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Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Titel: Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James L. Wilson
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Medizin sich damit schwertut, die Nebennieren-Insuffizienz anzuerkennen
    »Herr Doktor, ich glaube, ich leide unter Hypoadrenie«, sagte die Patientin. »Ich bin immerzu erschöpft und deprimiert und habe in den letzten vier Jahren mehrere emotionale Schockzustände erlebt – einen schweren Verkehrsunfall und zwei Operationen, die eine wegen Gebärmutterkrebs und die andere wegen eines Abrisses der Achillessehne. Ich bin seitdem nicht mehr die Alte. Schon die kleinste Anforderung haut mich um.«
    »Hypoadrenie?«, antwortete der Arzt. »Was ist Hypoadrenie? Meine medizinische Ausbildung dauerte zwölf Jahre, und ich habe während dieser Zeit nie etwas davon gehört. Ich bin derjenige, der hier die Diagnose stellt.«
    Diese Geschichte erzählte mir eine Patientin, die sich an ihr erstes Gespräch mit einem Arzt über ihre Nebennieren-Insuffizienz erinnerte. Eine geschwächte Funktion der Nebennieren wird in der modernen Medizin im Allgemeinen nicht diagnostiziert, obwohl sie unter den verschiedenen Bezeichnungen schon seit über hundert Jahren bekannt ist und Tausende von Ärzten sie in der eigenen Praxis oder im Krankenhaus mehr oder weniger bewusst behandelt haben. Auch wird dieses Krankheitsbild bis heute nicht an der medizinischen Hochschule gelehrt. Der durchschnittliche Arzt hat deshalb noch nie etwas von ihr gehört und kann sie daher auch nicht diagnostizieren. Selbst Endokrinologen, also Spezialisten für die endokrinen Drüsen, zu denen auch die Nebennieren gehören, erkennen nur selten eine Nebennieren-Insuffizienz als eigenes Krankheitsbild und sind kaum darauf vorbereitet, sie auch zu behandeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich als Betroffener selbst informieren. Diejenigen, von denen Sie eigentlich Hilfe erwarten, werden Ihnen wahrscheinlich nicht wirklich weiterhelfen. Eine geschwächte Nebennierenfunktion gehört zu den Beschwerden, die die konventionelle Medizin weitgehend nicht wahrnimmt.
    Trotz der Tatsache, dass die Hypoadrenie im frühen 20. Jahrhundert als eigenes Krankheitsbild galt, ist dies heute – zumindest offiziell – nicht mehr der Fall. Mit ein paar seltenen Ausnahmen ist die Addison-Krankheit die einzige Form der Hypoadrenie, die von der Medizin anerkannt wird. Die Addison-Krankheit (extrem niedriger Cortisolspiegel) und das Cushing-Syndrom (extrem hoher Cortisolspiegel, der meistens durch Steroide in Form von Medikamenten verursacht wird) tauchen in der medizinischen Literatur auf, aber die Nebennieren-Insuffizienz, unter der viel mehr Menschen leiden als unter der Addison-Krankheit und dem Cushing-Syndrom zusammen, findet nur ganz vereinzelt mal Erwähnung.
    Der Einfluss der Pharmaindustrie und der Krankenkassen auf die Medizin. Man bekommt einen interessanten, wenn auch leicht irritierenden Einblick in den Aufbau des modernen Gesundheitssystems, wenn man sich anschaut, warum die konventionelle Medizin die Nebennieren-Insuffizienz nicht als existent wahrnimmt. Pharmaindustrie und Versicherungsgesellschaften haben in den letzten fünfzig Jahren einen enormen Einfluss auf das Selbstverständnis der Medizin ausgeübt. Die Ärzteausbildung und die Gesundheitsfürsorge haben sich von Grund auf gewandelt. Wo der Arzt sich früher die Symptome seiner Patienten anschaute und sie körperlich untersuchte und aus beidem seine Schlussfolgerung zog, verlässt er sich heute auf eng definierte Labortests und numerische Diagnosen, die von den Krankenkassen vorgegeben werden. Die Gesundheitsindustrie hat die Ärzte dazu gezwungen, sich bei der Diagnose und Behandlung von allen Krankheiten an strikte Vorgaben zu halten. Medikamente und Operationen sind in der Regel die einzigen Therapieformen, die die moderne Medizin zu bieten hat, auch wenn sie im speziellen Fall gar nichts nutzen. Wenn also eine Krankheit sich nicht in einem Labortest zeigt und auch nicht in eine Diagnoseschublade passt, wenn ihre Symptome weder operativ noch medikamentös zu beseitigen sind, dann ist das Problem offenbar nicht real.
    Viele Ärzte sind heute durch die Pharmaindustrie und die Krankenkassen sowie durch die Erwartungen ihrer Patienten, schnell wieder gesund zu werden, stark in ihrer Berufsausübung reglementiert. Als Resultat dieser Einflüsse und aufgrund gewisser Einseitigkeiten in ihrer Ausbildung denken und handeln sie entsprechend der pharmazeutischen Medizin, indem sie bei Beschwerden die geeigneten Medikamente verschreiben. Weil sie Angst haben, wegen Fehlbehandlung zur Rechenschaft gezogen zu

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