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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Der Gewehrlauf senkte sich in Richtung des Bodens und sie sah, wie sich der dunkle Fleck bewegte, aufstieg wie eine fette und kurvenreiche Schlange und wie ein übergroßer Schatten hinter Archer stand. In ihrem Augenwinkel sah sie, dass sich noch etwas bewegte – der Sheriff sprang über das Geländer.
    »Das Glockenmonster«, schrie Ronnie.
    Das Glockenmonster.
    Das wirkliche Böse.
    Denn das Böse hatte kein Fleisch. Das Böse benötigte keine Substanz.
    Als sich die schwarze Form auf Archer legte und in ihn eindrang, durch seinen teuren Anzug und sein geschniegeltes Haar sickerte, lächelte Mama Bets Sohn sie an.
    »Ich liebe dich, Mutter«, sagte der Prediger, obwohl seine Zähne genau das Gegenteil verkündeten.
    Seine Zähne sagten: Du bist bald an der Reihe für deinen Beitrag auf dem Opferteller, du dumme, blinde Schlampe. Und wenn ich dir etwas sagen darf: Du bist schlimmer als all die Anderen zusammen. Weil du mir gedient und es GELIEBT hast. Du hast es geliebt, dass dein Gesicht in das verdorbene Fleisch der alten Familien gepresst wurde. Du hast den Körper Gottes verschlungen wie ein Schwein, das am Trog schnaubt.
    Und die furchtbare Wahrheit traf sie wie eine zehn Kilogramm schwere Bibel, die aus den Höhen des Himmels auf sie herabfiel.
    Sie hob das Gewehr und betätigte den Abzug. Der Kolben stieß gegen ihre Schulter, während der Knall von den hölzernen Wänden der roten Kirche zurückgeworfen wurde.
     
    Frank beugte sich über das Geländer. Die anderen hatten ihn vergessen, alle außer Archer, der alles wusste und immer ein glänzendes Auge auf den Sheriff gerichtet zu haben schien. Auch in seiner Schlamm-Verkörperlichung gehörte dem Priester die rote Kirche.
    Aber als der Schatten des Glockenmonsters aufgestiegen war, hatte Frank gewusst, dass Archer schon immer hier gewesen war und in vielfacher Gestalt die Menschen von Whispering Pines heimgesucht hatte, seit sich die ersten Familien auf diesen unnachgiebigen Hügeln niedergelassen hatten. Vielleicht war es schon hier gewesen, als zum ersten Mal die Sonne aufgestiegen war. Vielleicht war es etwas Böses, das älter war als die Hoffnung, älter als Religion, älter als alles, von dem die Menschen glaubten, dass sie es verstanden. Und weil Frank nicht länger an Gott glaubte, glaubte er auch nicht mehr an den Teufel.
    Das spielte keine Rolle. Wen kümmerte eine namenlose, gesichtslose Ewigkeit? Was zählte war, dass er jetzt und hier Ronnie retten konnte. Frank hatte Samuel im Stich gelassen, aber vielleicht war das seine Chance auf Wiedergutmachung.
    Der Sheriff sprang über das Geländer und packte den Jungen, hob ihn hoch und trug ihn von dem Prediger weg. Archer blickte sie nicht einmal an, er hatte seine Hände in Ergebenheit ausgebreitet, während er zu seiner Mutter sprach. Linda stand in Schockstarre am Rand des Altars und schüttelte langsam den Kopf, als wenn ihr jemand gesagt hätte, dass der Kaiser keine Kleider anhatte, und sie nun seine Nacktheit bemerkte.
    Erschieß es.
    Frank konnte es nicht töten, weil dadurch das Ding nur zurückgebracht werden würde, noch mächtiger als jemals zuvor. Aber Mama Bet war sein Schöpfer, auf gewisse Weise. Zumindest auf menschliche Weise. Wenn das Archer-Schatten-Ding ein uraltes Böses war, musste es irgendwo seinen Anfang gehabt haben. Und alles, was einen Anfang hatte, hatte auch ein Ende.
    Ronnie fühlte sich leicht in den Armen des Sheriffs an, als sie vom Altar und den Gang entlang flohen. Sheila, oder was auch immer Sheila gewesen war, war verschwunden. Frank dachte an ihre Berührungen, aber nur kurz. Er wurde besser darin zu vergessen.
    Der Schuss ertönte, als er in der Mitte der Kirche war, und er konnte nicht anders. Er musste sich umdrehen und zurückblicken.
    Archer stand mit ausgebreiteten Armen, die Handflächen nach oben, die Augenbrauen gehoben, ein staunend geöffneter Mund, ein Messias an einem unsichtbaren Kreuz.
    Ein kleiner roter Fleck erschien auf seinem weißen Hemd, ein paar Zentimeter neben seiner Krawatte.
    Ins Herz getroffen.
    Archers Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte. Das Gesicht veränderte sich schnell, zu Schlamm und Puma, zu Samuel und dann zu einem Dutzend, nein, einem Hundert anderer Gesichter, die Frank nicht erkannte. Dann wurde es wieder zu Archers Gesicht.
    »Mann!«, flüsterte Ronnie.
    Archers Augen bewegten sich himmelwärts, als suchten sie eine große, mitleidige Hand, die herabkommen und ihn aufnehmen würde. Aber über ihnen war

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