch, man glaubt ihm in der Regel mehr als einem Erzähler in der dritten Person.
    Wichtig ist dabei stets dem Ich-Erzähler seine eigene Stimme zu geben, die seine Persönlichkeit widerspiegelt, eine Stimme, die durch das Vokabular, Lieblingsausdrücke, Tonfall, dem Umgang mit der Grammatik und den Sprechrhythmus gestaltet wird.
     
    Die Nachteile des Ich-Erzählers
     
    Diese Perspektive hat jedoch nicht nur Vorteile, sondern auch Beschränkungen. Weil alles durch den Wahrnehmungsfilter des Ich-Erzählers vermittelt werden muss – nur was der Ich-Erzähler sieht, hört, riecht, denkt, fühlt kann geschrieben werden – kann es für Autoren schwierig werden, Ereignisse zu erzählen, an denen der Erzähler nicht teilnehmen kann. Wenn die Figur nicht sehr intelligent ist oder eine sehr einfache Sprache benutzt, kann es auch unvorteilhaft sein, die Geschichte durch diese Figur hindurchzupressen, besonders bei längeren Erzählungen.
     
    Das Ich als Protagonist oder Nebenfigur
     
    Der Ich-Erzähler kann der Protagonist der Geschichte sein, es

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