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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Kuchen zu essen.«
    »Und wenn es mir nicht gelingt?«
    Der Stock pochte gleichmäßig auf den Boden, vier Schläge, fünf Schläge, dann stoppte er. »Sie werden einen Weg finden. Oder Sie könnten selbst auf der falschen Seite dieses Koffers landen.«
    »Ich muss zur Ridgehorn-Aufbahrung, und dann schnell hinüber zum Isenhour-Leichenschmaus. Ich gehe davon aus, dass der Kuchen morgen fertig sein wird.«
    »Oh, klar. Beverly Parsons weiß genau, dass sie uns nicht im Stich lassen kann. Die Leukämie ihrer Tochter ist schließlich nicht von selbst verschwunden. Außer, man glaubt an Wunder.«
    Roby hatte die Schnauze voll von Wundern. Er hatte zu viele miterlebt, von der schlechten Sorte, weder heilig noch erbaulich. Er blickte sich um und sah auf die Bäume, die von Weltengrün überwuchert waren. Er fragte sich, ob es etwas Schlimmeres geben konnte als diese endlose Abfolge von Leichenschmäusen, sein ständiges Vorgeben, ein Verwandter des Verstorbenen zu sein, seine endlose, seltsame Aufgabe. Er hatte schon zu viele Geheimnisse von Familien gehört, zu denen er nicht gehörte.
    Roby starrte in Johnny Divines farblose, blinde Augen. »Wie viele noch, Johnny? Wann habe ich endlich meine Schuld beglichen?«
    »Ich hab mir dieses Spiel von Leben und Tod nicht ausgedacht, ich bin selbst da hineingeschlittert. Glauben Sie, dass es mir Spaß macht, neben dieser verdammten gespenstischen Tankstelle zu sitzen, mitten in der Nacht, am Ende der Welt?«
    Roby hatte nie über die Motive dieses merkwürdigen Menschen nachgedacht. Barnaby Clawson machte weltlichen Gewinn; Roby und Beverly Parsons profitierten auf ihre eigene selbstsüchtige Weise. Die Toten zählten auf diese seltsamen Vorgänge, damit sie auf dem Weg zu einem mysteriösen Urteil in einer anderen Welt vorankamen. Aber Johnny Divine schien an beide Welten gebunden zu sein, an die der ramponierten Koffer und heruntergekommenen Tankstellen ebenso wie an die der Schatten und Geister.
    Obwohl Roby als Baptist erzogen worden war, hatte er seit seiner ersten Begegnung mit Johnny Divine neue Regeln gelernt. Für Gott und den Teufel gab es hier keinen Platz. Außer bei Johnny Divine handelte es sich um den einen oder den anderen. Oder um beide.
    In einem Anflug wütenden Mutes trat Roby nach vorn, bis er nur noch ein paar Schritte von dem alten Mann entfernt war. »Sagen Sie es mir, Johnny. Als Sie gestorben sind, wer hat Ihren Kuchen gegessen?«
    Der Atem des alten Manns roch wie der schale Gestank einer Werkstattgrube. »Wer sagt, dass ich tot bin?«
    Roby konnte nur nicken. Er blickte hinab auf den Koffer. Er hätte während der letzten paar Stunden jederzeit einen Blick hinein werfen können. Er hätte während jeder seiner Dutzend Kurierfahrten hineinblicken können. Wenn er Antworten wollte, hätte er sie bekommen können. Nicht alle, aber einige.
    Aber sogar eine Antwort würde zu viel sein.
    »Ich werde Jacob von Ihnen grüßen«, sagte Roby.
    »Sagen Sie ihm, dass er mal rauskommen und mich besuchen soll«, antwortete Johnny.
    Roby ging zu seinem Pick-up. Er war überzeugt, dass er, wenn er sich umdrehen würde, feststellen müsste, dass sich Johnny Divine im nächtlichen Nebel verflüchtigt hatte. Die Tankstelle wäre verschwunden. Der Koffer und sein Inhalt hätten niemals existiert.
    Er ließ den Motor an und fuhr zurück auf die Schotterstraße. Er blickte nicht ein einziges Mal in den Rückspiegel.

 
     
    X.
    Jacob Davis Ridgehorn mochte zwar ein einfacher Mann gewesen sein, ein Farmer und Bauarbeiter, aber angesichts des Andrangs bei der Aufbahrung wäre man nie auf diesen Gedanken gekommen.
    Die Kapelle von Clawsons Bestattungsinstitut war überfüllt und roch nach Parfüm, Blumen und Baptisten. Die Schlange reichte bis zur Tür hinaus, während Nachbarn, entfernte Verwandte und örtliche Würdenträger der Reihe nach Jacob in seinem Sarg betrachteten. Während sie an ihm vorbei defilierten, sagte jeder ein paar Worte, murmelte ein Gebet oder verbeugte sich würdevoll. Dann führte die Schlange zu den unmittelbaren Familienangehörigen, die Hände schüttelten oder diejenigen umarmten, die gekommen waren, um Jacob die letzte Würde zu erweisen.
    Oder die vorletzte, im Falle derer, die auch am eigentlichen Begräbnis teilnehmen würden.
    Roby stand der Witwe hilfreich zur Seite und versorgte sie mit Taschentüchern. Normalerweise erfüllte das älteste Kind diese Aufgabe, aber Roby hatte sich selbst unauffällig in den Familienverbund und an die Seite

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