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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Roby. »Sie wollen doch Ihre Mutter nicht enttäuschen. Oder nicht noch mehr, als Sie es ohnehin schon getan haben.«
    Alfred hastete um die Kücheninsel herum und warf dabei eine Schale mit grünen Bohnen zu Boden. Er packte den Schinken am glatten Knochenstück, das aus dem roten Fleisch hervorstand. Den Schinken schwingend wie der biblische Samson den Kiefer eines Esels, griff er Roby an. Der duckte sich unter zwei Hieben hindurch, während er hörte, wie der Atem aus Alfred Lunge entwich. Dann drehte er sich um, griff blindlings nach etwas auf der Kücheninsel, bekam Beverly Parsons’ Todeskuchen zu fassen und drückte ihn Alfred ins Gesicht.
    Alfred erstarrte, mehr verdutzt als verletzt. Der Schinken glitt aus seinen Fingern und landete auf dem Boden. Cindy kreischte vor Panik. Sarah stand am anderen Ende der Kücheninsel, den Abwaschlappen in der Hand.
    Alfred trat zwei Schritte nach hinten, dann fing er an, die süße Orangensoße aus seinen Augen zu wischen.
    »Tut mir leid«, sagte Roby mit kaum hörbarer Stimme.
    Mittlerweile hatte sich der Rest der Familie in der Küche eingefunden. Die Witwe stand gebeugt, blickte missgünstig und versuchte, der Sache einen Sinn zu geben. Buck kämpfte sich durch seine angeheirateten Verwandten zu Sarah. Marlene entschlüpfte ein Lachen, das so klang wie der letzte Aufschrei eines Schweins im Schlachthof. Anna Beth sagte drei oder vier Dinge gleichzeitig, nichts davon in ganzen Sätzen und mit nur wenigen Wörtern, die als solche zu erkennen waren.
    Alle beobachteten Alfred und warteten auf seine Reaktion. Er blinzelte durch die Sauerei, die in seinem Gesicht hing, und blickte auf die Kuchenfüllung und die Krustenstücke auf seinen Händen.
    »Entschuldigung«, flüsterte Roby.
    In der Stille waren die Geräusche der Abenddämmerung durch die Fenster und die Fliegengittertür zu hören. Die Kühe waren von ihrer Weide heruntergekommen und stießen gegen das verzogene Robiniengatter, das ihnen den Weg zum Stall versperrte. Ein Jagdhund bellte auf einem entfernten Bergkamm, das Läuten der Todesglocke für einen Waschbären. Ermutigt durch die kühle Dunkelheit zirpte nun eine ganze Armee von Grillen. Ein verirrter Nachtfalter kämpfte gegen das Drahtgitter vor dem Küchenfenster.
    Alfred streckte die Hände nach vorn, die Handflächen nach oben, so als ob er ein Stigma hätte und wollte, dass die anderen Zeugen dieses Wunders würden.
    Die Stille breitete sich aus, bis der ganze Raum davon erfüllt war.
    »Sie haben recht, Roby«, sagte er schließlich. »Das ist ein verdammt guter Kuchen.«
    Nun lachte Marlene wirklich. Die Witwe bewegte sich vorwärts. Ihre Beine waren vom Alter gezeichnet, jeder Schritt war ein knarzender Fluch, der an die Schwerkraft gerichtet war. Roby fühlte, wie seine Muskeln sich lockerten, und er richtete sich aus der Kampfhaltung auf, die seine Eingeweide zusammengeschnürt hatte. Alfreds Zunge stieß hervor und leckte an dem Kuchen, der um seine Lippen herum klebte. Dann schleckte er die dicke Füllung von seinen Handflächen.
    Die Spannung, die das Haus den ganzen Tag erfüllt hatte, löste sich auf wie Dunst in der sonnigen Morgendämmerung. Alle begannen gleichzeitig zu sprechen, Sarah gab Alfred ein Geschirrtuch, damit er sich säubern konnte, Roby hob die Kuchenform und den Schinken vom Boden auf, wobei er auch die größeren Stücke des Kuchens einsammelte. Buck nahm einen sauberen Teller aus dem Schrank und häufte Kartoffelbrei darauf, dann zerstieß er die Haut, die sich auf der kalten Soße gebildet hatte. Er träufelte Soße auf den weißen Berg auf seinem Teller, schließlich fügte er noch Karottenscheiben hinzu.
    Cindy half Alfred dabei, sich abzuwischen, und küsste ihn auf den Mund, bevor der Kuchen ganz weg war, so dass ihre Lippen ebenfalls klebrig und verschmiert waren.
    »Ich hoffe, deine Mutter bringt dir bei, ebenso gut zu backen«, sagte Alfred zu ihr.
    Sarah nahm für alle Teller aus dem Schrank. Die Witwe hatte Appetit auf Auflauf. Roby spülte den Schinken in der Spüle ab und legte ihn wieder auf den Servierteller. Anna Beth schnitt sich eine Scheibe davon ab und legte sie zwischen die beiden Hälften eines Brötchens. Marlene nahm sich eine fettige, unförmige Frikadelle. Roby setzte Teewasser auf und alle bearbeiteten den Berg aus Essen, während sie mit Ausnahme der Witwe um die Kücheninsel herumstanden. Die Witwe saß auf einem schiefen Stuhl. Ihr Kopf war nach vorne gebeugt wie der eines Pfarrers, der seine

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