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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Gemeinde bei einem fröhlichen Ritual anleitet.
    Sie waren immer noch am Essen und Reden, als die Scheinwerfer am dunklen Ende des Schotterwegs auftauchten und wie zwei Glühwürmchen auf und ab tanzten.

 
     
    V.
    Das Anklopfen war überflüssig, aber Roby wusste, dass es als Geste der Achtung gedacht war. Alfred, der nun mit Ausnahme einiger Flecken auf seinem Hemd sauber war, öffnete die Fliegengittertür und ließ Barnaby eintreten. Der Bestatter trug seinen nachtblauen Anzug, den er immer anhatte, wenn er zu einem Leichenschmaus ging. Sein schwarzer Anzug, der ernste, handgeschneiderte, war für die Aufbahrung und die Beerdigung reserviert.
    Roby nickte Barnaby zu. Barnaby lächelte zur Begrüßung, während es ihm gleichzeitig irgendwie gelang, auf seinem Gesicht weiterhin einen Ausdruck von Trauer zu tragen. Roby bewunderte das fachgemäße Talent des Mannes. Oder vielleicht war es kein Talent. Vielleicht hatte sich sein Gesicht einfach auf diese Weise verändert und war von unzähligen Begräbnissen gezeichnet worden, mit ernsten Zügen, die verwittert waren wie ein Grabstein, der zu viele Stürme überstehen musste.
    »Guten Abend, Mrs. Ridgehorn«, sagte er. Die Witwe hatte sich erhoben und ließ sich von Barnaby die Hand schütteln. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen. Wir sollten die letzten Details für die Beerdigung besprechen.«
    »Es muss sein«, antwortete die Witwe. »Es hat keinen Sinn, so zu tun, als sei er nicht tot.«
    »Ich übernehme das für Mom«, sagte Marlene. »Ich werde alles unterschreiben.«
    Barnaby hatte durch seinen gekrümmten Rücken, den langen Hals und das spitze Gesicht Ähnlichkeit mit einem Geier. Er krümmte sich noch tiefer, um seine Schicksalsergebenheit zum Ausdruck zu bringen.
    »Wir wollen nichts Ausgefallenes«, warf Alfred ein. »Eine ganz normale Baptisten-Feier, der Prediger hält seine Predigt, dann singt der Chor ein Lied und es geht direkt von der Kapelle zum Familienfriedhof.«
    »Und keine weiteren Kränze mehr«, sagte Marlene. »Oder Kondolenzbücher. Keine Limousine, nur der Leichenwagen.«
    Barnaby blickte auf der Suche nach Bestätigung zur Witwe. Sie spitzte den Mund. Durch den Auflauf hatten ihre Lippen einen fettigen Glanz bekommen. »Ich denke, Jacob hätte nicht gewollt, dass großer Aufwand betrieben wird.«
    »Wie Sie möchten«, sagte der Bestatter.
    Roby nahm einen sanften Hauch von Formaldehyd über dem Essensgeruch war.
    Der Tod dringt in einen Menschen ein, wenn der sich lange genug in seiner Gesellschaft befindet. Der Atem wird zu Fäulnisgas, die Haut zu Staub. Die Augen werden zu erlöschenden Lichtern, trocken und grau und leer. Er kehrt zwar langsamer in die Erde zurück als seine Kunden, aber der Prozess ist fast genauso einseitig ausgerichtet und führt zum selben Ergebnis.
    »Möchten Sie etwas essen?«, fragte ihn Anna Beth.
    »Nein danke, ich habe bereits gegessen.« Barnaby ging um die Kücheninsel herum und schüttelte Alfreds Hand. Die Adern am Hals des Bestatters pulsierten sichtbar unter seiner dünnen Haut. »Alfred, mein Beileid.«
    »Unser Leid ist ihr Gewinn.«
    Roby erstarrte, aber das farblose Lächeln, mit dem der Bestatter reagierte, nahm die Bissigkeit aus der Bemerkung. »Wenn Sie Ihr Kinn so vorstrecken, sehen Sie genauso aus wie ihr Vater«, sagte er.
    Alfred wusste nicht, ob er das als Lob oder als Beleidigung auffassen sollte. »Möchten Sie Kuchen? Der Süßkartoffelkuchen ist alle, aber es gibt noch Schokoladenkuchen und Gugelhupf. Schlagen Sie zu!«
    »Das ist nett, aber ich bin wirklich nur zur Klärung der Detailfragen vorbeigekommen.«
    »Machen Sie schon, Barnaby«, sagte Roby. »Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Ihre Augen trafen sich.
    »Ist wirklich kein Süßkartoffelkuchen mehr da?«, fragte Barnaby.
    »Alles weg«, antwortete Roby.
    »Muss lecker gewesen sein.«
    »Ja. Beverly Parsons hat ihn gebacken.«
    Sarah nahm einen Teller aus dem Schrank und stellte ihn vor Barnaby hin. Er rieb sich die Hände und sagte: »Nun, weil Sie so gastfreundlich sind.«
    Anna Beth schnitt ein Stück vom Gugelhupf ab. Barnaby fragte schon nach Nachschub, bevor Roby es ihm anbieten konnte. Roby fragte sich, wie der Mann so dünn bleiben konnte, bei all den Leichenschmäusen, die er Jahr für Jahr besuchte. Nachdem er das zweite Stück verspeist hatte, zog er ein Taschentuch aus einer versteckten Tasche in seinem Anzug und wischte sich damit die Krümel vom Kinn.
    »Ich habe die Blumen draußen im Wagen«, sagte er.

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