Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz
sie in einem unschuldigen Tonfall: »Doktor, als ich das letzte Mal bei Ihnen war, sagten Sie, ich sollte Tom klipp und klar sagen, was mir nicht gefällt. Nachdem er eines Abends von einer Sauftour nach Hause gekommen war und mich mehrmals um den Tisch gejagt hatte, legte er sich auf sein Bett und schlief ein. In diesem Moment erinnerte ich mich an Ihre Worte. Ich wusste, dass ich ihm jetzt klarmachen musste, wie ernst es mir war, oder es würde immer so weitergehen. Obwohl er betrunken war, musste ich es ihm an diesem Abend sagen, denn ich wusste nicht, ob ich noch einmal den Mut dazu aufgebracht hätte. Ich ging also an sein Bett, auf dem er ausgestreckt auf dem Rücken lag, und schlug ihm mit der Bratpfanne mitten ins Gesicht. Als er mit aufgerissenen Augen hochschreckte, sagte ich ruhig: ›Tom, hörst du mir jetzt mal zu?‹ Er nickte. Ich sagte: ›Tom, du kannst mich nicht länger so behandeln. Ist das klar?‹ Er nickte erneut und bewegte dabei seinen Kopf demonstrativ hoch und runter. Dann sagte ich: ›Das hoffe ich sehr, denn wenn du noch einmal auf mich losgehst, dann weiß ich nicht, was ich tun werde. Hast du verstanden?‹ Erneut nickte er, woraufhin ich zurück in die Küche ging. Ich fühlte mich schon viel besser. Wir sprachen nie wieder über den Vorfall, und ich weiß nicht, was er seinen Arbeitskollegen am nächsten Tag erzählt hat, als sein ganzes Gesicht grün und blau war, aber seitdem ist Tom wie verwandelt.«
Ich hätte natürlich niemals jemandem zu dem geraten, was sie getan hatte, und in ihrem Fall hätte ich es mir auch gar nicht vorstellen können. Dennoch nahm Jeannie ihr Leben auf ihre Art und Weise sprichwörtlich wieder in die Hand und veränderte aktiv ihre Situation. Ihr Handeln half ihr, ihre kräftezehrende Nebennierenschwäche zu überwinden. Sie liebte ihren Mann, obwohl er sie brutal behandelte. Das Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit hatte sie körperlich und gefühlsmäßig ausgelaugt. Wichtig war, dass sie einen Entschluss fasste und handelte. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie, falls es ein nächstes Mal geben sollte, nicht wieder zu solch drakonischen Maßnahmen greifen muss …
Den inneren Stress loswerden – Umdeuten (Reframing)
Wir wollen uns nun anschauen, wie man den Stress in einer Situation verringern kann, die sich gegenwärtig nicht verändern lässt. Es gibt viele populäre Methoden, die durch Bücher, DVDs und Seminare verbreitet werden und uns zeigen, wie man sich negativen Einflüssen entziehen kann. Viele dieser Methoden arbeiten mit der Vorstellungskraft und dem Sinn für Humor. Die Neurolinguistische Programmierung (NLP) etwa bietet zahlreiche effektive Übungen an, um die eigene Wahrnehmung und damit die Gefühle in Bezug auf eine Person oder eine Situation zu verändern. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, dass jemand, der Ihnen Angst einflößt, nicht im Anzug, sondern in Unterhose vor Ihnen steht. Sie können sein Gesicht in Ihrer Vorstellung verzerren, seine Nase in die Länge ziehen, seine Augen und Ohren vergrößern und still vor sich hin singen: »Mi-cky-maus.« Dies wirkt besonders gut bei einem unangenehmen Chef. Sie können aber auch einen unsichtbaren Schutzschild zwischen sich und die andere Person halten, damit deren negative Energie daran abprallt und auf die Person selbst zurückschlägt und nicht Sie sich schlecht fühlen müssen.
Wenn wir die Art und Weise verändern, wie wir auf eine Person oder Situation reagieren, durchlaufen wir einen Prozess des Umdeutens. Obwohl der Begriff »Umdeuten« aus dem Bereich des NLP stammt, wird diese Methode schon so lange angewendet, wie sich Menschen ihrer Vorstellungskraft bedienen.
Leslie war eine strahlende, energiegeladene Ärztin und hatte gerade ein zehnjähriges Erforschungsprogramm einer neuen Behandlungsmethode für Tuberkulose abgeschlossen, als sie ihren »schwarzen Tag« erlebte. Auf der Fahrt nach Dallas, wo sie Investoren treffen wollte, um mit ihnen über die weitere Finanzierung ihrer Tuberkuloseforschung zu sprechen, hatte ihr Auto eine Panne, und sie musste zum Flughafen trampen. Kaum hatte ihr Flieger abgehoben, stellte sie erschrocken fest, dass sie ihre Präsentation im Wagen des Autofahrers liegen gelassen hatte, der so freundlich war, sie mitzunehmen – mit dem Ergebnis, dass sie den Investoren kein konkretes Angebot machen konnte. Und um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, musste sie bei Ihrer Rückkehr feststellen, dass ihr defektes Auto vom Straßenrand
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