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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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der Witwe manövriert. Buck und Alfred trugen ihre Anzüge, als ob es Zwangsjacken wären; sie standen stocksteif, und das Fleisch quoll am Hals über ihre weißen Hemdkragen.
    Die Witwe hatte ein dunkelblaues Kleid an. Es brachte Unglück, bei einer Beerdigung neu gekaufte Kleidung zu tragen, und sie besaß nichts Schwarzes. Marlene trug einen Rock und eine Bluse, die für den Anlass viel zu weit aufgeknöpft war. Sie ging Roby aus dem Weg, war stiller als sonst und blieb abseits. Sarah hatte das gleiche gemusterte Kleid an, in dem sie beim Leichenschmaus erschienen war. Anna Beth trug einen gelben Pulli, ein braunes, knielanges Kleid und Schuhe, die dicke, schräge Absätze hatten.
    Sie wirkten alle fehl am Platz und so, als ob sie sich unbehaglich fühlten. Doch der Ehrengast, Jacob, sah aus, als wäre er für genau diesen Augenblick zur Welt gekommen. Seine Lippen und Augen waren entspannt, seine Stirn glatt. Jede Strähne seines grauen, dünnen Haars war am richtigen Platz und legte sich sanft über seinen pfirsichfarben glänzenden Schädel. Barnaby hatte sogar die kleinen Härchen aus seinen Ohren gezupft. Jacob strahlte unter der sanften Deckenbeleuchtung, sein Sarg glänzte, sein Körper ruhte auf dem üppigen Innenpolster. Er mochte von einem angenehmen Spaziergang zu einem fernen, hell erleuchteten Tor träumen.
    »Er sieht aus, als ob er schläft«, sagte eine gebückte alte Frau, auf deren silberblau getöntem Haar ein kleines schwarzes Netz thronte.
    »Er sieht sehr gut aus«, sagte die Witwe.
    »Ja, sie haben ganze Arbeit mit ihm geleistet.«
    Roby wollte der alten Frau auf die Zehen treten. Man sollte annehmen, dass sie sich zu benehmen gelernt hätte. Immerhin war das bestimmt nicht ihre erste Aufbahrung.
    »Ich hab ihn nur einmal berührt«, sagte die Witwe. »Hat mich zum Heulen gebracht. Seine Haut war so kalt.«
    »Ich erinnere mich, wie ich meinen Henry gefunden hab, auf der Toilette zusammengekrümmt. Ich dachte, er wäre am Drücken, weil er doch in seinen letzten Jahren so sehr unter Verstopfung litt. Aber ich hab ihn berührt und er war eiskalt. Ist vornüber auf den Boden gefallen und lag dort, während ich schrie.«
    »Gnä’ Frau«, sagte Roby. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber die Schlange ist sehr lang und wir möchten die Familie nicht zu lange beanspruchen.«
    Die alte Frau nickte zustimmend mit dem Kopf. »Ja, kann ich verstehen. Die Familie bekommt wahrscheinlich nicht viel Schlaf.«
    Sie schlurfte ein paar Schritte weiter und umarmte Marlene, dann die anderen Mädchen. »Sagen Sie, wissen Sie, wann die Beerdigung ist?«
    Barnaby Clawson stand in der Nähe des Ausgangs und hatte die Hände über dem untersten Knopf seines Jacketts gefaltet. »Gnä’ Frau, die genauen Informationen sind auf der Tafel draußen ausgehängt.«
    Die alte Frau ging zu ihm und berührte seinen Unterarm. »Sie haben ganze Arbeit mit ihm geleistet.«
    »Vielen Dank, gnä’ Frau.«
    Roby wartete, bis die alte Frau die Kapelle verlassen hatte, vergewisserte sich, dass die Witwe mit besorgten Nachbarn beschäftigt war, und ging zu Barnaby.
    »Marlene hat nichts von dem Kuchen gegessen«, sagte Roby.
    »Ich weiß«, antwortete Barnaby, ohne seinen einstudierten Gesichtsausdruck der Trauer auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu verlieren.
    »Was soll ich tun?«
    »Haben Sie Sie-wissen-schon-wen gefragt?«
    »Warum haben Sie Angst, seinen Namen auszusprechen?«
    »Hören Sie, bei meiner Arbeit bekommt man allerhand mit. Einiges davon bleibt besser hinter verschlossenen Türen. Für diese Menschen …«, Barnaby bewegte seinen Kopf leicht in Richtung der Schlange derjenigen, die gekommen waren, dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen, »… ist die Show alles. Wir machen alle zusammen bei der großen Lüge mit. Jacob ist von uns gegangen, aber wir erweisen seinem Fleisch Achtung mit all diesen kleinen Ritualen, durch die wir uns besser fühlen sollen.«
    »Nun, Sie wären arbeitslos, wenn es diese Rituale nicht gäbe.«
    »Nein. Ich stecke so tief mit drin wie Sie und Beverly Parsons und der alte Mann. Wir sind Maden, die an derselben Leiche knabbern, wenn man es genau nimmt.«
    »Sie hätten es besser wissen sollen. Sie hatten es Ihr ganzes Leben lang vor Augen.«
    »Mein Sohn«, sagte Barnaby. »Er hatte Aids. Ich weiß, dass er anders ist, von Gott bestraft wurde und es auch verdient, aber ein Mann würde fast alles für seine Söhne tun, auch wenn sie ihn verachten.«
    »Und

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