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Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Helfferich
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sein
     
    Autoren sollten sich nicht mit dem begnügen, was man angeblich in einer Situation empfindet, sondern tiefer graben und authentisch sein. Ein Beispiel: Wenn man die Figuren genau studiert, dann wird die Witwe vielleicht nicht aus Trauer am Grab weinen, sondern … aus Scham über ihre Erleichterung. Tut man so etwas? Darf man so etwas fühlen? Aber ja.
     
    Originell sein
     
    Gefühlsbeladene Situationen sind mit Ausdrücken, Handlungen und Ähnlichem beladen, die wir sofort mit ihnen assoziieren. Ein erstes Rendezvous: Herzklopfen, gerne auch ein Herz, das in der Brust hämmert, Händchenhalten, womöglich verstohlen, ein erster Kuss ... das würde man erwarten. Für Autoren bedeutet das, auf all die erwarteten Dinge zu verzichten und sie durch andere zu ersetzen. Originell sein bedeutet Eigenes zu finden, was genau dieser und nur dieser Situation entspricht.
     
    Sprachliche Klischees vermeiden
     
    Auch sprachliche Klischees sollte man vermeiden. Man versteht darunter Ausdrücke, die schon zu oft verwendet wurden und die deswegen ihren Aussagegehalt verloren haben. Sein Herz flatterte wie ein junger Vogel in seiner Brust = Klischee, Kitsch. Greifen Sie lieber zu eigenen Bildern und Sprachkreationen.
     
    Knappe Andeutungen
     
    Statt Gefühle breit auszuwalzen ist vornehme Zurückhaltung angebracht. Knappe Andeutungen geben den Lesern Raum, um mitzudenken. Verwenden Sie lieber Bilder, Symbole, Leitmotive statt in epischer Breite Gefühle auszumalen.
     
    Ambivalenz
     
    Schwarz-Weiß-Malerei ist ein wichtiges Kennzeichen von Kitsch. Ihr Gegenteil heißt Ambivalenz. Nichts und niemand ist durch und durch gut oder böse. Wenn Sie stets die beiden Seiten von Figuren, Gefühlen usw. darstellen, erzielen Sie eine interessante, spannungsgeladene, kitschfreie Literatur.
     
    Die Mischung machts. Es bringt den Text nicht um, wenn man mal sehr gefühlsbeladen, um nicht zu sagen sentimental wird, wenn auf der anderen Seite auch Distanzierung, Reflexion oder Ironie vorkommen.
     

Über den Umgang mit Kritik: Faire Textdiskussionen in Schreibgruppen
     
    Natürlich besucht man eine Schreibgruppe, um ein Feedback zu den eigenen Texten zu erhalten, doch diese Kritik sorgt auch immer wieder für zwischenmenschliche Störfälle innerhalb der Gruppe und für Verletzungen bei den Autoren. Aufs Geratewohl geäußerte Kritik hilft niemandem und es kann mitunter lange dauern, bis die Schäden, die sie angerichtet hat, überwunden sind. Deswegen ist es für eine Schreibgruppe - und auch für den Einzelnen, der um Kritik gebeten wird - sinnvoll, sich mit dem Geben und Entgegennehmen von Kritik zu beschäftigen.
     
    Der Text und seine Funktionsweise
     
    Es soll hier keinesfalls der Eindruck erweckt werden, Kritik dürfe nicht offen und ehrlich sein. Das darf sie auf jeden Fall, solange sie gleichzeitig auch fair ist. Doch was bedeutet das?
    Bewusst oder unbewusst hat jeder Autor eine Vorstellung davon, was einen guten Text ausmacht. Bei einer Textdiskussion kann es jedoch nicht allein darum gehen, dem fremden Text die eigene Vorstellung aufpfropfen zu wollen, denn wenn ein Science-Fiction-Autor, jemand, der experimentelle Lyrik schreibt und eine ChickLit-Autorin aufeinandertreffen, ist die Schnittmenge ihrer individue llen Qualitätsvorstellungen eventuell gering. Vielmehr geht es darum herauszufinden, was dieser Text zu sein beabsichtigt, nach welchen Regeln er funktioniert, um dann zu ergründen, wie gut das gelingt und wo es hakt.
     
    Faire Kritik
     
    Eine faire Kritik streicht immer auch das Positive am Text heraus. Einen Text ohne jeden positiven Kern gibt es überhaupt nicht. Manchmal ist er stark unterentwickelt, aber existent ist er, und das sollte auch laut gesagt werden.
    Die Meinung des Kritikers sollte als Ich-Botschaft verkündet werden, schließlich kann ein Kritiker keine universelle Wahrheit aussprechen, sondern immer nur von seinen eigenen Eindrücken ausgehen. Also nicht: „Der Absatz ist nicht spannend.", sondern „Ich empfinde diesen Absatz als nicht spannend."
    Diese Ich-Botschaft wäre schon mal nicht schlecht, ist aber noch unzulänglich, denn es fehlt der konkrete Beleg. Der Kritiker sollte immer eine Begründung mitliefern, direkt am Text festmachen, wie er zu seiner Meinung kommt.
    Dazu kann man Wege vorschlagen, um die Textstelle zu verbessern. Wichtig ist dabei jedoch, dass sich alle Beteiligten jederzeit bewusst sind, dass zwar Meinungen und Eindrücke geschildert und begründet werden,

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