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Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)

Titel: Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Helfferich
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lebendig machen, sie sollten jedoch sinnvoll ausgewählt sein. Wenn man den Protagonisten in ein Büro gehen lässt und dabei als Detail anmerkt, dass die Sekretärin das Gebiss eines Rottweilers hat, dann charakterisiert das die Sekretärin, vielleicht auch die Atmosphäre. Schreibt man hingegen nur, dass sie eine lilafarbene Bluse trägt, fragt sich der Leser „So what?“. Details, die nicht aussagekräftig und besonders (für die Geschichte) sind, blähen den Text auf und können getrost gestrichen werden.
     
    Die Einführung
     
    Anton Tschechow empfahl ganz kompromisslos, die ersten drei Seiten eines Textes wegzuwerfen. Den Anfang einer Geschichte braucht der Autor, um sich warm zu schreiben, sich in den Ton, die Figur und die fiktive Welt einzufinden. Das ist wichtig, was dabei herauskommt ist allerdings für den Leser oft verzichtbar, denn ihm wäre höchstwahrscheinlich eine straffe, ihn direkt ins Geschehen ziehende Einleitung lieber. Neben dem Warmschreiben gibt es noch einen anderen bedenkenswerten Punkt, nämlich die Frage, wann der beste Zeitpunkt ist, um den Leser in die Geschichte einsteigen zu lassen. Das kann man oft erst entscheiden, wenn die Geschichte komplett vorliegt. Also: Erst mal drauflos schreiben und dann wegstreichen.
     
    Blähwörter und Lieblingsausdrücke
     
    Irgendwie, völlig, eigentlich – Wörter wie diese sagen nichts aus, sondern blähen Sätze auf und können aus dem Text entlassen werden. Auf ihrem Weg nach draußen sollten sie begleitet werden von den Lieblingswörtern und -ausdrücken, die jeder Autor hat und zu oft verwendet. Diese aufzuspüren ist schwierig, ein Testleser kann dabei eine große Hilfe sein.
     
    Wortwiederholungen
     
    "Er legte fragend den Kopf schief. Ich schüttelte den Kopf ..." Wortwiederholungen sind schnell in die Tasten gerutscht und werden am besten laut lesend aufgespürt. Werden sie nicht ausgemerzt, klingt das im Leserohr zu Recht schlampig geschrieben.
     
    Unpräzise Adjektive und Adverbien
     
    Jedes einzelne Adjektiv oder Adverb im Text sollte auf Herz und Nieren geprüft werden. Transportiert es einen präzisen, sinnlichen Eindruck, wie etwa samtig, kalt, blutrot? Dann hat es womöglich eine Existenzberechtigung. Handelt es sich um ein unpräzises Adjektiv, wie beispielsweise schön, toll, blöd (denn wer legt fest, was schö n, toll oder blöd ist?), ist es meistens ein Fall für die Löschtaste. Aber auch sinn-volle Adjektive sollten besser nicht wie mit dem Salzstreuer im Text verteilt werden. Daher kann man sich in jedem einzelnen Fall fragen, ob das entsprechende Adjektiv tatsächlich notwendig ist.
     
    Dialogauszeichnungen
     
    Fragte er, befahl sie, antwortete es. Oder auch: sagte er, sagte sie, sagten wir. Für welche Variante man sich entscheidet, ist immer auch eine Geschmacksfrage. Außer Frage steht lediglich, dass man diese Dialogauszeichnungen weglassen sollte, wenn klar ist, wer spricht.
     
    Übung: Um das Straffen eines Textes in Ruhe zu trainieren, kann man sich eine ältere, selbst geschriebene Geschichte vornehmen und weder rasten noch ruhen, bis sie um exakt 25 % gekürzt ist. 25   % sind richtig viel, höchstwahrscheinlich sogar zu viel, aber darum geht es in diesem Moment nicht. Hier soll nur geübt werden, auch dann noch weiter zu kürzen, wenn man glaubt, nichts mehr zu finden, was noch weg könnte. Außerdem soll man bei dieser Übung beobachten, wie sich der Text während des Kürzungsprozesses verändert. Vielleicht erreicht die Geschichte ihre ideale Form, wenn sie um 8   % oder 17   % schlanker ist, aber stören Sie sich ein einziges Mal nicht daran, sondern streichen Sie gnadenl os weiter bis 25   % weg sind.
     

Das Adjektiv: Freund oder Feind?
     
    Für Autoren, die noch über wenig Erfahrung mit dem literarischen Schreiben verfügen, erscheint das Adjektiv (auch bekannt als Eigenschaftswort, Beiwort oder Wiewort) als die ideale Lösung, um dem Leser das zu vermitteln, was der Autor vor dem geistigen Auge sieht. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn zu viele Adjektive, oder wie man gleich sehen wird, die falschen, und schon wirkt der Text überladen oder beliebig. Das gleiche gilt auch für Adverbien. Wie so oft ist es also auch hier eine Frage der Dosis.
     
    Wertende und sinnliche Adjektive
     
    Es gibt zwei Sorten von Adjektiven: wertende und sinnliche. Das wertende Adjektiv, also Wörter wie super, großartig, schlecht, belanglos, drückt die Einschätzung des Sprechenden aus. Im Grunde

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