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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Johnny beugte sich nach vorne und Roby konnte einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Ausdruckslose Augen, die Wangen und Augenhöhlen dunkle Grotten. Ein Gesicht, das so aussah, als habe es seine Substanz aus der umgebenden Dunkelheit bezogen, sich aus Erde zusammengeflickt und sich in der kalten Schmiede der Nacht geformt.
    Johnny zog den Koffer in den Schatten und ließ die Messingschlösser aufschnappen. Roby wollte nicht sehen, was sich darin befand.
    In der ersten Nacht hatte Johnny ihn mit dem leeren Koffer zu Clawsons Bestattungsinstitut geschickt. Barnaby hatte kein Wort gesagt, ihn nur gemustert, als ob sie ein unausgesprochenes Geheimnis teilten, und den Koffer genommen. Roby hatte gewartet, während Barnaby mit irgendetwas im Hinterzimmer beschäftigt war. Dann hatte Barnaby Roby den Koffer zurückgegeben, der nun ein paar Pfund schwerer war. Und Roby war wieder hinaus nach Mule Camp gefahren und hatte ihn bei Johnny Divine abgeliefert.
    Dann hatte Johnny Roby die Anweisung gegeben, sich zur Familie des Verstorbenen zu begeben und ihnen die Trauerarbeit zu erleichtern.
    Damals hatte Roby nichts verstanden, aber nun wusste er mehr als genug.
    Genug, um seine Hand auszustrecken, als Johnny Divine ihm das zerknitterte Stück Papier gab.
    »Würden Sie bitte, Sir?«, sagte Johnny Divine. »Meine Augen sind nicht mehr die besten.«
    Roby las den Namen, der oben auf dem Dokument geschrieben stand. Glenn Claude Isenhour.
    Roby kannte Isenhour nicht, aber er hatte das Gefühl, dass er bald sein Cousin zweiten Grades sein würde. Ein Mitglied der trauernden Familie.
    »Macht es Ihnen etwas aus, es laut vorzulesen?«, fragte Johnny.
    Roby räusperte sich und hielt das Papier höher, damit mehr Mondlicht darauf fiel. Er strebte eine Mischung aus Feierlichkeit und Energie in seiner Stimme an, so als ob er ein Nachrichtensprecher wäre.
    »Glenn Claude Isenhour, wohnhaft 1235 Pleasant Valley Road, Barkersville, verstarb im Alter von 72 Jahren nach langer Krankheit am Donnerstagmorgen, den 18. September, im Krankenhaus von Pickett County.«
    »Mister Glenn Claude Isenhour wurde am 27. Dezember 1930 als Kind der mittlerweile bereits verstorbenen Otis Cornell Isenhour und Beulah Florence Cook Isenhour geboren. Mister Isenhour nahm am Koreakrieg teil.«
    »Mister Isenhour folgt seiner Ehefrau Sally Ruth Ridgehorn Isenhour. Hinterbliebene sind seine Tochter Mary Ruth Eggers, sein Sohn Glenn Claude Isenhour Jr., die beiden Enkelkinder Glenn Claude ›Trey‹ Isenhour III. und Emily Faye Isenhour sowie zahlreiche Neffen und Nichten.«
    »Der Gedenkgottesdienst für Mister Glenn Claude Isenhour wird am Samstagnachmittag um 14 Uhr in der Kapelle des Bestattungsinstituts Clawson unter Leitung von Pastor Barnaby Clawson stattfinden. Das Begräbnis folgt im Anschluss auf dem Friedhof der Baptistenkirche von Shady Valley.«
    Roby machte eine Pause. Ihm war bewusst, dass seine Stimme das einzige Geräusch der Welt war. Es war, als ob die Wände der alten Tankstelle, der sie umgebende Wald und die sanften dunklen Hügel ihm zuhörten.
    »Weiter«, sagte Johnny Divine. »Jetzt kommt der interessante Teil.«
    »Die Familie wird Freunde und Bekannte bei der Aufbahrung am Freitagabend vor dem Gedenkgottesdienst von 19 bis 20 Uhr empfangen. Zu anderen Zeiten wird sich die Familie im Haus von Mary Ruth Eggers, 4752 Old Cove Road, befinden. Statt Blumen bittet die Familie um Spenden an die Vereinigung der Kriegsveteranen, Regionalbüro 1393, Barkersville. Mit der Abwicklung der Bestattung wurde das Bestattungsinstitut Clawson betraut.«
    Johnny lehnte sich in seinem Schaukelstuhl zurück, als ob er gerade eine reichhaltige Mahlzeit zu sich genommen hätte. »Mister Glenn Claude Isenhour.«
    »Kannten Sie ihn?«, fragte Roby.
    »Ich habe vor kurzem seine Bekanntschaft gemacht.«
    Roby blickte sehnsüchtig zu seinem Pick-up zurück.
    »Sie sollten es nicht so eilig haben«, sagte Johnny.
    Woher wusste er das? Er konnte nicht sehen.
    Aber es gab andere Arten des Sehens. Solche, die einen sogar in tiefster Dunkelheit bis auf die Knochen durchschauen konnten. Solche, die einem direkt ins Herz blickten.
    »Ich habe ein Problem«, sagte Roby.
    »Weiß ich. Jacob hat mir alles erzählt.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nun, Sie wollen doch nicht wirklich, dass Jacob mit nur vier Fünfteln seiner Seele das Urteil empfangen muss, oder? Also sollten Sie sich überlegen, wie Sie das letzte Familienmitglied doch noch dazu bewegen, ein Stück vom

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