Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
man der Figur keine eigene Stimme verleihen, die durch die ganze Geschichte hindurch trägt, ist das auch ein Grund die personale Perspektive zu wählen.
Dialoge schreiben: Wie man Figuren reden lässt
Dialoge zu schreiben ist eine ambivalente Angelegenheit: Einerseits sollen sie natürlich klingen, andererseits müssen sie künstlich und geschliffen sein und dürfen keinesfalls so klingen, wie wir täglich reden, denn unsere Alltagssprache ist, wenn man mal genau hinhört, voller ähs, abgebrochener Sätze, Versprecher, Wiederholungen und Grammatikfehler. Stattdessen soll ein Gespräch zwischen den Figuren präzise, akzentuiert und knapp sein, und alle Leerformeln und Allgemeinplätze vermeiden (es sei denn, sie gehören zwingend zur Sprechweise der Figur).
Jede Figur hat ihre eigene Sprechweise
Dialoge sind ein wichtiger Bestandteil literarischer Texte. Durch sie wird ein Text lesbarer und lebendiger, sie geben Informationen weiter, treiben die Handlung voran und lassen die Beziehung zwischen den Sprechenden sichtbar werden. Vor allem kommt im Dialog der Charakter der Figuren zum Ausdruck. Bevor man einen Dialog schreiben kann, muss man die Figuren gut kennen, denn jede Figur hat eine individuelle Art zu sprechen. Ihr Wortschatz wird geprägt von ihrer Herkunft, Bildung, dem Beruf und den Interessen, die sie pflegt. Aber auch ihr Stil, Tonfall, Humor, Dialekt wirken sich auf ihre Sprechweise aus. Das alles muss der Autor für jede Figur bedenken. Fachsprachen und Dialekte sollten übrigens vorsichtig und subtil eingesetzt werden, da sie bei üppiger Verwendung schnell zu einer Karikatur werden.
Der szenische Aufbau des Dialogs
Als Erstes sollte man wissen, worauf der Dialog abzielt. Was war vorher, was kommt nachher und welche Funktion erfüllt er innerhalb der Geschichte? Zu viel Harmonie zwischen den Figuren ist schlecht. Ein Dialog braucht einen wie auch immer gearteten Konflikt und er sollte dramaturgisch wie eine Szene aufgebaut sein mit einer Exposition, Steigerungen und einem Höhepunkt.
Bevor man zu schreiben beginnt, sollte man sich in die Figuren hineinversetzen und sich klarmachen, was sie in diesem Gespräch erreichen wollen. Welchen Eindruck wollen sie bei ihrem Gegenüber erwecken? Was wollen sie geheim gehalten? Was denken sie wirklich?
Die Gestaltung des Dialogs
Während wir im Alltag gewöhnlich direkt reden und auf eine Frage mit der unverstellten Antwort reagieren, wäre diese Art zu sprechen in einem literarischen Text auf die Dauer langweilig. Ein literarischer Dialog ist indirekt, die Figuren weichen aus, reden drum herum und offenbaren gerade dadurch das Interessante.
„Wie geht es dir?"
„Hat dich das jemals interessiert?!"
Auf diese Weise öffnet sich ein Subtext, der Leser erfährt etwas, das über den reinen Wortsinn hinausgeht.
Bei der Gestaltung eines Dialogs kann man auf Unterbrechungen zurückgreifen, Figuren können sich ins Wort fallen oder sich eine Weile anschweigen. Tonfall und Tempo können gewechselt werden und auch die Handlungen, die nebenbei ausgeführt werden, können in den Text einfließen. Man stelle sich beispielsweise ein Streitgespräch vor, bei dem einer der Streitenden gerade ein Huhn ausnimmt.
Nicht unwesentlich ist auch der Raum, in dem der Dialog stattfindet. Zuhause am Küchentisch spricht und streitet man anders als etwa in einem piekfeinen Restaurant.
Sprecherverben
Um die Lesbarkeit zu erleichtern, beginnt man bei jedem Sprecherwechsel mit einer neuen Zeile. „sagte er" sollte man weglassen, wenn klar ist, wer gerade spricht. Ob man Wendungen wie "antwortete sie", "stotterte er", "gähnte sie", "brüllte er" verwenden möchte, ist letztlich eine Geschmacksfrage. Man kann gegen diese Verben anführen, dass es besser ist, wenn man der Dialogzeile direkt ablesen kann, ob sie gebrüllt oder gestottert wird.
Wie oben bereits erwähnt, dient der Dialog auch dem Transport von Informationen. Das ist allerdings etwas schwieriger als es zunächst klingt, denn man muss als Autor stets beachten, dass die Figur zu ihrem Gegenüber spricht und nicht zum Leser. Das heißt, die eine Figur darf der anderen nichts erzählen, was diese sowieso schon weiß. Also nicht: „Deine Mutter, mit der du seit sieben Jahren nicht mehr gesprochen hast, hat heute angerufen."
Indirekte Rede
Zu den vielen Entscheidungen, die ein Autor treffen muss, gehört auch die, was er als Dialog wiedergibt und was als
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